Bottrop. Laximidas Jamine-Kien (40) aus Mosambik ist geschieden, Mutter eines Sohnes (3), alleinerziehend. So fasst sie langsam Fuß in der Berufswelt.

Laximidas Jamine-Kien strahlt. Nach Startschwierigkeiten in Deutschland bekommt die 40-Jährige inzwischen alles unter einen Hut: alleinerziehend, Mutter eines dreijährigen Jungen, Sprache, Kita und Job. Der Weg dorthin war alles andere als einfach – aber ihr Beispiel kann anderen Mut machen.

Alles fängt romantisch an. In ihrer Heimat Mosambik lernt sie einen deutschen Mann kennen, beide verlieben sich ineinander und heiraten. Kurze Zeit folgt sie ihm nach Deutschland. Von 2015 bis 2018 arbeitet sie drei Jahre im Movie Park als Kassiererin. Dann mischt sich das Schicksal ins Leben ein.

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Die Liebe erlischt, sie und ihr Mann lassen sich scheiden. Sie wird schwanger. Nach der Geburt führt ihr Weg sie arbeitssuchend ins Bottroper Jobcenter, das wiederum eng mit dem Bildungsträger Grone an der Kardinal-Hengsbach-Straße am Prosper-III-Gelände zusammenarbeitet.

Laximidas Jamine-Kien ist gelernte Buchhalterin, allerdings in Mosambik und findet deshalb nach ihrer Ankunft in Deutschland keinen passenden Beruf. Aus mehreren Gründen. Zum einen klappt es nicht mit der deutschen Sprache, die sie zu dem Zeitpunkt kaum bis gar nicht spricht.

Und: „Es geht um die Berufserfahrung“, sagt Rahma Görner, Standortleiterin von Grone in Bottrop. Laxi, wie sie gerne genannt wird, bringt im Prinzip alles mit: die fachliche Qualifikation, Motivation und Zeugnisse. Die Jobvermittlung als Kauffrau würde, das weiß Görner aus der Erfahrung ähnlicher Fälle, oft an einer Sache scheitern. „Weil sie noch nicht in Deutschland im kaufmännischen Bereich gearbeitet hat.“

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Zuhause rumsitzen, Däumchen drehen und sich aushalten lassen, kommt für Laxi jedoch nicht in Frage. „Ich will unbedingt arbeiten“, sagt sie. Das ist ein Satz, den man im Jobcenter und bei Grone gerne hört. Sie will Berufserfahrung sammeln, auf eigenen Füßen stehen. Laxi nimmt das Angebot in Anspruch und wird Teil des Programms „Kind und Job“.

Rahma Görner, Standortleiterin des Bildungsträger Grone in Bottrop, über Laximidas Jamine-Kien: „Von Anfang an war sie motiviert und engagiert. Sie hat sich super entwickelt. Mal schauen, wo die Reise hingeht.“
Rahma Görner, Standortleiterin des Bildungsträger Grone in Bottrop, über Laximidas Jamine-Kien: „Von Anfang an war sie motiviert und engagiert. Sie hat sich super entwickelt. Mal schauen, wo die Reise hingeht.“ © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Dazu gehört die Zusammenarbeit mit einem Jobcoach und Sozialpädagogen. Deren Aufgabe beschreibt Görner wie folgt: „Er soll helfen, dass die privaten Probleme der Teilnehmer behoben werden wie Schulden, Behördengänge oder die Sorge um einen Platz in der Kita oder OGS. Sie sollen den Kopf freibekommen.“ Der Jobcoach kümmert sich um Selbstvermarktung der Jobsuchenden auf den einschlägigen Internet-Portalen und um die richtigen Formulierungen in Bewerbungen.

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Weil Laxi mit hoher Wahrscheinlichkeit kaum eine Chance hat, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen kaufmännischen Beruf zu ergattern, entscheidet sie sich als Verkäuferin zu arbeiten. Im besten Fall gelingt ihr dadurch über Umwege die Rückkehr zu ihren kaufmännischen Wurzeln.

Vorerfahrung im Verkauf hat sie aufgrund ihrer Arbeit im Movie Park. Seit April arbeitet sie nun in Teilzeit beim Unternehmen „Tedi“ in der Filiale in der Innenstadt von Gladbeck. Ihr Vertrag ist zunächst befristet. Zurzeit läuft die Probezeit. Die Chance, dass sie weiterbeschäftigt wird, stehen nach Einschätzung von Grone nicht allzu schlecht.

Bildungsträger Grone: „Ziel ist immer eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit“

„Das Ziel ist immer eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit“, sagt Rahma Görner. Schritt für Schritt wird an Laxis beruflicher Perspektive gearbeitet. Das Ziel der sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit hat sie schon erreicht. Außerdem hat sie einen Führerschein, ein Auto und eine Wohnung. Ihr Kind hat einen Platz in einer Kita bekommen. Und deutsch spricht sie inzwischen richtig gut.

Neben dem Gehalt aus ihrer Teilzeit-Beschäftigung wird sie weiterhin finanziell vom Jobcenter unterstützt. „Von Anfang an war sie motiviert und engagiert. Sie hat sich super entwickelt. Mal schauen, wo die Reise hingeht“, lobt Rahma Görner die 40-Jährige. Sie selbst scheint so viel Lob nicht gewohnt und lächelt nur schüchtern.