Bottrop. Der Bottroper Wärmeplan muss erst erarbeitet werden. Beim Umsetzen der Wärmewende setzt die Stadt auf überzeugende Energieberater und Fördergeld.
Welche erneuerbaren Energie-Arten sollen Anwohnerinnen und Anwohner sowie Firmen- und Geschäftsinhaber in Zukunft denn nun beim klimaneutralen Heizen in Bottrop bevorzugt nutzen? Zur Vorlage des kommunalen Wärmeplans, der als Grundlage der Wärmewende dient, hat die Stadt zwar noch fast vier Jahre Zeit, doch einige Vorschläge für die besten Heizenergiequellen kann Beigeordneter Klaus Müller jetzt durchaus schon machen: Für Häuser entlang der Hans-Böckler-Straße zum Beispiel schlägt der Umweltdezernent Fernwärme vor. Für den Eigen dagegen setzt Müller auf Wasserstoff, und in Kirchhellen teils weiterhin auf Biogas.
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„Die Wärmewende wird eine ganz besondere Herausforderung sein“, sagt Klaus Müller. Die Stadt habe das Ziel, dass der dafür nötige kommunale Wärmeplan Mitte 2027 fertig sei. Das Aber folgt prompt: „Wir haben ja keine Wärmeplaner hier im Rathaus“, erklärt der Umweltdezernent. Mit den Arbeiten müsse die Verwaltung deshalb womöglich externe Fachleute beauftragen, und das nötige Geld dafür müsse der Rat in diesem Fall bei den Haushaltsberatungen im Herbst erst noch zur Verfügung stellen.
Zusammenarbeit mit Energieversorgern und anderen Städten
„Wir sind noch am Anfang, doch wir fangen nicht erst bei Null an“, sagte der Dezernent nach ersten Gesprächen mit Vertretern des Unternehmens Emscher Lippe Energie zur WAZ. Mit Energieversorgern wie der Ele oder Netzbetreibern wie der Ele Verteilnetz GmbH wird die Stadt bei der Wärmeplanung ebenso zusammenarbeiten wie mit Wohnungsunternehmen. Auch eine Kooperation mit Nachbarstädten innerhalb des gemeinsamen Versorgungsgebietes wie Gelsenkirchen oder Gladbeck ist über den eigenen Bottroper Wärmeplan hinaus im Gespräch.
Ein eigenes Konzept für Bottrop werde es aber auf jeden Fall geben. Vorarbeiten dafür seien zum Beispiel schon geleistet worden, als Bottrop bis Ende 2020 Modellstadt des Klimaschutzprojektes Innovation City war, und auch weil sich die Stadt ja direkt im Anschluss zum Ziel gesetzt hat, bis 2035 klimaneutral zu sein. „Das ist ein Riesenvorteil“, betont Müller. Damit sei der Wärmeplan für das gesamte Stadtgebiet aber nicht fertig. „Wir müssen dazu noch mehr in die Tiefe gehen“, sagt der Beigeordnete. Für weite Teilen der Stadt wissen Müller und seine Mitarbeitenden aber schon recht gut, wie Wohnhäuser und Firmengebäude dort mit Energie versorgt sind und in Zukunft versorgt werden können.
Fernwärmenetz wird bald aus regenerativen Energiequellen gespeist
Bottrop sei schon jetzt in Zonen unterteilt, in denen verschiedene Energiearten bei der Wärmeversorgung vorherrschen. Im Wärmeplan sollen diese Zonen fortgeschrieben und genauer festgelegt werden. „Auf dem Eigen liegt ein dicht verzweigtes Gasleitungsnetz“, nennt der Umweltdezernent ein Beispiel. Die Leitungen seien auch für den Transport für Wasserstoff gut geeignet, meint er. Auf dem Eigen seien daher Kraft-Wärmekopplungsanlagen die anzuratende Technik, da solche KWK-Anlagen neben Strom eben auch Wärme erzeugen und den dabei eingesetzten Brennstoff sparsamer verwenden.
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Ein Gegenbeispiel sei die Hans-Böckler-Straße, die von der Stadtmitte bis in den Fuhlenbrock führt. In der Straße liege eine Fernwärmeleitung des regionalen Energieversorgers Iqony, an die noch weitaus mehr Gebäude angeschlossen werden können. An Fernwärmesysteme, in denen ankommendes heißes Wasser zur Warmwasserbereitung und zum Heizen genutzt und anschließend abgekühlt wieder zurück ins Leitungsnetz gespeist wird, sind auch viele öffentliche Gebäude in der Stadt jetzt schon angeschlossen. „Iqony hat sich das Ziel gegeben, die Fernwärme auf regenerative Quellen umzustellen“, erläutert Klaus Müller, „darauf setzen auch wir“.
In Bottrop gibt es schon jetzt klimaneutrale Gebiete
Ohnehin gebe es in Bottrop schon jetzt Gebiete, die klimaneutral sind. Bei der Kläranlage der Emschergenossenschaft in der Welheimer Mark sei dies der Fall. „Auch Kirchhellen ist rechnerisch schon klimaneutral“, merkt der Umweltdezernent an. Im Bottroper Norden versorgt etwa die Familie Miermann mit ihrer Biogas-Anlage am Scheideweg zum Beispiel Hallenbad, Schulen, Feuerwehr und das Krankenhaus mit Wärme. Es gibt Pläne, dass an dieses Versorgungssystem bald auch private Gebäude angeschlossen werden.
Für Neubaugebiete in Bottrop müssen die Unternehmen ohnehin eigene Wärmekonzepte vorlegen. Auch die vom Stadtrat beschlossenen Leitlinien zur Entwicklung klimagerechter Wohngebiete verlangen den Bauherren nicht nur begrünte Dächer und Photovoltaikanlagen zur Stromgewinnung ab, sondern auch klimafreundliche Wärmeversorgungen. Dann seien etwa Blockheizkraftwerke auf Wasserstoffbasis oder wie im geplanten Neubaugebiet am Südring von Wärmepumpen gespeiste Nahwärmenetze gefragt.
Zwang wird durch die Stadt Bottrop nicht ausgelöst
Außerhalb von Neubaugebieten setzt der Umweltdezernent ähnlich wie schon zu Innovation-City-Zeiten auf einen Mix aus Fördergeldern und Beratungen, um den Eigentümerinnen und Eigentümern den Umstieg auf klimagerechtere Heizungen näher zu bringen. „Zwang wird dadurch von der Stadt nicht ausgelöst“, versichert Klaus Müller ausdrücklich. Es könne aber sein, dass es nur für solche Umrüstungsmaßnahmen, die auch den Empfehlungen im Wärmeplan entsprechen, zukünftig noch Fördergelder geben werde.