Bottrop/Gladbeck. Melly und Jason aus Bottrop und Gladbeck reisen gemeinsam um die Welt – mit wenig Geld und viel Zeit. Als Paar bringt sie das näher zusammen.

Für viele ist es ein Traum, der nie ausgelebt wird. Für Melly und Jason ist es gerade das Abenteuer ihres Lebens: Das Paar ist seit Oktober vergangenen Jahres auf Weltreise und nimmt Freunde und Familie über ihren Instagram-Account „mellyundjason“ in der Jackentasche mit. Mittlerweile folgen den beiden aus Bottrop und Gladbeck über 2000 Menschen. Und die Community wächst immer weiter.

Anrufe gehen nur über WhatsApp durch. Wenn man es normal versucht, geht sofort die Mailbox ran. „Die Sim-Karte haben wir schon lange verloren“, sagt Jason und lacht. Melanie „Melly“ Just (24) ist eigentlich Altenpflegerin, Jason Peters (26) im Projektmanagement tätig. Nach acht Jahren Beziehung hatten sie überlegt, sich gemeinsam eine Wohnung zu suchen.

Statt Wohnungssuche: Flüge und Unterkünfte gesucht

Aber der Gedanke, eine Weltreise zu machen, hatte sich schon lange gefestigt. Beide stehen fest im Berufsleben und sparen. Diese Sicherheit für eine Reise ins Ungewisse aufgeben? Für viele unverständlich. Doch das hält Melly und Jason nicht ab – im Gegenteil. Statt der Wohnung wird ein Flug gesucht.

„Eigentlich hatten wir beide mit einer Kündigung gerechnet, als wir unsere Reisepläne unseren Arbeitgebern vorgelegt haben. Wir waren beide glücklich im Betrieb und wussten nicht, wie lange die Weltreise überhaupt gehen soll“, erzählt Melly. Bewerbungsschreiben und Vorstellungsgespräche auf einem anderen Kontinent würden sich schwierig gestalten.

Doch dazu kommt es gar nicht: Sowohl Mellys als auch Jasons Arbeitgeber erklären sich bereit, das Arbeitsverhältnis stillzulegen. Nach Beendigung der Reise können beide ihre Arbeit wieder aufnehmen. Eine Win-Win Situation für alle. Im Dezember dieses Jahres soll für beide der Arbeitsalltag in Deutschland wieder aufgenommen werden.

Paar rund um die Welt unterwegs: Reise dem Sommer hinterher

Die erste gemeinsame Fernreise geht nach Bali im Jahr 2019. Damals gibt es noch nicht so viele Touristenpunkte: „Wir haben alles allein geplant und sind dann mit dem Roller durch Bali gefahren. Die Menschen waren auch super hilfsbereit“, erzählt Jason. Danach ist klar: Der Traum, die Erde zu bereisen, wird kein Traum bleiben, sondern Wirklichkeit.

Zuerst muss sich das Paar eine Übersicht schaffen, wo es überhaupt hingehen soll. Die teuren Länder sollen zum Schluss kommen, damit die beiden Erfahrung sammeln, wie sie mit dem Geld haushalten. Gespart haben sie schon zweieinhalb Jahre lang.

Melly und Jason verwirklichen ihren Traum auf einer Reise rund um die Welt.
Melly und Jason verwirklichen ihren Traum auf einer Reise rund um die Welt. © Melly

Melly und Jason beschließen, dem Sommer hinterherzufahren. Dafür haben sie Regenzeiten und das Vorkommen von Hurricanes gecheckt. „Eines Tages haben wir uns einfach gefragt, ob wir nicht eine Weltreise machen wollen. Ganz spontan. Seitdem haben wir die Entscheidung keine Sekunde hinterfragt“, sagt der 26-Jährige. Zum Zeitpunkt des Gesprächs befinden die beiden sich noch in Namibia.

13 Monate auf engstem Raum, auf verschiedenen Kontinenten in unterschiedlichen Kulturkreisen. Das alles kann eine Beziehung ziemlich belasten. Doch nicht für die beiden Weltenbummler: „Beim Reisen verstehen wir uns besser als zuhause“, erklärt Melly.

Weltreise: Kein „Was wäre, wenn?“ im hohen Alter

Viele hätten Angst, aus Deutschland oder Europa rauszukommen. Das Ungewisse sei oft ein großes Hindernis. Einen Moment vor der Reise hat Melly besonders in Erinnerung: „Viele alte Menschen auf meiner Arbeit haben von ihren Wünschen und Träumen erzählt: Hätte ich mal die Reise gemacht oder dieses Land gesehen, als es noch ging. Das hat mich angespornt, weil ich diese Gedanken später nicht haben möchte. Dieses: Was wäre, wenn?“

Oft buchen die beiden eine Reise oder einen Flug, ohne zu wissen, wann es zurück geht. 20 Tage haben die beiden in Namibia verbracht, haben Selbstfahrer-Safaris erlebt und in einem Fluss mit allen Dorfbewohnern gebadet. Ohne Netz oder Stress der Außenwelt. Für beide ein Erlebnis. Oft nutzen Melly und Jason ein Auto mit Dachzelt. Oder campen ganz klassisch, zum Beispiel auf Hawaii, weil die Unterkünfte so teuer sind.

Das Paar, das aus Bottrop und Gladbeck kommt, reist mit sieben Kilo Gepäck pro Person.
Das Paar, das aus Bottrop und Gladbeck kommt, reist mit sieben Kilo Gepäck pro Person. © Melly

Ihre Liste der bereisten Länder ist lang: von Vietnam über Thailand, Malaysia, Sri Lanka, Australien, Neuseeland, der USA, Mexico oder Brasilien war bis jetzt jeder Kontinent dabei. Einen kurzen Abstecher hat das Paar nach Deutschland gemacht, um ihre Familien zu überraschen. Seitdem reisen sie nur noch mit sieben Kilo Handgepäck. „Waschen kann man überall günstig“, erzählt Melly lachend.

Erlebt haben sie schon viel: Schwimmen mit Haien auf Mauritius, Bungee-Jumping in Neuseeland oder Party in Las Vegas. Als nächstes ist Marokko geplant, aufgrund des schweren Erdbebens kann sich dieser Plan aber noch ändern. Danach möchten sie einen Van ausbauen und Europa bereisen. Stillstand ist nicht in Sicht.

Leid und Armut in vielen Ländern an der Tagesordnung

Aber sie haben nicht nur schöne Seiten gesehen, sondern auch viel Leid, Armut und Müll. Das verändert. Beide haben sich viel mit dem Thema Umweltschutz, Konsum oder Minimalismus beschäftigt. „Die Selbstverständlichkeit von früher haben wir nicht mehr. Dass wir zum Beispiel zuhause immer Kranwasser trinken können und andere Menschen gar keinen Zugang zu Trinkwasser haben, ist einfach krass“, so Melly.

Am bedeutendsten sei die Reise nach Sri Lanka gewesen, wo sie ihr Handy im „Tuk-tuk“ vergessen haben und ein Mann drei Stunden auf sie wartet, um es ihnen wiederzugeben. „Wenn der Mann es gestohlen hätte, hätten wir das vollkommen verstanden. Ein Handy ist dort viel wert“, sagt Melly. Oder die Begegnung mit Orang-Utans in Indonesien: „Wenn man im Dschungel bei den Tieren übernachtet, die es nur noch an zwei Stellen auf der Erde gibt, das vergisst man nicht.“

Instagram ist ihr persönliches Reisetagebuch

Die Idee, ihre Eindrücke auf Instagram hochzuladen, hatte das Paar von Anfang an. Als eine Art Tagebuch sollte ihr Account dienen, wo Freunde und Familie regelmäßig vorbeischauen können. Dort kommen sie in Kontakt mit anderen Reisenden und tauschen Tipps und Erfahrungen aus.

Gemeinsam wollen sie den Menschen die Angst nehmen und zeigen, wie einfach und auch günstig reisen sein kann. Ihre Überzeugung: „Wir sollten unsere Vorurteile gegenüber Menschen vergessen und einfach seinen Traum verwirklichen.“