Bottrop-Kirchhellen. Ein Bauzaun steht mitten auf dem Johann-Breuker-Platz. Eine Baustelle ist nicht zu sehen, und die wird auch nicht kommen. Das steckt dahinter.
Eine Phantom-Baustelle auf dem Johann-Breuker-Platz liefert derzeit reichlich Diskussionsstoff in der Dorfmitte. Denn die mit Bauzäunen umstellte und mit Schild markierte Baustelle ist gar keine und wird auch keine. Ein Schildbürgerstreich? Nein. Ein Test.
Die Absperrung dient gleichsam als Platzhalter. Die Verwaltung will damit austesten: Wie sehr würden ein Baum und eine Bank den Betrieb des Wochenmarktes stören? Bis zum 4. Mai sollen Erfahrungen und Meinungen gesammelt werden. In der Sitzung der Bezirksvertretung am Dienstag, 9. Mai, soll die Verwaltung dann den Bezirkspolitikern über das Ergebnis der Versuchsanordnung berichten. Wenn die Rückmeldungen positiv sind, wollen die Bezirkspolitiker Baum und Bänke möglichst schnell auf dem Platz sehen und haben bereits signalisiert, sich bei Bedarf an den Kosten zu beteiligen. Ebenso wie bei der Gestaltung des alten Marktplatzes sieht eine breite Mehrheit hohen Handlungsbedarf zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität.
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Hintergrund dieses zugegeben skurril wirkenden Versuchsaufbaus ist eine jahrelange Debatte der Bezirkspolitik um die Aufwertung des Johann-Breuker-Platzes. Vor allem, aber nicht nur CDU und SPD fordern schon lange: Dieser Platz ist viel zu oft viel zu tot, wir müssen ihn attraktiver machen. Die zahlreichen Bedenken, die gegen diese Forderung erhoben wurden, hatten Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder schon 2022 zu dem Ausruf veranlasst: „Mensch, Leute, lasst uns doch wenigstens mal etwas ausprobieren!“
Große Kirchhellener Koalition für eine Aufwertung des Platzes
Dieser Vorschlag hat im Februar bei einem Treffen der Bezirkspolitiker zur Verwendung der Haushaltsmittel eine ganz große Koalition geschmiedet. CDU, SPD, Grüne, FDP und ÖDP im Bezirk wollen von der Verwaltung Antworten auf zwei Fragen: Wo wäre Platz für Spielgeräte? Und wo für Bäume und zusätzliche Sitzgelegenheiten? „Die Probesperrung ist der Versuch der Verwaltung, Antworten auf diese Fragen zu liefern“, sagt SPD-Bezirksfraktionschef Willi Stratmann. „Wir betrachten das als gute Lösung und bitten alle Beteiligten, eventuelle Einschränkungen in Kauf zu nehmen.“
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Das geht in Richtung der Kaufleute auf dem Wochenmarkt. Die sind vorgewarnt worden durch einen Brief des Bezirksbürgermeisters, der ebenfalls um Verständnis warb. Dieses Verständnis hat sich aber beim ersten Markt am Donnerstag in engen Grenzen gehalten. Denn mindestens beim Auf- und Abbau hat sich die Absperrung schon als Hindernis erwiesen. Janet Gahlen von Fisch Piotrowski fasst den Unmut der Kaufleute so zusammen: „Hier in Kirchhellen funktioniert der Wochenmarkt wunderbar, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Marktplätzen. Warum lassen wir dann nicht einfach alles, wie es ist?“
Weil wir den Markt weiterentwickeln wollen und müssen, sagt dazu Kirchhellens CDU-Chef Rainer Hürter und verweist auf die Überlegungen für den Wochenmarkt rund um St. Cyriakus. Dort sollen ab Mai Tische und Bänke die Aufenthaltsqualität für die Marktbesucher erhöhen. Auch der Johann-Breuker-Platz „braucht mehr Atmosphäre und Ambiente.“ Deshalb richtet er an die Marktbeschicker die Bitte, im Wortsinne beweglich zu bleiben beim Aufstellen ihrer Stände.
Selbst wenn sich die zusätzliche Möblierung mit dem Wochenmarkt verträgt oder dessen Attraktivität sogar erhöht, wie die Bezirkspolitiker glauben: Ein großes Fragezeichen bleibt. Stephan Kückelmann, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Kirchhellen und Veranstalter des Dorffestes im August sowie des neuen Maifestes in der Dorfmitte, hat immer wieder gewarnt vor einer Verengung der Platzfläche: Jede zusätzliche Möblierung des Johann-Breuker-Platzes schaffe im Wortsinn Hindernisse für größere Veranstaltungen auf dem Platz. Wenn neben der Fläche mit den großen Steinen und dem Wasserspiel ein Baum gepflanzt wird: Wohin mit der großen Bühne des Vereins „Natürlich Kirchhellen“ beim nächsten „Wintertreff“ am ersten Adventswochenende?
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Ließen sich Baum und Sitzgruppe womöglich an eine weniger zentrale Fläche verschieben? Das ist keine Option, sagt Magnus Thesing, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle. Wenn ein weiterer Baum gepflanzt werde, dann nur auf der jetzt abgesperrten Fläche. Das sei die einzige Stelle, unter der keine Versorgungsleitungen lägen.