Bottrop. Sind Bottrops Schulen, Kitas und Büros wirklich schlecht geputzt? Für 2024 kündigt die Stadt Qualitätskontrollen an. Warum das so lange dauert.
Ist es in Bottroper Schulen, Offenen Ganztagsschulen, Büros, Dienststellen und Kindergärten, die der Stadt gehören, nun sauber genug oder werden einige oder womöglich sogar viele von ihnen objektiv zu schlecht gereinigt? In der Verwaltung wollen die dafür zuständigen Leute nach langem Hin und Her eine Antwort darauf geben. Doch das wird noch einige Zeit dauern - fast ein Jahr lang. Mindestens, heißt es seitens der Verwaltung. Höchstens, schrieb ihr der Rat ins Aufgabenbuch.
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Nach den Sommerferien 2024 wollten sie in der Verwaltung „erste Ergebnisse“ liefern. Frühestens. Und dies auch nur „für einen Teil der Objekte“, also längst nicht für alle städtischen Gebäude. Selbst das machte die Stadt allerdings noch von einigem Wenn und Aber abhängig. Was die Verwaltung da dem Rat für seine Sitzung Mitte September schriftlich gab, liest sich in etwa so, als stehe ihr Immobilienressort vor einer wahren Herkulesaufgabe.
Die Anwendung einer App per Smartphone
Dabei geht es dem Rat ja nur um eine Selbstverständlichkeit: um eine möglichst objektive Beurteilung der Reinigungsleistung in städtischen Gebäuden und um eine Steigerung der Reinigungsqualität. Dazu soll die Bottroper Verwaltung nun ein Qualitätsmesssystem - nach ihrem Verständnis - „entwickeln und ggfs. einführen“. Die Stadt Bochum, aber auch andere, nutzten so etwas schon längst. Konkret verbirgt sich dahinter eigentlich die Anwendung einer Software, die per Smartphone oder Tablet abrufbar ist.
Beschwerden von Eltern, Lehrkräften oder Personalräten über die mangelnde Sauberkeit etwa in Schulen oder Kitas gibt es ja schon länger. Auch eine Befragung der Verwaltung selbst an den Schulen ergab, dass die Reinigungsqualität in 14 Schulgebäuden als gut und in 20 als zufriedenstellend angesehen wurde. Bei drei Schulen wurde eine mangelhafte Reinigungsqualität angegeben. Demnach gilt selbst nach Erkenntnissen der Stadt die Reinigung in weniger als 40 Prozent der Schulgebäude als gut.
Es geht um 120 Bottroper Gebäude und Objekte
Auf Initiative der SPD hatte der Rat der Verwaltung daher mit ausdrücklichem Hinweis auf das Bochumer Vorbild den Auftrag erteilt, sich ebenfalls um ein solches Kontrollsystem zu kümmern. „Was für die einen sauber ist, ist für die anderen noch lange nicht sauber. Der eine befragte Schulleiter ist mit der Reinigung zufrieden, die andere Schulleiterin nicht“, hatte Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz den SPD-Vorstoß begründet. Ein Kriterienkatalog wie in Bochum mache die Reinigungsleistungen besser vergleichbar. Das war Mitte September 2022.
Ziemlich genau ein Jahr später ist die Verwaltung soweit, dem Rat vorzuschlagen, in allen Gebäuden und Objekten der Stadt solche Qualitätskontrollen durchzuführen. Ihre Leute sollen in Verwaltungsgebäuden, Schulen und Schulsporthallen, in Kindertagesstätten, Rettungswachen, Friedhofsgebäuden sowie in den Stadtteilbibliotheken, dem Museum Quadrat, in Bauhöfen, Gärtnereiräumen und öffentlichen Toiletten prüfen, ob diese gut genug gesäubert werden. Alles in allem sind das zurzeit rund 120 Objekte.
Einmal pro Monat eine Stichprobe von fünf Minuten
Einmal pro Monat soll darin dann jemand eine Stichprobe vornehmen und die Reinigung bewerten und in eine von vier Qualitätsstufen einordnen: sehr gute oder annähernd fehlerfreie Reinigung, Reinigung mit leichten Mängeln, Reinigung mit größeren Mängeln, Reinigung mit schwerwiegenden Mängeln. Drei Apps und Web-Anwendungen kommen aus Verwaltungssicht am besten in Frage, um die Qualitätskontrollen vorzunehmen und zu dokumentieren. Vier bis fünf Minuten soll so eine Kontrolle dauern.
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Bis zum Ende des Jahres soll die passende Software nun beschafft werden. Stadtsprecher Andreas Pläsken geht davon aus, dass die Apps im ersten Quartal 2024 anwendbar sein dürften. „Voraussetzung ist, dass dies die personellen Kapazitäten sowohl im Amt 12 als auch im Fachbereich Immobilienwirtschaft hergeben und dass entsprechende Angebote von Softwareherstellern vorliegen“, teilte er mit. Amt 12 ist das städtische Amt für Informationsverarbeitung, dass die Software beschaffen soll.
Den Wunsch nach mehr Personal abgelehnt
Doch das ist nicht das einzige Wenn und Aber. Denn Andreas Pläsken lässt wissen: „Sobald die App beschafft und einsatzbereit ist, erfolgt die Festlegung der personellen Umsetzung“. Offen ist nämlich, wer die Kontrollen überhaupt vornehmen soll. Die Verwaltung hält dafür zusätzliches Personal für nötig. Die Prüfer oder Prüferinnen müssten erst noch neu eingestellt werden, heißt es. Zwar kommen laut Verwaltung dafür auch Hausmeisterinnen und Hausmeister oder Hausverwalter und Hausverwalterinnen in Frage, diese seien aber nur in Verwaltungsgebäuden und Schulen im Einsatz.
Neue Stellen für die Reinigungskontrollen bekommt die Stadt allerdings nicht. Der Rat macht das nicht mit. Denn das hätte die Kosten für sauberere Schulen, Kitas und Büro mehr als verzehnfacht. Hinter all dem Hin und Her und Wenn und Aber steht außerdem noch eine ganz andere Frage: Reinigen die Putzkräfte von Fremdfirmen die städtischen Räume schlechter als eigene städtische Reinigungskräfte? Von dem Wiederaufbau eines städtischen Reinigungsdienstes wie etwa in Bochum rät die Verwaltung beharrlich ab.