Bottrop. Leerstandsmisere in der Hansastraße: Neue Mieter für die Ladenlokale sind schwer zu finden. Yanka Meyer wollte gezielt hierhin. Aus diesem Grund.
Sie liegt mitten in der Innenstadt von Bottrop, könnte aber keinen verlasseneren Eindruck machen: Ab Höhe des ehemaligen Karstadt-Hauses dominieren weiterhin Leerstände die Hansastraße. Keine gute Nachbarschaft für eine Geschäftseröffnung, könnte man meinen. Yanka Meyer sieht das anders. Sie ist mit ihrem Fußpflegesalon jetzt ganz bewusst in die Hansastraße gezogen.
Eigentlich, erzählt Yanka Meyer, wollte sie schon vor zwei Jahren mitten in die Fußgängerzone ziehen, gleich zu Beginn ihrer Selbstständigkeit als Fußpflegerin. Da sie damals nichts Passendes habe finden können, eröffnete sie ihr Geschäft auf der Rückseite der Altmarkt-Passage, zum Parkplatz an der Böckenhoffstraße hin. „Aquarium“ nennt sie dieses kleine Ladenlokal, in dem sie sehr zufrieden gewesen sei. „Doch jetzt ist der Bio-Laden dort geschlossen“, sagt die Bottroperin mit bulgarischen Wurzeln. Dadurch fehlt an der Stelle auch die Kundenfrequenz. In der Fußgängerzone sei da mehr Bewegung.
Leerstände auf der Hansastraße in Bottrop: „Mir tut das Herz weh“
Also fragte sie, den Leerstand neben dem alt eingesessenen Juwelier-Geschäft Robert Triffterer bemerkend, einfach dort an und signalisierte Interesse am Umzug hierher, erzählt sie. „Wenn ich durch die Hansastraße laufe und die leeren Geschäfte sehe, tut mir das Herz weh“, meint die 57-Jährige. „Es ist wie eine Geisterstadt.“ Mit ihrem Fußpflegesalon wolle sie dazu beitragen, wieder Leben und Bewegung in die Hansastraße zu bringen.
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An der Gladbecker Straße, sagt sie, hätte sie vielleicht auch in einem freien Ladenlokal unterkommen können. „Dort ist mehr los“, urteilt sie mit Blick auf die lebendige Gastro-Szene. Dennoch habe sie sich bewusst für die Hansastraße entschieden. „Hier muss etwas hinkommen. Man muss es hier bunter machen.“ Zu der einen Seite – von Triffterer bis hoch zum Modegeschäft New Yorker – gebe es ja frequentierte Geschäfte. Und auf der anderen Seite komme vielleicht bald auch wieder ein Laden hinzu, hofft Yanka Meyer.
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Vor allem im Keller habe sie einiges selbst renoviert, um sich einen Aufenthaltsraum zu schaffen, im Erdgeschoss sind zwei Fußpflege-Behandlungssessel hinter Vorhängen platziert. Die Regalwände und Vitrinen aus dem längst geschlossenen Geschäft „Modern Times“, 2013 als Ableger des nebenan beheimateten Traditions-Schmuckgeschäfts Robert Triffterer gegründet, stehen noch entlang der Wände. Die will sie noch mit kleinen Geschenke-Sets samt Cremes und Fußpflege-Gutscheinen auffüllen.
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Zu ihrem Fußpflege-Angebot zählt die Pediküre, das Schneiden von Nägeln, das Behandeln von Hornhaut oder Massagen. Wer Probleme mit Besenreisern oder Krampfadern hat, für den hält Yanka Meyer die so genannten „Venenwalker“-Manschetten bereit. „Meine Tochter überlegt, Podologin zu werden“, verrät die Bottroperin, also eine Fachfrau für medizinische Fußpflege. Sollte es so kommen, kann Yanka Meyer sich vorstellen, dass beide sich den Salon teilen.
Insgesamt, mit Keller, stehen hier knapp 60 Quadratmeter zur Verfügung. „Ich muss jetzt erst einmal schauen, wie das Geschäft läuft“, sagt die Dienstleisterin, die bezüglich ihrer Mietzahlungen übrigens nicht vom Innenstadt-Förderprogramm profitiere. Wobei das Programm, bei denen Mieten finanziell gefördert werden, sowieso Endes des Jahres ausläuft. Mehr Leben in der Hansastraße könnte zum Geschäftserfolg beitragen – „ein Netto wäre gut“, sagt sie mit Blick auf die immer wieder verzögerten Pläne für das alte Karstadt-Haus gegenüber.