Bottrop. 2024 wird im Stenkhoffbad ein neues Multifunktionsgebäude gebaut. Die Kosten sind doppelt so hoch die geplant. Was im Sportausschuss passierte.

Der Neubau eines Multifunktionsgebäudes im Stenkhoffbad ist beschlossene Sache. Das hat der Ausschuss des städtischen Sport- und Bäderbetriebs entschieden – trotz einer massiven Kostensteigerung.

Anstatt den geplanten 1,9 Millionen Euro liegen die Kosten aktuell bei 3,98 Millionen Euro – ein Projekt mit Zündstoff. Dementsprechend fiel die Entscheidung, wenig überraschend, im Ausschuss nicht einstimmig aus. 15 zu 6 lautete das Abstimmungsergebnis. CDU, Grüne und ÖDP stimmten dagegen. SPD, FDP, Linke und AfD dafür. Keine Enthaltung.

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Zähneknirschend zeigten sich die Befürworter in ihren Stellungnahmen. „Aus Sicht der SPD ist es nicht optimal gelaufen, wie wir es uns gewünscht hätten“, sagte Ann-Kathrin Kohmann.

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Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass die Verwaltung sich bei einigen Kosten der ersten Schätzungen schwer verrechnet hatte. 1,5 Millionen Euro erhält die Stadt vom Land NRW als Förderung. Kohmann weiter: „Jetzt die Fördermittel zurückzuweisen, wäre das Todesurteil für das Bad.“

Neubau im Stenkhoffbad in Bottrop: SPD dafür, CDU dagegen

Ihr Parteikollege Rüdiger Lehr dazu: „Dieser Neubau ist lange überfällig. Wir hätten uns aber gewünscht, wenn von Anfang an, die richtigen Zahlen auf dem Tisch gewesen wären.“ Für die FDP sagte Fabian Mies: „Wir werden zustimmen, aber wir haben uns sehr schwer getan.“ Er kritisiert: „Es ist nicht nachvollziehbar, wie es abgelaufen ist.“ Auch die AfD in Person von Patrick Engels habe sich bei der Entscheidung „schwer getan“. Sven Hermens (Linke) zum Neubau: „Wenn man dieses Bad möchte, benötigt man langfristig dieses Gebäude. Ich glaube, dass es auch auf absehbare Zeit nicht billiger wird.“

Das Stenkhoffbad von oben. Rechts im Bild soll das alte Gebäude abgerissen und stattdessen dort ein neues Multifunktionsgebäude errichtet werden.
Das Stenkhoffbad von oben. Rechts im Bild soll das alte Gebäude abgerissen und stattdessen dort ein neues Multifunktionsgebäude errichtet werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Anders sah es die CDU, die schon im Vorfeld der Sitzung mit dem Gedanken spielte, sich gegen den Neubau zu entscheiden. Rainer Hürter: „In finanzieller Hinsicht war es eine Fehlplanung.“ Die CDU werde diesen Beschluss ablehnen.

ÖDP kritisiert: Planung für das Multifunktionsgebäude ist ausgeufert

Eines wollte Hürter feststellen, dass es nämlich keine Entscheidung für oder gegen das Stenkhoffbad sei. „Die Kosten, die möglicherweise noch höher werden, stehen in keinem Verhältnis zu einer vier, fünf monatigen Öffnung des Bades.“

Sigurd Köllner, stellvertretend für die Grünen, meint: „Wir sprechen über eine Summe von vier Millionen Euro.“ Köllner weiter: „Es ist doch keine Frage, dass wir alle dieses Bad erhalten wollen.“ Aber: „Der Weg dahin ist mehr als holprig.“

Die ÖDP störte sich dagegen an der Planung des Gebäudes. „Vier Millionen plus x halten wir für zu viel“, sagte Markus Stamm. „Wir haben intensiv beraten, und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass das Gebäude zu teuer und zu aufwendig geplant ist. Ich weiß nicht, warum die Planung so ausgeufert ist. “

Technischer Beigeordnete der Stadt Bottrop widerspricht der ÖDP

Damit direkt konfrontiert stellte Klaus Müller, Technischer Beigeordnete, klar: „Das muss ich deutlich zurückweisen. Wir haben keine Planung vorgelegt, die ausgeufert ist. Im Zuge der Planung sind sogar Räumlichkeiten kleiner geworden, um Kosten zu sparen.“ Und weiter erklärte Müller, dass das der Mindeststandard sei, um das Bad weiterbetreiben zu können.

Als Oberbürgermeister und zugleich Sportdezernent sagte Bernd Tischler: „Ich finde es richtig, diesen Neubau zu bauen und zwar für den Sport und für die Kinder dieser Stadt.“ Die deutliche Kritik kam bei ihm an. „Sie haben Recht. Es war nicht gut, wie die Kostenschätzung gemacht wurde. Ich kann mich als Chef der Verwaltung nur entschuldigen.“

Förderverein des Stenkhoffbades begrüßt die Entscheidung des Ausschusses

Über die Entscheidung für den Neubau freut sich dagegen der Förderverein des Stenkhoffbades. „Mit der Realisierung des Baubeschlusses wird eine langjährige Forderung des Fördervereins umgesetzt, das Stenkhoffbad als Familienbad langfristig zu sichern und als attraktives Freibad auszubauen“, teilt der Verein mit.

„Das Stenkhoffbad wird mit den sanitären Anlagen, Umkleiden usw. schrittweise barrierefrei umgebaut. Erforderlich wird es sein, auch künftig in die Technik des Stenkhoffbades zu investieren. Der Beschluss des Betriebsausschusses, auch in der Bauphase des Multifunktionsgebäudes, in den Sommersaison 2024, das Freibad weiterhin zu öffnen, wird vom Förderverein ausdrücklich begrüßt.“