Bottrop. Über Weihnachtsgebäck im Herbst gehen die Meinungen auseinander. Es gibt einen Grund, warum Lebkuchen und Christstollen schon verkauft werden.
Ja, ist denn heut schon Weihnachten? Hand aufs Herz, haben Sie schon Lebkuchen und Christstollen gekauft? Weihnachten ist erst in zweieinhalb Monaten. Die Supermärkte und Discounter in Bottrop wollen schon jetzt Appetit machen auf die Festtage. Warum?
„Ab September eines jeden Jahres treffen die ersten Weihnachtsartikel bei uns ein. Das sind meistens Spekulatius, Dominosteine oder Christstollen. Sie werden auch dann bereits verkauft“, sagt Rüdiger Zurheide, Geschäftsführer des Edeka-Marktes am Südringcenter.
Die Hersteller würden, so Zurheide, bereits frühzeitig die Weihnachtsware vorbereiten. „Sobald diese bei uns ankommt, fangen wir auch an, diese aufzubauen.“ Offensichtlich gibt es frühzeitige Abnehmer im Edeka-Markt. Zurheide: „Es gibt auch dann schon Kundschaft, die die Ware gerne kauft.“
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Ist das erste Weihnachtsgebäck in den Regalen, kommen auch die ersten Sprüche. Zurheide: „Natürlich gibt es immer auch die Meinung, dass das Weihnachtsgeschäft von Jahr zu Jahr immer früher beginnt.“ Dem entgegnet er: „Aber es gibt tatsächlich eine Vielzahl an Kunden, die sich sehr freuen, wenn es Weihnachtsartikel zu kaufen gibt.“
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Und es sind nicht nur die Kundinnen und Kunden, sondern auch er selbst. „Ich persönlich esse sehr gerne Lebkuchen und ich bin der Meinung, dass sie besonders gegen Ende September, Oktober am besten schmecken, wenn sie ganz frisch sind“. Er bräuchte „dafür nicht zwangsläufig die kalte Jahreszeit oder den Dezember.“ Zurheide: „Ich esse sie einfach gerne. Und wenn sie da sind, kaufe ich sie und vielen Kunden geht es genauso. Sobald die Ware da ist, kaufen die Kunden sie ein. Deshalb beginnt die Hochphase eigentlich tatsächlich schon ab September, Oktober.“
Aldi Süd betreibt vier Filialen in Bottrop und eine in Kirchhellen und erklärt auf WAZ-Nachfrage: „Die Erfahrung zeigt, dass die Nachfrage der Kundinnen und Kunden nach typischen Weihnachtsartikeln wie Lebkuchen, Baumkuchen, Butter-Mandel-Stollen und Butter-Spekulatius im September wächst, sodass der Verkauf bei Aldi Süd ab Mitte September beginnt.“ Und weiter: Bitte haben Sie Verständnis, dass Aldi Süd darüber hinaus rund um die Sortimentsstrategie keine Angaben macht.“
Auch in den Rewe-Supermärkten bei Triebe an der Prosperstraße und an der Horster Straße müssen Kunden nicht lange suchen. Eigenmarken von Rewe und bekannte Markenprodukte locken zum Kauf. Schon nach den Sommerferien, so Leiter Wolfram Triebe, würden die ersten Weihnachtsartikel im Sortiment auftauchen. „Die Kunden möchten das. Und wir passen uns den Wünschen der Kunden an“, sagt er.
Rewe Triebe in Bottrop: Weihnachtsprodukte schon ab September?
Seit 50 Jahren ist der Kaufmann im Geschäft. Die weihnachtliche Ware, die aktuell verkauft wird, ist schon im Januar, Februar bei den Herstellern bestellt worden. „Man kann nicht im September nach Dominosteinen oder dergleichen anfragen. Dann ist es zu spät.“
Dass Spekulatius und Co. so früh in den Handel kommen, ist kein Phänomen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, meint Wolfram Triebe. „Nur jetzt fällt es mehr auf.“ Jede und jeder hat heutzutage ein Smartphone. Ein kurzer Schnappschuss und das Foto aus dem Supermarkt findet seinen Weg ins Internet und in die sozialen Netzwerken. Die einen mögen es, die anderen spotten. Medien und Werbung verbreiten die Informationen zusätzlich auf allen möglichen Kanälen.
Rewe Triebe in Bottrop: Dominostein schmeckt besser bei kühleren Temperaturen
Triebe: „Und es fällt deswegen mehr auf, weil momentan sommerliche Temperaturen sind.“ Da wird die Süßigkeit schnell und unfreiwillig zum Gesprächsthema. „Ein Dominostein schmeckt ja auch besser bei zehn Grad als bei 25 Grad“, findet er. Nicht nur, dass Schokoprodukte im Markt kühl gelagert und ausgestellt werden müssen. Auch die Süßwarenproduzenten hätten längst auf die mildere Jahreszeit reagiert. „Die Schokoglasuren können jetzt mehr Wärme ab“, sagt Triebe.
Ob Christstollen und Spekulatius irgendwann zum Jahresartikel werden? „Kann sein“, so der Supermarktleiter und nennt ein Beispiel mit bunten Eiern. Früher gab es die nur zu Ostern, inzwischen das ganze Jahr. „Aus den Ostereiern sind Partyeier geworden“, sagt er. Apropos Eier: Sind Artikel wie Schoko-Hasen für Ostern 2024 schon bestellt? Wolfram Triebe: „Ja, sicher.“