Bottrop. Dackeldame Karla (2) hatte einen Bandscheibenvorfall. Sie muss gepflegt werden wie ein Baby. Was das für die Bottroper Hundebesitzer bedeutet.
Dackeldame Karla ist gerade mal zwei Jahre alt. Sie ist neugierig, lebhaft – und sehr bewegungsfreudig. Doch rennen, toben, mit dem Ball spielen: All das ist für sie zurzeit tabu, stattdessen sitzt sie bei Spaziergängen durch Bottrop die meiste Zeit in einem Hunde-Buggy fest. Gerade beweist sie mit hohen, klagenden Töne, dass das so gar nicht ihrem Naturell entspricht. Oder hat sie etwa Schmerzen?
So jung Karla ist, so schwer war die OP, die sie gerade hinter sich hat. Ein zweifacher Bandscheibenvorfall an der Brustwirbelsäule hat die Hundedame und ihre Besitzer eines Morgens Anfang September kalt erwischt. Und neben der nötigen Pflege rund um die Uhr – „wir haben mit Karla das volle Baby-Programm“ – und den Sorgen ums Hundewohl stellt sich die Frage: Wie finanziert man die teuren Behandlungs- und OP-Kosten? Anni Knieper (30) und Nolin Wischermann (29) möchten ihre Erfahrung gerne weitergeben.
Dackelhündin mit Bandscheibenvorfall: Genesung kann Monate dauern
Wir treffen die beiden mit ihrem tierischen Schützling auf der Wiese an der Parkstraße, gegenüber dem Eingang zum Stadtgarten. Am 2. September ist Karla operiert worden; seit rund einer Woche darf sie wieder raus, ihr Geschäft im Freien machen, erste Schritte gehen. Aber nur kurz, und Übermut ist unbedingt zu vermeiden. „Sie will immer direkt rennen“, sagt Anni Knieper. Dann bewegt die Rauhaardackel-Hündin ihre Hinterbeine wie ein Hase, springt mehr, als dass sie läuft. „Sie darf das nicht, weil es den Rücken zu sehr belastet.“ Die Genesungsphase dauert noch an – und wenn es schlecht läuft, sogar noch über Monate.
Auf Karlas Rücken sieht man eine Stelle, an der das Fell deutlich kürzer ist. Beim genauen Hinschauen lässt sich auch noch die OP-Narbe entdecken. „16 Stiche wurden gemacht“, Nolin Wischermann weiß es genau.
Dass dieser lange Rücken, getragen von recht kurzen Beinen, dackeltypischerweise anfällig für Probleme ist, wussten Anni und Nolin schon bei der Anschaffung. Sie können allen, die sich einen Hund zulegen wollen, auch nur raten, sich vorher über rassetypische Erkrankungen zu informieren. Um zu wissen, was möglicherweise auf den Hund bzw. die Familie zukommt. Corgis sind ebenfalls bekannt für Rückenprobleme, wissen die beiden Bottroper. Schäferhunde und Collies haben es häufig mit der Hüfte zu tun (Hüftgelenksdisplasie). Andere Hunderassen sind zum Beispiel anfällig für Tumorerkrankungen.
Drohende Dackellähmung: Karlas Besitzer passten auf – vergeblich
Eine drohende „Dackellähmung“ im Blick, hatten Anni und Nolin tatsächlich darauf geachtet, die Hündin nie Treppen laufen zu lassen, keine ausufernden Spaziergänge mit ihr zu machen, sie nicht auf die Couch oder das Bett hochklettern zu lassen. „All das haben wir versucht zu vermeiden – wenn wir da waren“, erzählt Anni. „Wir wussten schon, dass man aufpassen muss.“ Aber sie dachten auch, dass Probleme mit der Bandscheibe eher im Alter auftreten würden, wenn denn überhaupt.
Letztlich kam es anders. Vielleicht, weil Karla einfach immer so aktiv war. Vielleicht, weil sie sich schon zuvor ein paarmal vertreten hatte, ohne dass dies aufgefallen wäre. Oder weil es einfach ihr Schicksal war. Jedenfalls: „Ich wollte eigentlich morgens mit ihr spazieren gehen. Da kam sie aus ihrer Box gekrochen.“ Mit gelähmten Hinterbeinen. Ein Schock! „Ich bin sofort mit ihr in die Tierklinik gefahren.“
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Dort, in Duisburg, wurde sofort ein CT gemacht. „Es hätte ja auch ein Wirbel gebrochen sein können.“ Eine Not-OP wurde angesetzt. „Uns wurde gesagt, dass einer von acht Hunden nach der Narkose nicht aufwacht“, erinnert sich Nolin an die riesigen Sorgen, die sich das Paar damals macht. „Was auch hätte passieren können bei dem Eingriff, ist, dass Karlas Rückenmark hätte verletzt werden können.“ Mit der Folge einer unumkehrbaren Lähmung.
„Drei Wochen lang musste immer jemand zu Hause sein“
Zum Glück hat Karla die OP gut überstanden, musste danach drei Tage in der Klinik bleiben. „Als wir sie dann wieder zu Hause hatten, konnte sie noch nicht laufen, nicht Pipi machen“, berichtet Anni. Zum „vollen Baby-Programm“ gehörte das Lagern auf Baby-Bettschutz-Einlagen, das Waschen des Fells nach jedem Geschäft, die Tatsache, dass Karla nicht alleine gelassen werden konnte. „Drei Wochen lang musste immer jemand zu Hause sein.“
Langsam, Dackel-Schritt für Dackel-Schritt, geht es aufwärts. Medikamente helfen gegen die Schmerzen, Physiotherapie – anfangs dreimal am Tag Massage in Eigenarbeit – hilft für die Beweglichkeit. Aber eines ist für die verspielte Karla für immer passé: „Der schlimmste Schicksalsschlag für sie ist, dass sie nie wieder mit dem Ball spielen darf. Das war ihre größte Leidenschaft“, bedauern Anni und Nolin.
Neben allem anderen hat das Ganze auch wortwörtlich seinen Preis: Anni gibt anderen (Neu)-Hundebesitzern den Tipp, rechtzeitig über eine Tierkrankenversicherung nachzudenken. Ihre Mutter zum Beispiel habe eine solche für ihren Vierbeiner abgeschlossen und „dieses Jahr schon über 1000 Euro gespart“ an diversen Behandlungskosten, die für das Tier so angefallen seien. „Wenn doch einmal eine OP ansteht, geht es gleich in die Tausende“, unterstreicht die Bottroperin.
„Bis Ende des Jahres kommen wir auf 5000 Euro OP- und Folgekosten“, ergänzt Nolin. „Die hätten wir mit einer Versicherung rausgeholt.“ Auf der anderen Seite: „Vorher war sie immer gesund, ist sonst superrobust.“ Dass sie in so jungen Jahren schon solch schwer wiegende gesundheitliche Probleme haben würde, damit hatte das Paar nicht gerechnet. Heute gibt Nolin den Tipp: „Wenn man eine Tierkrankenversicherung abschließen möchte, dann von Anfang an.“
Verbraucherzentrale gibt Tipps rund um die Tierkrankenversicherung
Das Für und Wider einer Tierkrankenversicherung beleuchtet auch die Verbraucherzentrale. Unterschieden wird zwischen einer Operationskosten- und einer Krankenvollversicherung. „Will man die umfangreichere Krankenvollversicherung für seinen Hund abschließen, müssen Verbraucher:innen mit dreimal so hohen Beiträgen rechnen wie für eine OP-Versicherung“, heißt es auf der Internetseite der Verbraucherzentrale. Laut Finanztest zahle ein Hundebesitzer jährlich für einen jungen, kleinen Hund ab 160 bis zu 550 Euro im Rahmen einer Operations-Versicherung,
Grundsätzlich sind die Beiträge demnach abhängig von der Hunderasse, der Größe, dem Gewicht, dem Alter und der Art der Haltung. Zu achten ist jeweils auf die Details, die der Anbieter der Krankenversicherung festschreibt: angefangen bei der Versicherung ausschließlich gesunder Hunde über den Ausschluss von Standardleistungen wie Impfungen und Einschränkungen bei Vorerkrankungen bis hin zu Selbstbeteiligung und einem jährlichen Limit, das die Versicherung übernimmt.
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Fazit der Verbraucherzentrale für die Voll-Krankenversicherung: „Niedrige Beiträge zahlen nur diejenigen Tierhalter, die ihr gesundes Tier so früh wie möglich versichern. Dafür zahlen sie dann über viele Jahre Beiträge.“ Gleichzeitig gilt wohl zu bedenken, dass die Kosten beim Tierarzt sich mit der Einführung einer neuen Gebührenordnung im Oktober teils verdoppelt haben.
Die Verbraucherschützer führen zudem aus: „Es kann sinnvoll sein, eine reine OP-Kostenversicherung abzuschließen, um die teuren Operationskosten mindestens zu einem Teil erstattet zu bekommen. Für solche Tarife sind die Beiträge niedriger als für die umfassenderen Policen.“ Eine Alternative für Hundehalter könne sein, eine Rücklage auf dem Konto zu bilden. Weitere Infos gibt auch das Bottroper Beraterteam: 02041 56716-01