Bottrop. Bei Renate Kraft-Mysliwietz wird die Küche zum Atelier. Sie experimentiert gerade mit Kitchen-Litho und erklärt, welche Rolle Cola dabei spielt.
Kunst mit Cola – das funktioniert, ohne dabei das Getränk auch gleich zu sich zu nehmen. Das wäre nach Durchlaufen des Schaffensprozesses auch riskant. Für das Offene Atelier des Künstlerbundes hat Renate Kraft-Mysliwietz das Thema „Kitchen-Litho“ für sich entdeckt und öffnete prompt ihre Küche, um zwei Mitstreiterinnen die Technik der Küchen-Lithographie vorzustellen.
Die Zutaten fürs Rezept sind einfach und überschaubar. Glasplatten, Alufolie, Ölkreide, ein Gefäß groß genug für die bearbeiteten Platten, ein Schwamm, Wasser, Papier zum Drucken und natürlich – Cola. „Die Technik ähnelt der traditionellen Lithographie absolut“, sagt Renate Kraft-Mysliwietz. „Nur, dass eben Glasplatte und Alufolie die Rolle des Steins übernehmen.“
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Für Gilda Bräuer und Irmelin Sansen ist es eine Premiere. Als frühere Chemielaborantin an der Uni Essen hat Bräuer natürlich den unschlagbaren Vorteil, die chemischen Reaktionen wie Anziehung und Abstoßung von Fett und Wasser, den Einfluss der Phosphorsäure in der Cola auf die Aluminiumfolie und damit die Vorbereitung des Untergrundes, hintergründig erklären zu können. „Aber auch für mich war diese Technik bis heute unbekannt“, gibt die Neu-Bottroperin (seit 2019) zu.
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Gerade bringt sie ihre Motive – Messer, Gabel, Löffel – mit fettiger Ölkreide auf die glatt mit Alufolie bespannte Glasplatte auf. Sie möchte aus Teilen eines entsorgten Schranks einen neuen Besteckkasten kreieren und hofft auf ein gutes Ergebnis ihrer Kitchen-Lithos. „Die kommen dann als Deko in die Schubladen.“ Sieht noch ganz einfach aus. Wie kompliziert oder aufwendig die Motive sind, hängt natürlich vom Können und künstlerischen Blick ab. Und hier wird ja gerade vorrangig die Technik demonstriert.
In der Küche gießt die Hausherrin beherzt Cola in ein rechteckiges Kunststoffgefäß. Dann folgt die bespannte und bemalte Glasplatte. Auf einer anderen Glasplatte wartet schon die Ölfarbe. „Schön mit der kleinen Rolle verteilen, bis es richtig schmatzt, dann ist es genau richtig“, ruft die Gastgeberin. Jetzt draufstreichen auf die Aluplatte. Von der Farbe ist nichts zu sehen, nur die Ölkreidezeichnung dort ist noch etwas dunkler geworden. Die Stellen, die die Cola verätzte, nehmen die Ölfarbe nämlich nicht an. Schnell einen DIN-A4-Bogen aufgelegt. Mit den Handballen angedrückt und abziehen: Die erste Kitchen-Litho ist fertig.
Bottroperin kombiniert auch Kitchen-Litho mit anderen Kunsttechniken
Wieder Farbe, auftragen, Spuren mit Schwamm und Wasser entfernen. Neues Papier auflegen, dieses Mal Pastellpapier, drucken, fertig. Das Ergebnis kommt nun intensiver daher. Ein Vorgang, der sich fast beliebig wiederholen lässt.
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Renate Kraft-Mysliwietz hat schon experimentiert. Sie kombiniert die Kitchen-Litho-Technik zum Beispiel mit eigenen Zeichnungen. Die hat sie gescannt, ausgedruckt und dann bedruckt. „Das lässt sich aber auch mit Pastell- oder Acrylbildern im Original machen, die Farben halten den Litho-Prozess schon aus.“ Tiefer eingestiegen ist Renate Kraft-Mysliwietz ins Kitchen-Litho-Thema aber durch Workshops, die sie an der Europäischen Kunstakademie (EKA) Trier belegte. Erst danach habe es so richtig gefunkt, Youtube-Videos können da nicht mithalten, so die Bottroperin, die in Essen Kunst und Malerei studiert hat.
Drucktechniken im Workshop – Ausstellung
Einen Ferienworkshop zu verschiedenen Drucktechniken, darunter auch die „Kitchen-Litho“ bietet Renate Kraft-Mysliwietz für Kreative ab 14 Jahren vom 26. bis 30. Juni, jeweils 11 bis 16 Uhr, in der Kulturwerkstatt, Blumenstraße 12-14, an. Anmeldung: kulturwerkstatt@bottrop.de oder 02041 703721.
Die Ausstellung „Déjà-vu“ des Künstlerbundes, unter anderem mit Arbeiten von Renate Kraft-Mysliwietz, Gilda Bräuer und Irmelin Sansen, ist noch bis 3. Juni im Kulturzentrum zu sehen (Eintritt frei).