Bottrop. Die Stadt Bottrop legt den Integrationsbericht vor. Im Bezirk Altstadt haben drei von vier Kleinkindern einen Migrationshintergrund.

Das Kommunale Integrationszentrum hat den Integrationsbericht 2021 vorgelegt. Weil darin noch die Entwicklung der Zahlen der Ukraine-Flüchtlinge fehlt, ist er von begrenzter Aussagekraft; deshalb soll möglichst bald der nächste Bericht mit den Zahlen von 2022 folgen. Integrationszentrumsleiter Thomas Schwarzer und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert erläutern, welche Aussagen sich dennoch aus dem Bericht ableiten lassen.

„Die erste Adresse für diesen Bericht sind die Menschen, die sich in der Arbeit mit Migranten engagieren“, sagt die Dezernentin. Sie finden auf mehr als 80 Seiten alle Betreuungs-, Beratungs- und Förderangebote für Menschen mit Migrationshintergrund. Dieser Überblick stellt auch eine Information für die Bürger dar, was in ihrer Nachbarschaft angeboten wird. Viele Angebot sind auf die Stadtteile verteilt: „Wir setzen stark auf die Quartiersarbeit vor Ort“, sagt die Dezernentin.

So verteilen sich die Menschen mit Migrationshintergrund auf die Bottroper Stadtteile aus (Stand 2021).
So verteilen sich die Menschen mit Migrationshintergrund auf die Bottroper Stadtteile aus (Stand 2021). © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Bottrop: Die meisten Migranten leben im Bezirk Altstadt

Für Politiker Schul- und Sozialplaner von Interesse ist der Bericht zur demografischen Entwicklung. Hier wird dokumentiert, wo die Menschen mit Migrationshintergrund leben und wie der Anteil der Migranten in den letzten Jahren gestiegen ist. Wenig überraschend: Der höchste Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund findet sich in der Altstadt (siehe Grafik).

43,4 Prozent waren es 2021, 2022 stieg der Anteil noch einmal auf 45,1 Prozent. Seit 2008 ist der Migrantenanteil im Bezirk Altstadt um mehr als 15,7 Prozentpunkte gestiegen. Bei den Kindern im Alter von vier und fünf Jahren haben inzwischen drei von vier Kindern einen Migrationshintergrund. Und: Migranten bilden in den Altersgruppen von 0 bis 29 Jahren in der Altstadt die Mehrheit. In Nordost, Batenbrock Süd und (mit einer Ausnahme) in Welheim stellen sie die Mehrheit der Altersgruppen bis 18 Jahren.

Grundsätzlich ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund zwischen 2008 und 2021 in allen Stadtteilen gestiegen. Am meisten in der Altstadt, aber auch im Bezirk Nord-Ost um 9,3 Prozentpunkte, in Süd-West um 8,2 Prozentpunkte und in Batenbrock-Nord um 7,1 Prozentpunkte. Den geringsten Anstieg gab es in diesem Zeitraum in Kirchhellen; er lag bei 3,5 Prozentpunkten. Mit 8,5 Prozent ist der Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung (Stand 2021) in Kirchhellen ohnehin mit Abstand am geringsten in ganz Bottrop.

Sozialdezernentin zur Innenstadt: „Es fehlen Angebote für Kinder und Jugendliche“

Wenn die Konzentration der Menschen mit Migrationshintergrund in der Innenstadt weitergeht, braucht es dann auch zusätzliche Angebote in den Quartieren? „Es gibt in der Innenstadt schon einiges“, sagt die Dezernentin. „Auch die Dichte der Angebote passt. Was fehlt, sind Angebote für Kinder und Jugendliche. Hier machen wir jetzt mobile Angebote, bis wir unsere Jugendarbeit neu aufgestellt haben.“

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Eine zentrale Bedingung für gelingende Integration bleibt der Spracherwerb. In der Flüchtlingskrise 2015/16 sind Sprachkurse zeitweilig zu einem Flaschenhals geworden. Mit vielen zusätzlichen Anbietern sieht die Dezernentin Bottrop inzwischen gut aufgestellt. Auch weil die Volkshochschule (VHS) „hilft, die Spitzen abzufedern“.

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1269 Geflüchtete aus der Ukraine leben in Bottrop

Dieses Angebot haben auch seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine dazu beigetragen, schnell Sprachkurse für die bisher 1269 Flüchtlinge aus der Ukraine auf die Beine zu stellen. „Das hat gut geklappt“, sagt Karen Alexius-Eifert. Auch bei einem „derzeit nicht absehbaren“ baldigen Ende des Krieges in der Ukraine erwartet die Dezernentin keine schnelle Rückkehr der Flüchtlinge in ihr vom Krieg zerstörtes Land.

Die Aussicht auf einen deutschen Schulabschluss der ukrainischen Kinder seien ein Grund für die Familien, in Deutschland zu bleiben. Andere würden abwarten wollen, wie der Wiederaufbau ihrer zerstörten Städte nach einem Ende der Kampfhandlungen vorankommt.