Bottrop. Bottrop-Schreiber Hermann Beckfeld kämpft mit Unterstützung des KKH gegen die Folgen eines Schlaganfalls. Sein Ziel: wieder selbstständig leben.
Hermann Beckfeld (68) kann den Moment genau beschreiben, an dem ihm im Wortsinn der Schlag traf: Der ehemalige Chefredakteur der Ruhr-Nachrichten und aktuelle Bottrop-Schreiber war als Moderator im Einsatz. Es war das Jubiläumskonzert des Da Pacem-Chores, der Journalist betrat sorgfältig vorbereitet die Bühne – und „ab da ist alles wirr“, sagt er. „Ich konnte mich nicht konzentrieren, mir war schwindelig.“ Er hielt das Konzert durch, irgendwie, doch später, in der Notaufnahme des Knappschaftskrankenhauses (KKH), brach der Bottroper zusammen.
Dass Hermann Beckfeld seinen Besuchern heute, keine drei Monate nach seinem Schlaganfall, in den Fluren des Reha-Zentrums Prosper am Stock gehend entgegenkommt, ist vor allem konsequenter Therapie und Willensstärke zu verdanken. Ganz wichtig ist ihm dies: „Ich will anderen Menschen Mut machen.“ Deshalb erzählt er seine Geschichte.
Bottrop-Schreiber: „Ich dachte, ich hätte mich übernommen“
Zunächst einmal muss er zugeben: Er hatte seine Verfassung während des Konzertes und auf dem Nachhauseweg – „ich konnte kaum noch gerade laufen“ – zunächst nicht wirklich ernst genommen. „Ich dachte, ich hätte mich übernommen“, berichtet der umtriebige Journalist. Doch zum Glück hätten seine Töchter Lisa und Lena richtig geschaltet und ihn schließlich ins Krankenhaus gebracht.
Was dort geschah? Der 68-Jährige weiß nur noch dies genau zu sagen: „Ich wurde zwei Wochen später wieder wach.“ Das Knappschaftskrankenhaus erläutert, woran Hermann Beckfeld selbst sich nicht mehr erinnern kann: Aufgrund einer Hirnblutung wurde der Bottroper auf die Stroke Unit, die spezielle Schlaganfall-Abteilung der neurologischen Klinik, aufgenommen.
Zwei Wochen lang habe es äußerst kritisch um ihn gestanden. So habe es sein können, dass der gesundheitliche Zustand am Morgen vielversprechend gut war und am Nachmittag erneut Grund zur Sorge bereitete. Hirnschwellung, Nachblutung, hochgradige Halbseitenlähmung links, Lungenentzündung, Delir, Blutdruckentgleisungen – die medizinischen Details, die das KKH nennt, geben eine Ahnung von der Dramatik der Situation.
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„Die Prognosen waren nicht gut“, fasst Hermann Beckfeld zusammen. Aber: „Ich habe Fortschritte gemacht.“ Zum einen, „weil ich gesagt habe, ich nehme den Kampf auf“. Er habe einen „unheimlichen Willen, die Sache voranzutreiben. Mein Ziel ist, wieder selbstständig zu leben.“ Zum anderen lobt er die Atmosphäre und Unterstützung des Teams von Knappschaftskrankenhaus und angeschlossenem Reha-Zentrum Prosper, in das er am 16. Juni wechselte.
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Das KKH setzt auf die neurologischen Frührehabilitation; erste Maßnahmen beginnen bereits im Krankenhaus während der Überwachungszeit am Monitor. Dank dieser habe Hermann Beckfeld bald erste Fortschritte gemacht bei der Überwindung von Orientierungsstörungen und Koordinationsproblemen sowie seiner Halbseitenlähmung. „Durch intensive, mehrmals tägliche Therapiemaßnahmen in einem Team von Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden und Neuropsychologen konnte sukzessive erreicht werden, dass Hermann Beckfeld wieder langsam selbstständig essen konnte, erste Schritte aus dem Bett machen sowie sich zunehmend selbstständig versorgen konnte“, heißt es vom KKH.
Vom Rollstuhl an den Rollator, vom Rollator an den Stock
Gerade letzteres schnell wieder zu erlernen, das Waschen, Anziehen, Frühstücken, war dem Journalisten besonders wichtig. Die linke Seite sei noch seine Schwachseite, aber es seien ihm auch sehr praktische Hilfsmittel vorgestellt worden, um das auszugleichen.
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Besondere Momente für ihn waren in den letzten Wochen die erste Fahrt im Rollstuhl hinaus an die frische Luft oder der erste Gang am Rollator den Flur hinunter, begleitet von Gesang. „Es arbeiten Menschen hier, die mehr als ihren Job machen“, lobt er Pflegende und Mediziner. Hermann Beckfeld sagt von Herzen „Danke an das Team und danke an alle, die mich besuchen.“ Nicht zu vergessen: „Der größte Rückhalt für mich sind meine Töchter.“
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Professor Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Neurologie am Knappschaftskrankenhaus, macht seinem Patienten mit einer positiven Prognose Mut: „Das Gehirn ist ungeheuer lernfähig und kann sich zum Teil auf neue Umstände, insbesondere nach einem Schlaganfall, einstellen. Vor allem durch intensive Rehabilitation können gesunde Hirnregionen Funktionen des geschädigten Gewebes übernehmen. Ob im Alltag tatsächlich Defizite zurückbleiben, kann oft erst nach Monaten beurteilt werden. Doch schon jetzt ist klar: Herr Beckfeld hat extrem gut von den intensiven Therapien profitiert und wird vermutlich im Alltag keine dramatischen Einschränkungen mehr zurückbehalten.“
Dennoch stellt sich für den stets beschäftigten Journalisten und Autor die Frage: „Wie sieht mein Leben in Zukunft aus?“ Er möchte gerne weiter schreiben, natürlich. Ein erster Schritt ist gemacht: Für seine Enkelin Lotta, geboren während seiner Zeit im Krankenhaus, hat er einen Brief geschrieben – „zu ihrer Begrüßung auf der Welt“.