Bottrop. Von der Trinkerszene auf dem Berliner Platz geht laut Stadt Bottrop keine Gefährdung für Außenstehende aus. Kritik gibt’s am Unterstand dennoch.

Der Unterstand für die Szene am Berliner Platz, vor vier Jahren gebaut nahe des Kaufland-Einganges, ist und bleibt vielen Bottropern ein Dorn im Auge. Angst, Verunsicherung oder zumindest ein gewisses Unbehagen scheint viele zu befallen, die die oftmals obdachlosen Alkohol- oder Drogenabhängigen, die sich dort aufhalten, passieren.

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Im Sozialausschuss stellte Sozialamtsleiter Sascha Borowiak nun klar: „Wenn es zu Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten kommt, dann innerhalb der Gruppe. Es gibt keine Gefährdung oder Ähnliches für Außenstehende.“ In der Verwaltungsvorlage liest sich das so: „Aus Sicht der Verwaltung, der kommunalen Ordnungsbehörde und der Polizei liegen keine Erkenntnisse vor, dass von den Nutzer*innen des Unterstandes eine Gefahr für die Bevölkerung ausgeht.“

Bottroper Sozialamtsleiter: „Der Unterstand am Berliner Platz wird genutzt“

Auf Wunsch der Politiker hatte sich die Verwaltung noch einmal genauer mit dem Unterstand und seinen Nutzern befasst. Die geschilderte Erkenntnis stammt laut Borowiak vor allem aus den Beobachtungen des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD). Ordnungswidrigkeiten bzw. Strafanzeigen werden demnach überhaupt nur in geringem Maße festgestellt. Die Polizei wiederum könne aus den Straftaten, die es rund um den Berliner Platz gebe – inklusive Diebstählen im Supermarkt – nicht herausfiltern, welche sich allein auf den Unterstand beziehen. Daher teilte sie mit, keine offizielle Stellungnahme geben zu können.

Das Ziel, das mit dem Bau des Unterstandes verfolgt worden sei – nämlich der Trinker- und Drogenszene eine alternative Aufenthaltsmöglichkeit zum zentralen Berliner Platz samt Regenüberdachung vor dem Sushi-Restaurant anzubieten – sei erreicht: „Wo wir uns alle einig sind ist, dass der Unterstand genutzt wird“, so Borowiak.

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Dass der Standort am Durchgang vom ZOB zur Kauflandfiliale „alternativlos“ sei, wie Borowiak betonte, mochten auch schon früher in dieser Sache kritische Politikvertreter nicht so stehen lassen. „Ich werde nicht davon abrücken, dass wir den Standort nicht für den bestmöglichen halten“, unterstrich etwa Marianne Dominas (ÖDP).

Anette Bunse (CDU) vertrat die Auffassung: „Die Bürger haben ein Anrecht auf ihre Gefühle, und sie fühlen sich bedroht.“ Allerdings erinnerte sie daran, dass rund um ZOB und Berliner Platz ja verschiedene Gruppierungen unterwegs seien. Eben die Trinkerszene, „aber auch junge Menschen, die offensichtlich mit einer gewissen Aggressivität über den Platz marschieren.“ Irmgard Bobrzik (DKP) meinte, dass eine örtliche Verlegung des Unterstandes nicht dazu führen würde, dass der Berliner Platz zu einem angstfreiem Raum würde.

Belebung des Berliner Platzes: „Herausforderung der nächsten Jahre“

Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert stellte fest, dass die Situation auf dem Berliner Platz durch mehrere Facetten als unangenehm oder bedrohlich wahrgenommen werde. „Mir persönlich geht es nicht darum, diese Menschen von dem Platz wegzubekommen“, sagte sie.

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Sie wolle vielmehr die Nutzung des Platzes für andere Personengruppen attraktiver machen, den Platz anders bespielen und sozusagen für alle Bottroper zurückzuholen, wobei die Stadt die Jugendthematik auf dem Radar habe. „Da muss mehr passieren. Das wird die große Herausforderung der nächsten Jahre. Aber ich halte das für machbar.“

Im Gespräch mit der WAZ nannte Karen Alexius-Eifert als ein Beispiel zur Bespielung des Platzes ab nächstem Jahr Open-Sports-Angebote für Jugendliche, wie es sie jetzt schon im nahe gelegenen Ehrenpark gibt.