Bottrop. Silke Geise war sehr jung, als sie an Rheuma erkrankte. Irgendwann musste sie sogar den Beruf aufgeben. Als Ehrenamtliche hilft sie nun anderen.
„Man steht vor einem Loch und weiß erst mal nicht, wie es weiter geht“. So ging es Silke Geise im Jahr 2000. Denn vor 23 Jahren erhielt die Bottroperin die Diagnose Rheuma. Auch vielen anderen Menschen, bei denen Rheuma diagnostiziert wird, geht es so. Um genau diesen Menschen zu helfen, ist Silke Geise in der Rheuma-Liga Bottrop aktiv.
Krankheitsgeschichte beginnt früh: Schon mit Ende 20 steht die Diagnose fest
„Ich hatte damals schon ein paar Jahre lang Symptome, die ich mit meinem jetzigen Wissen sofort als Rheuma erkennen würde“, erzählt die 50-Jährige. Zum Zeitpunkt ihrer Diagnose war Geise gerade einmal 27 Jahre alt. Ein Alter, indem wohl nur die Wenigsten mit einer derartigen Erkrankung rechnen.
Auch Silke Geise hat bei ihren Beschwerden nicht an Gelenkrheuma gedacht. Ihre Symptome damals: dauerhafte Müdigkeit, erhöhte Temperatur und fehlende Energie.
„Es hat gedauert bis ich schließlich beim Facharzt war und die Diagnose bekommen habe“, sagt sie. Denn genau wie damals gibt es auch heutzutage immer noch viel zu wenig Rheumatologen und Fachärzte für die Betroffenen, so Geise. So dauerte es bei ihr lange, bis sie mit ihren Symptomen eine entsprechende Behandlung beim Facharzt bekommen hat.
„Ich wollte es lange nicht wahr haben und habe einfach weiter gemacht wie immer“
Zum Zeitpunkt ihrer Diagnose stand die Bottroperin voll im Berufsleben. Ihren Job als Floristin habe sie geliebt und auch so war ihr Leben völlig normal und unbeschwert. „Ich habe erst noch lange weitergearbeitet, aber irgendwann ging es einfach nicht mehr“, sagt sie.
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Durch die Erkrankung wurde es für sie immer schwieriger zu arbeiten, bis sie es irgendwann ganz aufgeben musste. Eine Einschränkung, die sie sehr schmerzlich hinnehmen musste. „Das war für mich ein langer Weg, zu akzeptieren, dass ich nicht mehr alles so kann wie früher“, berichtet sie.
Denn zu verstehen, wie man mit den Einschränkungen der Erkrankung umgeht und das Gelenkrheuma zu akzeptieren, dass sei eine große Herausforderung für sie gewesen. „Ich wollte es sehr lange nicht wahr haben und habe einfach weiter gemacht wie immer“, erinnert sie sich. Doch weiter machen wie immer, das funktioniere bei Rheuma nicht. „Man muss sich verändern. Anders geht es nicht“, weiß sie heute.
Doch untätig sein, das kommt für die Bottroperin nicht in Frage. So ist sie seit Jahren in der Rheuma-Liga aktiv und bietet dort regelmäßig Beratungsgespräche an. „Für mich ist es sehr erfüllend, ehrenamtlich zu helfen. Durch meine eigene Erkrankung kann ich andere Menschen unterstützen“, sagt sie.
Für viele Menschen, bei denen erst kürzlich Rheuma diagnostiziert wurde, sei die Beratung zudem die einzige Anlaufstelle, um auf Gleichgesinnte zu treffen. Es gehe darum, sich gegenseitig Tipps zu geben und das Wissen zu teilen. Doch einzig um die Erkrankung soll es nicht gehen. „Rheuma macht uns nicht aus. Wir sind mehr als nur unsere Erkrankung“.
Rheuma-Woche der Bottroper Rheuma-Liga steht an: Das ist das Angebot
Viel mehr wolle man in der Rheuma-Liga ein Gefühl der Gemeinschaft entstehen lassen. Das ist auch Ziel der Rheuma-Woche, die ab dem 9. Oktober in Bottrop für eine Woche auf die Erkrankung aufmerksam machen soll und verschiedene Programmpunkte rund um die Erkrankung präsentiert.
„Es steht unter dem Motto ‘Gemeinsam statt einsam’. Wir möchten die Menschen ermutigen nach der Corona-Zeit endlich wieder aus dem Haus zu gehen und sich unter Menschen zu trauen“. Denn viele der Rheuma-Medikationen würden das Immunsystem schwächen. Und die Angst vor einer Corona-Infektion sei daher unter Rheumapatienten hoch gewesen.
Neben Bewegungsangeboten und Vorträgen von Experten zu lebensnahen Themen bietet die Rheuma-Woche auch kreative Angebote und Gesprächsrunden. „Wir möchten miteinander ins Gespräch kommen und uns vor allem gegenseitig positive Energie und Mut mit auf den Weg geben“, erklärt Silke Geise. Denn anstatt problemorientiert soll die Bottroper Rheuma-Woche rund um den Welt-Rheumatag am 12. Oktober vor allem für Spaß und für Gemeinschaft stehen.
Informationen zu Programm und Anmeldungen gibt es im Büro der Rheuma-Liga im Haus der Vielfalt (Gerichtsstraße 3), 0201 82 797 750.