Bottrop. Die neue Verwaltung am Rathaus würde teurer als im Karstadt-Bau. Die Belebung der Bottroper City ist der Neustart-Initiative aber viel mehr wert.
Der Lenkungskreis des Neustart-Bürgerbegehrens sieht sich durch die Kostenabschätzung der Stadt für die Herrichtung des Karstadt-Gebäudes in seinen Zielen bestärkt. „Es hat sich gezeigt, dass dadurch keine Mehrkosten entstehen werden“, sagte Sprecherin Julia Kubik. Das Ziel des Bürgerbegehrens sei ja vor allem, durch eine neue Belebung gegen die schwere Krise der Bottroper City anzukämpfen. „Der Mehrwert für unsere Innenstadt ist ja gar nicht zu beziffern“, betonte Julia Kubik. Ein solcher Gewinn für die Stadt könne nicht hoch genug eingeschätzt werden.
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Klar ist aber auch für den Bürgerbegehren-Kreis, dass das marode Hansacenter als Verwaltungssitz wohl nicht mehr in Frage kommt. So hat die Immobilienabteilung der Stadt für den Kauf und das Herrichten des leerstehenden früheren Einkaufszentrums einen Rahmen von 120 Millionen Euro an Baukosten abgesteckt. Darin sind 28 Millionen Euro allein für den Kauf des Grundstückes samt Altbau enthalten. Architekt Axel Pütz warnte, dass der Aufwand für eine Komplettsanierung des Baukomplexes zwischen Berliner Platz und Hansastraße hoch sei, weil dessen Bausubstanz so schlecht sei.
Hansacenter kommt als Verwaltungssitz kaum noch in Frage
Auch Baudezernent Klaus Müller rät immer wieder von einem Umbau des Hansacenters zu einem Verwaltungsgebäude ab. Für Büros und Dienststellen der Stadt sei weniger als die Hälfte der Flächen in dem Gebäudekomplex brauchbar, beruft er sich auf Untersuchungen der Fachleute. „Mehr Geld für weniger Arbeitsplätze auszugeben, macht wenig Sinn“, sagte Müller. Denn die Kosten für den Hansacenter-Umbau sind nach der Abschätzung des städtischen Immobilienressorts außerdem auch noch höher als die Baukosten in Höhe von etwa 115 Millionen Euro für den geplanten Verwaltungssitz am Droste-Hülshoff-Platz neben dem historischen Rathaus. Das überzeugt auch den Neustart-Lenkungskreis aber ohnehin schon. „Da können wir mitgehen“, sagte Sprecherin Julia Kubik zur WAZ.
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Den Ausbau des früheren Karstadt-Kaufhauses zu einem neuen Verwaltungssitz in der Fußgängerzone kann sich der Bürgerbegehren-Lenkungskreis dafür um so besser vorstellen. „Wir zielen darauf ab, weil damit ein schlimmer Schandfleck mitten in der Stadt durch etwas Schönes beseitigt wird“, unterstreicht die Sprecherin. Für den Umbau des Karstadt-Gebäudes zwischen der Hansastraße und der Hochstraße hat die Verwaltung einen Kostenrahmen unterhalb der Neubaukosten abgesteckt: 110 Millionen Euro. Das Gebäude ist nach Einschätzung der Fachleute auch weitaus besser für Verwaltungszwecke umbaubar.
Bürgerinitiative sieht bei Preis und Kosten viel Spielraum
Bei den Kosten für den Karstadt-Umbau sieht der Neustart-Kreis außerdem noch gehörigen Spielraum. So listet die Stadt einen Kaufpreis von 35 Millionen Euro auf. „Das das Gebäude nicht für Null zu haben sein wird, ist ja jedem klar. Ich gehe aber davon aus, dass es sich bei den 35 Millionen Euro um einen Maximalpreis handelt, den jemand auf Anfrage mal genannt hat“, meint Julia Kubik. Bisher haben aber noch gar keine Verkaufsgespräche stattgefunden, wie auch der Baudezernent bestätigte.
„Bei ernsthaften Verhandlungen wird der Preis bestimmt nicht so hoch ausfallen“, hofft Julia Kubik. Außerdem legt die Stadt in ihren Kostenberechnungen auf den Baukostenindex noch Zulagen von insgesamt mehr als 58 Prozent zugrunde, so dass sich die Kosten für den Umbau von 1455 Euro auf 2308 Euro pro Quadratmeter erhöhen. „Das ist so etwas wie der letzte Notanker, damit der Neubau bei den Kosten nicht noch schlechter dasteht“, sagte die Sprecherin des Lenkungskreises.
Bürger-Kreis erfährt große Unterstützung für seine Ziele
Auch die Frage nach der Zahl der Arbeitsplätze, die die Verwaltung brauche, ist für den Lenkungskreis weiterhin offen. Während die Verwaltung im Neubau neben dem historischen Rathaus mehr als 500 Arbeitsplätze schaffen will, ist nach Einschätzung von Fachleuten in dem umgebauten Karstadt-Gebäude Raum für etwa 300 Arbeitsplätze. Julia Kubik aber hat Zweifel, ob die Verwaltung angesichts des Möglichkeiten zum Arbeiten von Zuhause aus oder in flexiblen Büros in Zukunft überhaupt noch so viele fest eingerichtete Arbeitsplätze benötigen wird.
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Der Kreis von Anwohnern und Geschäftsleuten, der sich für die Wiederbelebung des Bottroper Stadtkerns einsetzt, finde ein großes, positives Echo in der Stadt, versichert Julia Kubik. „Unsere Ziele unterstützen viele Bürgerinnen und Bürger“, sagte sie. In den Tagen kurz nach den Sommerferien werde die Sammlung der Unterschriften beginnen. „Die Unterschriftenbögen haben ihre letzte juristische Prüfung durchlaufen“, sagte die Sprecherin des Bürgerbegehrens. Unterstützerinnen und Unterstützer könnte sich diese am Computer per Download besorgen, die Bögen werden aber auch in zahlreichen Geschäften in Bottrop ausliegen.
Unterschreiben dürfen Bottroperinnen und Bottroper ab 16
Teilnehmen können Bottroperinnen und Bottroper, die mindesten 16 Jahre alt sind und tatsächlich auch in Bottrop als Wohnort gemeldet sind. Mindestes 4500 Unterschriften müssen es am Ende sein, mit denen die Bürgerinnen und Bürger folgende Frage bejahen: „Soll die Stadt Bottrop eine Bestandsimmobilie in dem von der Sanierungssatzung „Hansaviertel“ unter § 1 festgelegten Gebiet erwerben (Karstadthaus, Hansazentrum oder andere geeignete Gebäude) und an diesem Ort eine zentrale Verwaltung für mindestens 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aufbauen, damit die Innenstadt belebt wird?“
Die Unterschriftensammlung soll bis Mitte September dauern. Julia Kubik rechnet fest mit einem Erfolg des Bürgerbegehrens. „Wir sind überzeugt davon, dass es deutlich mehr als die nötigen 4500 Unterschriften werden“, sagt Julia Kubik. Trifft ihre Erwartung am Ende zu, muss der Stadtrat neu darüber beraten, ob der Verwaltungssitz neu gebaut wird oder in eines der leeren Bauten in der City einziehen soll.