Bottrop. Anwohner der Sterkrader Straße in Bottrop warten seit vier Jahren auf den Straßenausbau zu ihren Häusern. Warum die Baustelle diesmal ruht.
Diese Geschichte ist eine einzige Dauerbaustelle. Ein Jahr ist mittlerweile vergangen, seitdem die WAZ zuletzt über das kleine Wohngebiet an der Sterkrader Straße berichtet hat. Die Anwohner warteten zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre auf die Fertigstellung der Erschließungsstraße. Und jetzt?
„Es ist nichts passiert“, sagt Anwohner Jan Stratmann. „Außer, dass die Situation viel schlimmer geworden ist.“ Der Untergrund ist für die Pflasterarbeiten aufbereitet worden. Der Untergrund war fertig. Das ist aber ein Jahr her. An Materialmangel liegt es nicht. Die Steine stehen seitdem auf Paletten fein-säuberlich aufgereiht an der Einfahrt zum Wohngebiet – bereit zur Verlegung.
Nach einem Jahr Stillstand wird das Holz der Paletten allmählich morsch. Das Stahlband, das die Steine zusammenhält, zeigt erste Roststellen. „Wir warten jeden Tag darauf, dass etwas umfällt“, sagt Jan Stratmann. Sarkasmus kann er sich bei der Antwort nicht verkneifen. Zu groß ist bei ihm und den Nachbarn der Frust über den jahrelangen Zustand der Siedlung.
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Was sofort auffällt, die Kantensteine für die Erschließungsstraße sind gesetzt. Für Anwohner wie Jan Stratmann ein Problem. „Wenn es stark regnet, haben wir hier einen See.“ Als die Steine nicht gesetzt waren, konnte das Wasser zumindest oberflächennah ablaufen.
Nun staut sich das Wasser, weil die Gullydeckel auf Höhe der Kantensteine angelegt sind. Stratmann hat an der Zufahrt zu seinem Haus Holzklötze hingelegt, sodass er mit seinem Auto nicht über die Kantensteine fahren muss, um möglichst ohne Schäden zum Parkplatz zu gelangen.
Die Straße gleicht noch immer einer Staub- und Schotterpiste. Patrick Wojwod: „Meine Kinder sind hier schon mehrfach gestürzt“, sagt er. Auch Stratmann berichtet davon, wie ältere Bewohner regelmäßig aufpassen, dass sie nicht hinfallen und sich dabei verletzen. „Wer haftet eigentlich bei solchen Unfällen? Und was ist mit der Verkehrssicherungspflicht?“, will Wojwod wissen.
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Sterkrader Straße in Bottrop: Geduld der Anwohner ist am Ende
An manchen Stellen ragen die Straßenkappen aus der Erde, teils mit Pflanzen zugewuchert – mit dem bloßen Auge sind die Hindernisse kaum sichtbar. Die Anwohner berichten, dass diese Gefahrenstellen schon den einen oder anderen Autoreifen auf dem Gewissen haben. Angemietete Garagen können zudem mit den Autos nur beschwerlich oder gar nicht angefahren werden, weil sie auf dem Weg dorthin über eben jenen Weg fahren müssten.
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Im Gespräch mit der WAZ vor Ort wird deutlich, die Geduld der Anwohner ist am Ende. Den Schuldigen haben sie längst ausgemacht: Die Peter Kalthoff GmbH aus Kirchhellen ist Bauträger. Dieter Stratmann, der für das Unternehmen spricht, möchte nicht ins Detail gehen, sagt lediglich: „Ja, es stimmt. Es ist unsere Straße und unsere Baustelle. Zwei, drei Dinge müssten noch geklärt werden, dann kann die Straße fertiggestellt werden.“ Was diese zwei, drei Dinge sind – dazu will er sich und darf er sich auch nicht aus juristischen Gründen äußern.
Schon vor einem Jahr hieß es aus der städtischen Pressestelle, dass eine Bürgschaft zwischen Bauträger und Sparkasse den Bau der Straße absichert. „Unsere Hoffnung ist, dass die Sparkasse die Bürgschaft freigibt“, sagt Nils Steiner, auch Anwohner an der Sterkrader Straße. Leichter gesagt, als getan.
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Auf WAZ-Nachfrage will sich die Sparkasse zu dem Fall nicht äußern und verweist auf das Bankgeheimnis. Die Stadt zeigt sich von der Entwicklung an der Sterkrader Straße wenig begeistert und will bald Klarheit schaffen. „Wir sind gerade dabei, einen Rechtsbeistand zu beauftragen. Es soll einerseits überprüft werden, gegen die Bürgschaft zu klagen und andererseits, ob die Stadt in Vorleistung gehen kann. Wir versuchen alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass es vorangeht“, so die Pressestelle auf WAZ-Nachfrage.