Bottrop. Viele Jahre betrieb Carsten Breuer seine Werbeagentur und ein Kunstatelier in Essens City. Jetzt hat er sich im Fuhlenbrock niedergelassen.
Text und Bild, Schrift und Werbung, das sind Dinge, mit denen Carsten Breuer fast schon von klein auf zu tun hat. Gemalt hat er, vielleicht mehr als andere Kinder. Das lässt sich nicht mehr nachprüfen. Dann kommt der Leistungskurs Kunst am Gymnasium in Essen, eine Lehre im Bereich Grafik-Design beim bekannten Werbefachmann und Künstler Markus Schirner in Düsseldorf. Mit Schrift und Typen hat er schon früh mehr Kontakt als andere: Sei Vater war Schriftsetzer bei der WAZ in Essen – noch in gute alten Bleisatz-Zeiten.
Im Jahr der deutschen Wiedervereinigung stürzt sich der damals 25-Jährige in die Selbstständigkeit. Nach mehr als zwei Jahrzehnten hat er nun sein Domizil in Essens Innenstadt aufgegeben und sich in Bottrop niedergelassen, im Fuhlenbrock. „Carsten Breuer Arts“ und die „B:4 Media GmbH“ unter einem Dach und – zumindest homepagemäßig – fein säuberlich getrennt. Nichts erinnert mehr an die frühere Brennerei, die auf dem Hof Im Fuhlenbrock zwischen Nummer 166 und 168 einst Hochprozentiges herstellte. Lediglich die pinkfarben leuchtende Tür lässt vermuten, dass sich dahinter mehr verbirgt als ein Lager- oder Parkraum. Und: Immerhin 300 Quadratmeter.
Im Fuhlenbrock gibt’s viel Platz fürs Büro, Atelier und Oldtimer
„Das war in Essen Innenstadt nicht zu bekommen oder einfach nicht bezahlbar“, sagt Breuer. Immerhin muss er nicht nur sein Büro und ein Atelier unterbringen, sondern bracht auch noch etwas Platz für seine „Oldies“, darunter ein Daimler-Benz-Roadster (R107) aus den frühen 80ern und zwei noch schnellere Sportler im noch gepflegteren Blechkleid. Alles ganz hübsch. Wer kann schon auf gleicher Ebene vom eigenen Schreibtisch auf den eigenen Oldtimer schauen.
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So leuchtend-schrill wie die Eingangstür kommen auch die allermeisten Bilder von Carsten Breuer daher. Fast ausschließlich großformatige Acrylarbeiten, viele abstrakt, energische Linien, fast schon Farbgewitter. An den Wänden hängen oder stehen – noch von der jüngsten Einweihung der Räume – viele alte und jüngere Bekannte. Manche leben schon nicht mehr, wie der Altkanzler, die Queen oder Rudi Assauer und Grace Kelly.
Andere dieser Helden und Ikonen sind immer noch quicklebendig, wie Udo Lindenberg, Meryl Streep, Sophia Loren oder Iris Apfel. Die New Yorker Geschäftsfrau und Mode-Ikone, die mit 97 noch einen Vertrag mit einer Model-Agentur abschloss und im selben Jahr (1997) als Cover-Lady den „Spiegel“ zierte, zeigt Breuer mit ihrer markanten Brille, der charakteristischen Kurzhaarfrisur und üppigem Federkragen ganz un-apfelig in kräftigen schwarz-weiß-grau Abstufungen, dafür aber vor einer Art pinken Gloriole.
Eine Rennwagen-Serie – und zuweilen auch die entsprechenden Fahrer – oder Stillleben, auch mal ein großformatiger Akt zeigen das große Spektrum von Ungewöhnlichem bis zum Banalen des Alltags in den Arbeiten. Sehr oft lässt Pop-Art grüßen. Inzwischen setzt sich Carsten Breuer auch intensiv mit dem Siebdruckverfahren auseinander. So entstehen kleinere (erschwinglichere) Serien der großen Acrylbilder.
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„Die Nachfrage ist groß, nach beidem“, bestätigt der Wahl-Bottroper, der in Grafenwald lebt und nun im Fuhlenbrock arbeitet. Das Internet spielt nicht nur für Breuers Arbeiten eine wichtige Rolle, holt er doch viele Motive aus dem Netz,die dann wiederum ganz analog mit Pinsel und Co. zurückgeholt werden. Auch beim Vertrieb (Onlineshop, Instagram...) habe neben Ausstellungen und Galerien das Netz die Nase vorn. Geografische Schwerpunkte, auch bei Ausstellungen, seien Madrid, Barcelona, Portugal, aber auch Monaco oder Norditalien. Vielleicht treffen die Arbeiten eher das dortige Lebensgefühl? Eine wirkliche Erklärung hat Carsten Breuer dafür aber (noch) nicht.
Zutiefst analog sind Arbeiten von Carsten Breuer aber von Dezember bis Januar im Museum Quadrat zu betrachten. Dann nimmt er als hier Arbeitender und Lebender an der „Jahresausstellung Bottroper Künstler“ teil.