Bottrop-Kirchhellen. Das war ein sehr hartnäckiger Heinz, wie die Kirchhellener ihren Schützenvogel nennen. Der schäbige Rest vom Rumpf fiel erst beim 469. Schuss.

Kirchhellen hat ein neues Schützenkönigspaar. Bernd Benien, Präsident des Olympiakomitees für die Bauernolympiade, schoss als letzter verbliebener Anwärter auf den Thron am Josef-Terwellen-Platz den schon übel zerrupften Vogel ab. Nachdem ihn die Schützenbrüder auf den Schultern ins Festzelt getragen hatten, rief der neue König Anne Bornemann zu seiner Königin aus.

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Den gutmütigen Spott aus Kirchhellen können die Grafenwälder Schützen jetzt mit Zinsen zurückgeben. Im Juli hatte es bis zum 379. Schuss gedauert, ehe sich Sascha König zum Wöller Kaiser krönen lassen konnte. Die Kirchhellener Kollegen brauchten 469 Schuss, bis sich die letzten Splitter des Vogels von der Stange lösten.

Sie warten auf den neuen König: Zuschauer beim Königsschießen auf dem Josef-Terwellen-Platz.
Sie warten auf den neuen König: Zuschauer beim Königsschießen auf dem Josef-Terwellen-Platz. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Dabei hatte der Tag durchaus treffsicher angefangen. Wie immer traten zum Auftakt des Vogelschießens etliche Schützen ehrenhalber an. Der zu dem Zeitpunkt noch amtierende König Burkhard Kosse, Oberbürgermeister Bernd Tischler, Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder, der als ehemaliger Schützenkönig auch im Finale noch mal ran durfte - und Pastor Christoph Potowski von St. Johannes. Und der zerschoss mit dem ersten Schuss die an „Heinz“ angebrachte Flasche Schampus. Glück oder Übung? „Ich schieße öfter mal auf Schützenfesten. Aber immer nur zum Spaß.“

Königsschießen in Bottrop-Kirchhellen: Neuer Schützenkönig nach 439 Schuss

Auch die Krone fiel relativ schnell: Mit dem 35. Schuss holte sich Uli Hagemann sein Souvenir. Mit dem 135. Schuss holte sich Dieter Apfelhofer, richtig: den Apfel. Danach wollte aber lange nichts mehr fallen. Um 11.45 Uhr machte Moderator Thomas Schulte-Bockum dem immer zahlreicher werdenden Publikum Mut: „Die Schüsse werden lauter, gleich fällt das Zepter.“ Tat es dann auch: Im 253. Schuss holte es Manfred Kemper herunter.

Da ist er, der rechte Flügel: Oliver Stumpf mit der Trophäe und Schützenmajor Hendrik Dierichs (rechts).
Da ist er, der rechte Flügel: Oliver Stumpf mit der Trophäe und Schützenmajor Hendrik Dierichs (rechts). © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Um der Sache mehr Schwung und Tempo zu geben, beorderte Schützenoberst Peter Schulte-Bockum die erste und zweite Kompanie zum Schießen auf die Flügel. Die fielen mit den Schüssen 334 (Jens Hetkämper-Flockert) und 349 (Oliver Stumpf). Statt des Mittagessens mit Erbsensuppe gab es dann lediglich zehn Minuten Pause, um Zeit gutzumachen. Schützenmajor Hendrik Dierichs lag dabei sehr gut mit seiner Schätzung: „Um 13.30 Uhr haben wir den Vogel unten.“

In der Pause stellten die Überwacher am Schießstand das Visier noch mal scharf auf den zwölf Meter entfernten Rumpf des Vogels: Peter Kleimann, Klaus Niermann und Max Hetkämper-Flockert achteten auch auf die Einhaltung der Regeln am Schießstand. Zum Beispiel: Rauchen und Alkohol verboten. Deshalb waren in der Zielwasser-Apotheke nur garantiert alkoholfreie Mittelchen.

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Zum Finale traten neben den Anwärtern auch Kirchhellener Schützenoffiziere und ehemalige Majestäten wie der Bezirksbürgermeister an. Was, wenn dein Schuss den Vogel heruntergeholt hätte, Ludger Schnieder? Einen Kaiser für den zweiten Königstitel gibt es ja nur in Grafenwald. Aber natürlich weiß Schnieder, wohin er zielen muss, damit genau das nicht passiert.

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Wohin er zielen muss, um den Vogel endlich herabzuholen, das weiß natürlich auch Bernd Benien. Neben dem Schießstand lagen schon die Insignien der Königswürde bereit, das Ex-Königspaar Burkhard Kosse und Sara Schlegl hatte sich zur Gratulation eingefunden. Doch obwohl die Anfeuerungsrufe immer lauter wurden, sperrte sich der Vogel weiter – eben bis zum 439. Schuss, wie von Dierichs vorhergesagt um Punkt 13.30 Uhr. Während die Schützenbrüder Benien auf die Schultern hoben, schnappte sich der Major noch schnell Rock, Degen und Schärpe – und ab ging’s zur Proklamation ins Festzelt voller jubelnder Menschen.