Bottrop. Vor 35 Jahren ging das Bottroper Seniorenkino an den Start. Am Dienstag steigt die erste Vorstellung im Filmforum wieder mit komplettem Angebot.
Kino und Kuchen – das sind die unzertrennlichen Zwillinge, die den Charme des Bottroper Seniorenkinos ausmachen. Und das schon seit der ersten Vorstellung, die vor 35 Jahren damals noch über die Leinwand der alten Schauburg flimmerte. Inzwischen hat sich Bottrops Kinolandschaft kleiner gesetzt. Seit 1992 hält das kommunale Kino im Filmforum der VHS die cineastische Fahne hoch. Und dort hat sich seither auch das Seniorenkino fest etabliert.
Am heutigen Dienstag steigt das Format mit dem Fantasy-Drama „Für immer Adaline“ im Filmforum, dessen Bistro inzwischen ebenfalls wieder zugänglich ist. „Nach den Coronajahren und der Zeit ohne Bewirtung im kleinen Café ist endlich wieder alles, so wie es sein soll“, freuen sich Petra Hoffmann und Klaus Frintrop. Sie sind seit vielen Jahren Organisatoren und Seele des ältesten Seniorenkinos in NRW, suchen die Filme aus, verkaufen die Karten und freuen sich, mit Melanie Kurz-Meusel nun wieder eine feste Ansprechpartnerin im neugestalteten Bistro zu haben.
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„Kurz vorm Kino“ heißt die kleine Café-Bar inzwischen. Der Name ist Programm. Denn kurz vorm Kino haben die Gäste seit zwei Wochen wieder Gelegenheit, einen Drink zu nehmen, sich etwas von der kleinen Karte auszuwählen oder, wie beim Seniorenkino, sich Melanie Kurz-Meusels selbst gebackenen Kuchen schmecken zu lassen. Dass es das Seniorenkino-Gesamtpaket für ganze sieben Euro gibt, ist auch jetzt wieder der Familie Reckmann zu verdanken. Die Bottroper Unternehmer, die im Senioren- und Pflegebereich tätig sind, sorgen seit vielen Jahren mit einer Finanzspritze dafür, dass dieses Format für alle erschwinglich ist. „Ohne Reckmanns könnten wir diesen Preis nicht halten“, sagt Klaus Frintrop. Und Kulturamtsleiterin Martina Schilling-Graef bestärkt: „Wir sollten diese Tradition nicht abreißen lassen.“
Natürlich hat sich in über 30 Jahren nicht nur das Publikum, sondern auch der Filmgeschmack verändert. „Als Irmgard Petschulat das Format mit ins Leben rief, waren die Besucher in den 1910er oder 20er Jahren geboren, liebten die Filme der Vorkriegszeit oder aus den 50er Jahren“, weiß Klaus Frintrop. Damit könne man, abgesehen von echten Klassikern, heute nur noch die Wenigsten hinterm Ofen hervorlocken. Das hätten auch die Besucherzahlen vor der Neustrukturierung vor zehn Jahren gezeigt. Kamen damals zuletzt noch ein, höchstens mal zwei Dutzend Gäste, so heißt es seither fast immer „ausverkauft“. „Meistens haben wir eine Warteliste“, sagt Petra Hoffmann. Wiederholungen wegen großer Nachfrage habe es auch schon gegeben, zum Beispiel bei „Ziemlich beste Freunde“, der drei Mal gezeigt wurde oder „Der Junge muss mal an die frische Luft“. Das seien aber Ausreißer nach oben gewesen.
Soziale Aspekte und die Filmauswahl sind das Erfolgskonzept des Bottroper Seniorenkinos
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Zwischen Filmforum und Seniorenkino herrscht heute ein freundschaftlicher Ton. „Wir sprechen uns ab, damit es nicht doch zufällig zu Doppelungen kommt“, sagt Filmforum-Planer Maurice Liesner. Ansonsten haben Petra Hoffmann und Klaus Frintrop absolut freie Auswahl. Allerdings: „Kriegsfilme oder Western, aber auch die totalen Action-Thriller zeigen wir nicht. Komödien, Dramen, gerne auch nach wahren Begebenheiten, oder ,Wohlfühlfilme’ sind das, was unser Publikum erwartet“, so Petra Hoffmann. Und das komme natürlich überwiegend aus Bottrop, aber auch Gelsenkirchen oder Oberhausen sei vertreten.
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Wie wichtig der soziale Aspekt sei, verdeutlicht eine Begebenheit aus der Zeit, als das Bistro geschlossen war. Zwei Nichten wollten mit ihrer 90-jährigen Tante ins Kino und vorher Kaffee und Kuchen genießen. „Als sie erfuhren, dass das nicht möglich sei, fragten sie, ob sie nicht einen Picknickkorb mitbringen dürften – die drei hatten dann einen tollen Nachmittag in der ersten Reihe, die Tante war begeistert“, erinnern sich Petra Hoffmann und Klaus Frintrop. Diese Durststrecke sei ja nun vorbei, lachen beide. während sie auf Melanie Kurz-Meusels hausgemachten Käsekuchen schielen. Den gibts dann auch heute ab 14. Uhr.
Die Bar - Das Programm
In ihrer neuen Café-Bar „Kurz vorm Kino“ bietet Melanie Kurz-Meusel derzeit noch von Donnerstag bis Samstag von 16 bis 23 Uhr kalte und heiße Getränke sowie Snacks aber auch eine „Jausenplatte“ mit österreichischem Schwerpunkt an. Zum Seniorenkino am ersten Dienstag im Monat öffnet „Kurz vorm Kino“ bereits um 14 Uhr.
Die nächsten Termine des Seniorenkinos: heute, 4. April, „Für immer Adaline“; 2. Mai, „Race – Zeit für Legenden“; 6. Juni, „Terminal“. Karten (7 Euro inkl.) unter: 02045-5460.