Bottrop. Die Wohnungen und Firmen liegen in den Plänen für das neue Quartier in Bottrop-Grafenwald nah beieinander - vielleicht sogar im selben Gebäude?

Die Stadt bringt jetzt den Bau des neuen Wohngebietes auf dem Gelände der Zeche Prosper IV in Grafenwald auf den Instanzenweg und legt demnächst die Planungen für interessierte Bürgerinnen und Bürger offen. Auf dem Gelände der stillgelegten Grafenwälder Zeche zwischen der Fernewaldstraße und Vossundern sollen nun kleine Gewerbebetriebe, die nur wenig Lärm verursachen, aber auch neue Wohnungen entstehen. Das zunächst reine Gewerbegebiet wird nach einem Vorstoß der SPD für den Wohnungsbau geöffnet.

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„Die Grundidee ist einfach, jemandem Wohnen und Arbeiten am selben Standort zu ermöglichen. Sonst gibt es hier ja meistens klassische Gewerbegebiete, die von den Wohngebieten separiert sind“, sagte SPD-Ratsherr Frank Beicht, der sich nach Gesprächen mit Baudezernent Klaus Müller maßgeblich für das neue Wohnen-plus-Arbeiten-Modell eingesetzt hat. „Wir müssen dann selbstverständlich darauf achten, welche Betriebe sich dort ansiedeln wollen. Eine Schreinerei zum Beispiel wäre schwierig“, erklärt der Vorsitzende des Ratsausschusses für Stadtplanung und Umweltschutz.

Firmenverkehr verläuft nicht durchs Wohngebiet

Bedarf gebe es schließlich für beides. Über einen derzeitigen Mangel an Gewerbeflächen klagen Firmen und Ratsvertreter seit Jahren. „Wohnungen brauchen wir aber ebenfalls“, betont Frank Beicht. Die Grünen hatten sich daher dafür ausgesprochen, das komplette Grafenwälder Zechengelände zu einem Wohngebiet umzubauen. Mit dem bereits mehrheitlich geschlossenen Konzept für Wohnen plus Arbeiten kommt die Stadt nun beiden Bedürfnissen nach. „Ich kann mir dort durchaus auch Handwerker vorstellen“, unterstreicht Ratsherr Frank Beicht. Die Stadtplaner schlagen vor, die kleinen Betriebe entlang einer neuen Verbindungsstraße zwischen der Fernewaldstraße und der Straße Vossundern anzusiedeln.

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So wollen die Planerinnen und Planer erreichen, dass der Firmenverkehr nicht durch das neue Wohngebiet fließt, dass dann direkt nebenan liegen würde. Das Gewerbegebiet rückt fast bis an den Schöttelbach heran, die Wohnungen liegen auf der anderen Seite des Zechengeländes fast bis an den Waldrand. Um welche Wohngebäude es sich dort dann handeln soll, lassen die Pläne der Stadt bisher noch offen. Für den Vorsitzenden des Planungsausschusses fügt sich das neue Quartier gut ein. „Wir haben in der Nähe auch schon Wohnungen“, sagt er. Die alten RAG-Häuser seien nicht so schön, räumt Beicht ein. Vorhanden seien aber auch frei stehende Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften.

Ein grünes Quartier in der Nähe des Waldes

Im Norden und Osten wollen die Planerinnen und Planer der Stadt das Gelände entlang des Schöttelbachs von einer Bebauung freihalten. Auch ganz im Süden soll das Zechengelände nicht bebaut werden. Dort soll vielmehr eine zusätzliche Begrünung erfolgen. Im Westen ragt ohnehin der nahe Wald in das ehemalige Zechengelände hinein. Ziel sei es, die bereits vorhandenen Grünzüge zu erhalten und weiter zu stärken. Neue Fußwege und Strecken für Radfahrer sind ebenfalls angedacht.

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Frank Beicht ist es ohnehin wichtig, dass auch in dem neuen Grafenwälder Quartier die Bottroper Leitlinien für klimagerechte Wohngebiete beachtet werden. „Wir wünschen uns dort ein grünes Quartier“, betonte er. In der entsprechenden Checkliste des Planungsressorts sind zwar noch viele Stellen frei, weil die Planungen noch in einem sehr frühen Stadium sind. Die Planer weisen jedoch darauf hin, dass es auf dem ehemaligen Zechengelände in Grafenwald ja darum gehe, eine bisher vollständig industriell und gewerblich genutzte Fläche anders nutzbar zu machen.

Eine Deadline für den Versuch setzen

Schon allein dadurch werde sich die Situation dort auch klimatisch verbessern, heißt es. Denn bisher war das Gelände beherrscht von starken Emissionen, Lärm und Staubbelastungen. Grundsätzlich sieht daher auch der Vorsitzende des Planungsausschusses in dem geplanten Quartier eine Aufwertung. Frank Beicht hofft außerdem, dass sich die Planungen möglichst zügig umsetzen lassen. Er spricht sich aber auch dafür aus, einen Zeitrahmen zu setzen. „Es sollte eine Deadline geben. Wenn sich nicht genügend Interessierte für die Kombination von Wohnen und Arbeiten finden, müssen wir zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt eben umdenken“, sagte er.