Bottrop. Ferien und „sensationelles Bauwetter“: Gute Bedingungen für die Handwerker an der Korczak-Gesamtschule Bottrop. Besuch auf einer Großbaustelle.

Die Schülerinnen und Schüler genießen die Sommerferien – und die Handwerker die Chance, ohne Rücksicht auf den Schulbetrieb arbeiten zu können: Die millionenschwere energetische Sanierung der Janusz-Korczak-Gesamtschule an der Horster Straße läuft vielleicht nicht ganz reibungslos, liegt aber dennoch bislang im Zeitplan. Das erklärt Projektleiter Heinz-Eberhard Stapelmann aus dem Fachbereich Immobilienwirtschaft beim Baustellenbesuch.

Im Herbst sind die ersten Klassen in Container umgezogen, damit die Arbeiten am hinteren Gebäudeteil B starten konnten. Dieser steht jetzt eingerüstet da, auf dem Gerüst sind Handwerker unterwegs. Auf den ersten Blick erkennbar: Die Fenster in diesem Bereich sind im Rahmen der energetischen Sanierung bereits erneuert. „Im Moment sind wir dabei, die Vorhangfassade-Unterkonstruktion zu erstellen“, erklärt Stapelmann. Alle Außenwände sollen ja eine neue, wärmegedämmte Alu-Fassadenverkleidung erhalten.

Sanierung der Gesamtschule: Baumaterial lagert auf dem Schulhof

Vor dem Gebäudeteil B lagert schon weiteres Material für die nächsten Arbeitsschritte: die dreifach verglasten Fenster zum Beispiel für den Rest der Schule oder Dämmmaterial. Dieser Teil des Schulhofes ist entsprechend eingezäunt; Handwerker können mit ihren Fahrzeugen bis hierhin vorfahren. Es sei gelungen, gute Zufahrtsmöglichkeiten trotz der parallel laufenden Baustelle auf der Horster Straße einzurichten, erklärt der Projekt- und Bauleiter. Zum Schutz vor Vandalismus und Diebstahl werden Baustelle und Lagerplatz videoüberwacht.

Stapelmann: „Im Rahmen der Haustechnik sind wir dabei, insgesamt die Heizungsanlage zu ertüchtigen. Das betrifft den gesamten Gebäudekomplex.“ Denn zum Start der Heizperiode sollen schließlich alle Räume wieder ordentlich beheizt werden können. Im Keller steht schon die neue Fernwärme-Übergabestation. Im Fokus stehen zudem die Steuerung, die Erneuerung der Zuleitungen und der Heizkörperventile. „Die Fernwärmestation wird dann von der Verwaltung aus digital auslesbar und steuerbar sein.“ Die alten Heizkörper bleiben indes. „Die Gussheizkörper sind absolut fit“, begründet Stapelmann. Und im Übrigen auch vandalismussicher.

Heinz-Eberhard Stapelmann, Projekt- und Bauleiter der Stadt Bottrop, an der neuen Heizungszentrale der Janusz-Korczak-Gesamtschule.
Heinz-Eberhard Stapelmann, Projekt- und Bauleiter der Stadt Bottrop, an der neuen Heizungszentrale der Janusz-Korczak-Gesamtschule. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ebenfalls schon zu sehen: Vorarbeiten zur Erneuerung der Feuerlöschleitung und des EDV-Netzes. „Hier werden etliche Kilometer an EDV-Leitungen verlegt“, sagt der Bauleiter. „EDV-technisch ist die Schule dann wie ein Neubau auf dem Stand der Zeit.“

Wie das so sei beim Bauen im Bestand, tauche das eine oder andere Problem erst während der Arbeiten auf. So seien zum Beispiel nicht alle Reparatur- und Umbauarbeiten am gut 50 Jahre alten Schulbau im Laufe der Jahre „bis ins letzte Detail dokumentiert“. Im Bestand bauen gleiche immer ein wenig dem Öffnen einer Wundertüte, meint Stapelmann.

Bauleiter: „Markt für Auftraggeber verbessert sich“

Insgesamt habe es laut dem Projekt- und Bauleiter einige terminliche Verzögerungen gegeben, die – wie auf vielen anderen Baustellen derzeit – den Umständen von Pandemie und Ukrainekrieg geschuldet gewesen seien, dazu zählten etwa Lieferprobleme „in nahezu allen Gewerken – und damit verbundene Preissteigerungen“. Teils gebe es auch Schwierigkeiten damit, Angebote auf Ausschreibungen zu bekommen. Aber hier scheint es Licht am Ende des Tunnels zu geben: „Im Moment sieht es so aus, dass sich der Markt für die Auftraggeber verbessert.“

Im Rahmen der Sanierung werden auch bauliche Veränderungen vorgenommen, die der Inklusion dienen. Hier ist ein Differenzierungsraum abgeteilt worden.
Im Rahmen der Sanierung werden auch bauliche Veränderungen vorgenommen, die der Inklusion dienen. Hier ist ein Differenzierungsraum abgeteilt worden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Bauleiter reagieren auf Schwierigkeiten, indem sie den Bauzeitenplan straffen, Gewerke teilweise ineinander schachteln, „sofern das im Bauablauf vertretbar und machbar ist“, erläutert Stapelmann. „Manche Dinge kann man aufholen – manche nicht.“ Etwa, wenn die Witterung nicht mitspiele. Aber: „Im Moment haben wir sensationelles Bauwetter.“

Insgesamt hatte die Sanierung rund ein Jahr später begonnen als ursprünglich geplant. Dafür gab es mehrere Gründe, teils musste zeitaufwendig umgeplant werden. Denn mit den Leistungen des planenden Büros war die Stadt nicht zufrieden, hatte schließlich selbst die Bauleitung übernommen.

Als „grobes Ziel“ gibt Stapelmann aktuell aus, im Oktober mit dem ersten Bauabschnitt fertig zu sein. Insgesamt sind vier Bauabschnitte vorgesehen. Unter anderem sind noch Maßnahmen zur Herstellung der Barrierefreiheit geplant, wofür zum Beispiel der Verbindungsgang zwischen den beiden unterschiedlich hohen Klassentrakten abgerissen und erneuert werden muss.

Kosten und Bauzeit

Die Kostenschätzung hatte sich angesichts jüngster Preisentwicklungen bereits zum Baustart von zunächst acht Millionen Euro auf 9,5 bis zehn Millionen Euro erhöht. Ob das zu halten ist? Mag man bezweifeln, bleibt aber wohl abzuwarten. Konkrete Aussagen dazu kann Projekt- und Bauleiter Heinz-Eberhard Stapelmann zu diesem Zeitpunkt nicht treffen. Fördermittel für die Sanierung stammen aus dem Kommunalinvestitionsförderungsgesetz.

Bei Baubeginn rechneten die Verantwortlichen mit einem Abschluss der Arbeiten Mitte 2024. Auch dies bleibt abzuwarten.