Bottrop. Der Bottroper Skandal-Apotheker Peter Stadtmann hat Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt. Eine Betroffene sagt: „Da wird mir übel.“

Heike Benedetti hat ihn schon mal gesehen, den Mann, der ihr gepanschte Krebsmedikamente verkauft hat. Auf einem seiner Freigänge, bei denen er die JVA Bielefeld-Senne verlassen darf, lief er ihr in Bottrop über den Weg. „Da ist mir heiß und kalt geworden“, sagt Heike Benedetti. Wie soll es erst werden, wenn er aus dem Gefängnis entlassen wird?

Der Antrag Peter Stadtmanns auf vorzeitige Haftentlassung wühlt die Betroffenen auf. Der frühere Apotheker, verurteilt wegen Betrugs und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz, hat am Landgericht Essen über seinen Anwalt beantragt, vorzeitig aus der Haft entlassen zu werden. Nach knapp sieben von insgesamt zwölf Jahren Freiheitsstrafe.

Bottroper Opfer von Peter Stadtmann: „Da wird mir übel“

„Ich bin echt wütend, richtig sauer“, sagt Heike Benedetti. Sie gehört zu den prominentesten Opfern von Peter Stadtmann, hat nach ihrer Brustkrebsdiagnose von Stadtmann angerührte Medikamente aus der Alten Apotheke bekommen, hat Demonstrationen organisiert, sich auch für andere Betroffenen starkgemacht.

Der Antrag auf Haftentlassung, „der haut einen erstmal um“, sagt sie. Ja, ihr sei klar gewesen, dass das irgendwann passieren würde. Dass Stadtmann nach zwei Dritteln seiner Haftzeit, also nach acht Jahren, gute Chancen hat freizukommen. Aber die Vorstellung, ihn bald wieder in der Innenstadt zu sehen, „ist das Schlimmste. Da wird mir übel.“

Viele glauben, dass Stadtmann nach Bottrop zurückkehrt

Einer, dessen Leben Peter Stadtmann ebenfalls massiv beeinflusst hat, ist Martin Porwoll. Seit der Schulzeit kennt er Stadtmann, war sein kaufmännischer Leiter der Alten Apotheke. Ihm ist es zu verdanken, dass die Straftaten ans Licht gekommen sind. Dass sein früherer Chef den Antrag eingereicht hat, überrascht ihn nicht. „Auch nicht, dass er das zum frühestmöglichen Zeitpunkt getan hat.“

Menschlich sei es durchaus nachvollziehbar, sagt Porwoll, dass jemand, der im Gefängnis sitzt, so schnell wie möglich wieder raus will. „Aber ich weiß nicht, woher er den Glauben nimmt, die Kriterien zu erfüllen, schon vor zwei Dritteln seiner Haftstrafe das Gefängnis zu verlassen.“ Denn diese sind sehr strikt, implizieren laut Strafgesetzbuch, dass „besondere Umstände vorliegen“.

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Spricht man mit Menschen, die Peter Stadtmann kennen, sind sich alle einig, dass er immer noch keine Schuld bei sich sieht, dass er glaubt, reingelegt worden zu sein. Auch aus diesem Grund sind sich Heike Benedetti und Martin Porwoll einig, dass es ihn sicherlich zurückziehen wird in seine Heimatstadt, zumal seine Eltern hier leben.

Einst ein bunter Hund in der Bottroper Stadtgesellschaft

„Täter treibt es zum Tatort“, sagt Martin Porwoll. „Auch wenn ich das rein menschlich nicht verstehen kann und persönlich Angst vor Anfeindungen hätte. Aber vielleicht erkennen ihn viele auch nicht mehr.“ Der früher füllige Apotheker soll stark abgenommen haben, einen Bart tragen.

Früher war Stadtmann ein bunter Hund in Bottrop. Dass er wieder in die Stadtgesellschaft aufgenommen wird, kann sich aber kaum einer vorstellen. Heike Benedetti, die damit rechnet, dass er spätestens nächstes Jahr vor Weihnachten zurück in die Stadt kommt, sagt: „Wir sollten ihm alle vor der Apotheke einen ordentlichen Empfang bereiten.“