Bottrop-Grafenwald. Sascha König ist neuer Grafenwälder Schützenkaiser. Nach dem 379. Schuss fiel der Vogel - nach einem spannenden Duell.

Enormes Durchhaltevermögen zeigte der Vogel beim diesjährigen Grafenwälder Schützenfest am Sonntag. Zunächst lief alles nach Zeitplan: Antreten der Schützen um 10.15 Uhr und anschließender Abmarsch zum Vogelschießen und Gemeindefrühstück. Danach richtete die Schießaufsicht die Büchse ein, justierte, ölte nach und machte Probeschüsse, während die Vereinsmitglieder vor dem Anmeldetisch darauf warteten, ein Los zu erhalten, dass sie zum Schießen berechtigte.

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Darunter auch Oberfeldwebel Dietmar Trunk und Jens Beckmann von der ersten Kompanie. Beckmann ist seit 1998 dabei und trägt einen Orden, der belegt, dass er gleich beim allerersten Mal die sogenannte Krone abgeschossen hat. „So ein Orden, den hat man für’s ganze Leben“, erklärt Beckmann, der im „wahren Leben“ als Gärtner am Uniklinikum in Essen arbeitet. Jetzt will er bei der ersten Runde wieder mit dabei sein. Bevor nämlich das eigentliche Königsschießen – in Grafenwald ist es bekanntlich ein Kaiser – beginnt, treten Vereinsmitglieder an, um dem Vogel diverse Insignien, die sogenannten Pfänder, in einer ganz genau festgelegten Reihenfolge abzuschießen: Zepter, Krone, rechter Flügel, linker Flügel.

Die Bürgermeister geben die ersten Ehrenschüsse ab

Von den gut 200 Mitgliedern tritt heute fast die Hälfte zur ersten Runde an“, erklärt Stefan Kreul, erster Vorsitzender des Vereins. Zunächst begrüßt er jedoch die Vereinsmitglieder sowie zahlreiche Ehrengäste, darunter auch Oberbürgermeister Tischler, der den ersten Ehrenschuss des Tages abgeben darf, gefolgt vom Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder. Auch der coronabedingt schon seit 2019 amtierende Schützenkönig Heribert Gandlau sowie einige Ehrenmitglieder treten vorab an.

Das Wetter meinte es gut mit den „Wöller“ Schützen. Der Hans-Söller-Platz vor dem Fetzelt war gut besucht – nicht von den Schützen.
Das Wetter meinte es gut mit den „Wöller“ Schützen. Der Hans-Söller-Platz vor dem Fetzelt war gut besucht – nicht von den Schützen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Gegen 13 Uhr ist die Vorrunde beendet, dann gibt es Erbsensuppe für alle und die Frauen Gelegenheit haben, an einem kleinen Pappvogel, der sich hinter dem linken Flügel verbirgt, ihr Können zu erproben“, schildert Stefan Kreul den weiteren Ablauf. „Während der Schießpause wird dann eine großkalibrige Flinte installiert und anschließend kann das eigentliche Königsschießen beginnen.“ Aber dann sorgt der Vogel für Nervenkitzel, weil er seine Insignien einfach nicht in der geplanten Zeit hergeben will. Um viertel vor zwei, als das Finale eigentlich beginnen soll, hängt der letzte Flügel immer noch und eine Mittagspause ist nicht in Sicht.

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Bis sich endlich der 33 jährige Dominik Baldeau von der 1. Kompanie die Trophäe holt. Ihm ist anzusehen, dass er stolz und glücklich ist und sich freut, mit der gesamten Kompanie anzustoßen. Und natürlich geht die Runde auf ihn. Dann kann also endlich das Königschießen beginnen. Teilnehmen können alle Schützen, die mindestens fünf Jahre Mitglied bei den „Wöllern“ sind und erfolgreiche die drei obligatorischen Vorübungen absolviert haben.

In Grafenwald wird der neue Schützenkaiser noch auf Händen getragen: Sascha König –  hier mit dem Vogel –  holte mit dem 379. Schuss den begehrten Titel.
In Grafenwald wird der neue Schützenkaiser noch auf Händen getragen: Sascha König – hier mit dem Vogel – holte mit dem 379. Schuss den begehrten Titel. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Und wer hat am Ende den Vogel abgeschossen? Mit dem 379. Schuss holt Sascha König Trophäe und Titel: aus dem König wird der „Wöller“ Kaiser. Seine Kaiserin ist Ehefrau Katharina König. Und um die Schützenfamilie zu kompletiteren: Sohn Fynn ist Kinderschützenkönig. Da soll mal jemand sagen, es gebe keine Familientraditionen mehr. Und: Sascha König holte bereits vor vielen Jahren schon einmal die Kaiserwürde. Die Inthronisation und sämtliche Zeremonien waren also für ihn kein unbekanntes Terrain mehr.

Der aktive Teil des Festes endet mit dem Festumzug und der Parade durchs Dorf – natürlich mit der Blaskapelle Grafenwald – und danach findet der Königsball im großen Festzelt statt. Ende, wie immer, offen.