Bottrop. . Wolfram Triebe führt gemeinsam mit Ehefrau Franziska und Sohn Markus fünf Rewe- und vier Didi-Durstig-Läden in Bottrop und Umgebung.
Sein Traum war es, Schiffskoch zu werden. Daraus wurde aber nichts, denn „man muss halt realistisch sein“, meint Wolfram Triebe schmunzelnd. Stattdessen trat er einst in die Fußstapfen seiner Eltern und führt heute gemeinsam mit Ehefrau Franziska und Sohn Markus fünf Rewe-Lebensmittelgeschäfte und vier Didi Durstig-Getränkemärkte in Bottrop, Herten, Gelsenkirchen und Recklinghausen.
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
„Es wäre ja auch unsinnig gewesen, eine völlig andere Richtung einzuschlagen“, meint der 63-Jährige und erzählt, wie es dazu kam, dass er seinen Lebenstraum über Bord warf: „Ich saß im Unterricht in der Realschule an der Paßstraße und sah, wie mein Vater draußen auf dem Sportplatz einen Bierstand für eine Veranstaltung aufbaute. Und plötzlich fragte ich mich, warum ich eigentlich französische Vokabeln lerne, während die Arbeit meines Vaters doch so viel mehr Spaß macht.“ Kurzentschlossen brach er die Schule ab und begann seine kaufmännische Ausbildung. „Das war mein Ding“, so der Bottroper, der schließlich in der dritten Generation die Triebe-Geschäfte führte.
Die Grundlage dafür hatte 1918 Großvater Wilhelm Triebe gelegt, als er seine Biergroßhandlung und Limonadenfabrikation in Essen-Karnap gründete. „Nach völliger Zerstörung im 2. Weltkrieg bauten meine Eltern gemeinsam mit meiner Großmutter 1951 einen neuen Getränkegroßhandel in einem Bunker gegenüber der Berufsschule auf und fuhren Süßmost und Bier mit dem Dreirad aus“, erzählt Wolfram Triebe.
Vom Bunker ging es zur Prosperstraße
1958 ging’s dann mit dem Geschäft zur Prosperstraße. „Das war damals die Zeit, als in jeder Garage Bier und Schnaps verkauft wurden“, erinnert sich der Bottroper. Klar, sei er als Kind immer dabei gewesen. „Ich erinnere mich an die Bottiche aus Steingut in denen Schnaps und Likör angesetzt wurden.“ ‘Knappengold’ und ‘Hochspannung’ seien alteingesessenen Bottropern noch heute bekannt. „Und ich durfte die Essenzen mischen, beim Füllen der Flaschen helfen oder hab vor dem Durchleuchter gesessen und nach Verunreinigungen in der Limonade geguckt.“ Seine Lieblingslimo sei übrigens „Orange Tribona“ gewesen.
Aufgrund der starken Nachfrage gab’s ab 1963 den ersten Lebensmittelladen in der Prosperstraße. Er wurde immer größer und weitere kamen im Laufe der Jahre dazu. Doch noch heute ist den Kunden das Einkaufszentrum „EKZ Triebe“ gleichermaßen ein Begriff wie die heutige „Rewe“-Marke.
Rund 40 000 Produkte gibt’s in den Listen, rund 28 000 gehören zum festen Bestand der Lebensmittelmärkte. „Unsere Marktleiter haben den Überblick, welche Produkte in ihren Läden besonders gefragt sind“, so Triebe. „Und das ist selbst in Batenbrock und Fuhlenbrock höchst unterschiedlich – über Geschmack kann man halt streiten.“ Und die Kaufkraft sei halt auch unterschiedlich, entsprechend gestalte sich das Angebot.
„Die Jungen müssen ran“
In seinem Chefsessel an der Prosperstraße wirkt Wolfram Triebe inzwischen eher im Hintergrund, die vierte Generation mit Sohn Markus Triebe hat die Geschäfte inzwischen weitgehend übernommen. „Die Jungen müssen ran, ich will da nicht reinmauscheln“, stellt der Geschäftsführer fest. Natürlich sei er täglich im Geschäft, kümmere sich um Personal und EDV. „Aber halt nicht mehr zehn Stunden wie früher, sondern nur noch sechs oder acht Stunden.“ Und so ganz aufhören wolle er nicht – noch nicht.
Verantwortung für umliegende Höfe
Natürlich habe sich die Arbeit in all den Jahrzehnten stark verändert. „Einzelkämpfer wie einst mein Großvater und meine Eltern hätten heute keine Chance mehr“, so Wolfram Triebe. Dennoch schätze er es, dass Rewe beispielsweise in dem Markt an der Prosperstraße nur Lieferant sei. „So kann ich auch die Produkte örtlicher Anbieter verkaufen“, so Triebe und nennt beispielsweise die Eier eines kleinen Recklinghausener Bauernhofs oder die Kartoffen von „Bernie“ aus Lembeck. „Die schmecken so lecker!“, so Triebe. „Als Geschäftsführer im Handel hat man schließlich auch eine Verantwortung, dass die umliegenden Höfe bestehen können.“