Kirchhellen. .
Ihr ganzes Berufsleben über hatte Ulla Schwanitz denselben Arbeitgeber. Zumindest irgendwie. 46 Jahre hat sie im Gasthaus Berger gekellnert, vorher hat sie im angeschlossenen Lebensmittelgeschäft gearbeitet, auch zehn Jahre lang.
Jetzt nimmt die flotte 70-Jährige Abschied von ihrer geliebten Arbeit, so ganz langsam zumindest. „Wenn Not am Mann ist, springe ich natürlich ein“, sagt Ulla Schwanitz. Sie kann anscheinend noch nicht so ganz loslassen. Aber wer kann ihr das verübeln? Sie kennt manchen Stammgast sein Leben lang, arbeitet bereits für die vierte Generation von „Chefs“ im Familienbetrieb Berger und ist bei Gästen und Kollegen sehr beliebt. „Wir lassen sie noch nicht gehen“, sind sich auch die Kolleginnen einig.
Zufall oder gar Schicksal?
Dabei war es eher Zufall, oder vielleicht sogar Schicksal, dass aus der Lebensmittelverkäuferin eine Serviererin wurde. „Als der damalige Kellner in Kur fuhr, bin ich probehalber für ihn eingesprungen. Aber bei dem einen Mal ist es dann nicht geblieben“, sagt Ulla Schwanitz. An allen noch folgenden Feiertagen des Jahres hat sie das Team im Gasthaus Berger unterstützt. Und es stellte sich heraus: Das Kellnern war ihre Berufung. „So bin ich durch Zufall in die Gastronomie hereingerutscht.“ Die Arbeit im Gasthaus ließ sich auch besser mit dem Leben als junge Mutter verbinden, nun musste Ulla Schwanitz nicht jeden Morgen um acht Uhr im Lebensmittelgeschäft sein, ihre Arbeitszeiten waren flexibler.
„Ulla ist immer gern gesehen bei uns“, sagt Stefan Bertelwick, Junior-Chef des Gasthaus Berger. „Sie gehört quasi zur Familie. Und wir sind noch ein echter Familienbetrieb.“ Und auch für Ulla Schwanitz ist klar: „An erster Stelle steht Berger.“
Stellt sich die Frage, was die agile Teilzeit-Rentnerin nun mit ihrer hinzugewonnen Freizeit anfängt. „Jetzt werde ich mich mehr um die Enkelkinder kümmern können“, sagt sie, fügt aber auch prompt hinzu: „Und natürlich werde ich ab und zu Berger besuchen“.
In all den Jahren als Kellnerin hat Ulla Schwanitz so einiges erlebt. Probleme bereitet habe ihr allerdings nur die Einführung eines neuen Kassensystems vor ein paar Jahren, sowie die neue, aufwendige Kaffeemaschine. „Ich habe immer lieber mit dem Bonbuch gearbeitet und im Kopf gerechnet. Da bin ich auch immer noch sehr gut drin.“
Wie viel Trinkgeld sie in 46 Jahren erhalten hat, weiß Ulla Schwanitz nicht, doch hat sie die Erfahrung gemacht, dass die Beträge immer ganz unterschiedlich sind – von Gast zu Gast. „Aber natürlich zahlte sich Freundlichkeit schon immer aus“, sagt Ulla Schwanitz.