Bottrop. Frauen aus Bottrop, die marokkanische Wurzeln haben, berichten von der Not der Erdbebenopfer. Beim Kinderschutzbund werden Spenden gesammelt.

Die Nachricht von dem schweren, tausende Menschenleben fordernde Erdbeben in Marokko trifft Fatima Aratbi (52) und ihre in Bottrop lebende Familie wie ein Schock. Nach der ersten Erleichterung, dass der Wohnort ihrer Eltern und anderen Verwandten in Marokko nicht betroffen ist, setzt sofort das Bedürfnis ein, den Überlebenden zu helfen. Die Bilder von Zerstörung und Leid in dem Land, das Fatima Aratbi so nah ist, lassen sie nicht los. „Es ist eine Katastrophe.“

Unterstützung kommt dabei von der kompletten Internationalen Frauengruppe, die sich regelmäßig beim Kinderschutzbund trifft. Die Frauen aus unterschiedlichsten Ländern haben bereits Spielzeug und Geld gesammelt, wollen möglichst schnell vor allem Hygieneartikel und Baby-Bedarf auf die Reise nach Marokko schicken.

Die Internationale Frauengruppe, angesiedelt beim Kinderschutzbund Bottrop, will den Erdbebenopfern in Marokko helfen. Unter anderem haben sie Kuscheltiere für die Kinder gesammelt. Rechts im Bild: Fatima Aratbi. Sie gehört zu den Frauen in der Runde, die Verwandte in Marokko haben.
Die Internationale Frauengruppe, angesiedelt beim Kinderschutzbund Bottrop, will den Erdbebenopfern in Marokko helfen. Unter anderem haben sie Kuscheltiere für die Kinder gesammelt. Rechts im Bild: Fatima Aratbi. Sie gehört zu den Frauen in der Runde, die Verwandte in Marokko haben. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

„Am meisten getroffen sind die Dörfer“, sagt Fatima Aratbi. „Die Menschen müssen draußen schlafen.“ Dazu komme: „Die Straßen sind kaputt.“ Um Hilfsgüter überhaupt dorthin zu bringen, müssten zum Beispiel Esel eingesetzt werden. Es gebe Dörfer im Atlasgebirge, deren männliche Bewohner gerade fort waren um zu arbeiten, als die Erde bebte. „Die Männer leben. Die Frauen und Kinder, die im Dorf waren, sind gestorben“, sagt Fatima Aratbi.

Junge Mutter hat selbst schon ein Erdbeben in Marokko erlebt

Natürlich macht sie sich Sorgen, dass eine ähnliche Katastrophe auch einmal Nador heimsuchen könnte, die Heimatstadt ihrer Familie, die an der Nordküste Marokkos liegt. Auch Ikram Elbaradani Wurzeln liegen dort, und die 37-Jährige erzählt: „Ich habe 2014 selbst in Nador ein Erdbeben erlebt, aber ein schwächeres. Zum Glück ist damals nichts passiert. Wir kennen viele von da.“

Sie würde jetzt am liebsten selbst aufbrechen, um vor Ort in Marokko zu helfen. „Ich habe leider zwei kleine Kinder, sonst wäre ich für zwei Wochen dorthin geflogen. Aber mit den beiden Kleinen funktioniert das nicht.“ Sonst hätte sie sich gerne der Stiftung „Tuisa hilft“ aus Gelsenkirchen angeschlossen, die in Marokko tätig sei, sagt sie.

Aus der Ferne wollen Fatima Aratbi und Ikram Elbaradani nun auf jeden Fall dafür sorgen, dass die beim Kinderschutzbund gesammelten Spenden an diesem Samstag zu einer Sammelstelle an der Mülheimer Hamza-Moschee gebracht werden. Von dort aus solle sich ein privater Transporter auf den Weg in die Erdbebenregion machen.

Zwei große Säcke voller Kuscheltiere gehören dazu. Von Geldspenden gekauft werden sollen zudem Artikel wie Windeln, Baby-Fläschchen, Hygieneartikel für Frauen. Gebraucht würden vor Ort auch noch ganz andere Dinge, sagt Fatima Aratbi. „Rollstühle und Krücken“, nennt sie als Beispiele. „Es gibt so viele Verletzte. Die Menschen sind am Rücken und an den Beinen verletzt.“ Verbandszeug, Medikamente, Fiebersaft für Kinder – all dies werden dringend benötigt. „Krankenhäuser gibt es in den Dörfern auch nicht viele.“

In ihre Gedenkminuten zu Beginn ihres Treffen beim Kinderschutzbund schlossen die Frauen dann auch die Opfer der Überschwemmungskatastrophe in Libyen mit ein. Auch dort sind nach einem Unwetter Tausende Menschen verstorben; Überlebende haben Hab, Gut und ihre Unterkunft verloren.

Weitere Infos zur Spendenaktion der Internationalen Frauengruppe: Kinderschutzbund Bottrop, 02041 684477, kinderschutzbundbottrop@t-online.de