Bottrop. Hohe Energiepreise? Lassen die Bottroper Gerhard und Mechtild Lautsch kalt. Sie wohnen in einem Selbstversorger-Haus. So funktioniert das.
Als Bottrops erstes Plus-Energie-Haus im Jahr 2015 bezugsfertig eröffnet wurde, zogen Gerhard und Mechtild Lautsch sofort ein. „Ich war damals sehr hinterher“, sagt die 73-Jährige schmunzelnd. Schätzungsweise über 100 Bewerber habe es gegeben, erzählt ihr Ehemann. Denn das Paket ist attraktiv. Die Wohnung am Südring ist gut 60 Quadratmeter groß, öffentlich gefördert und setzt in Sachen Nachhaltigkeit Maßstäbe. Dafür hat die Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop (GBB) etwa dreifach verglaste Fenster, eine Photovoltaikanlage und eine Erdwärmepumpe verbaut.
Vorher haben die Lautschs gemeinsam mit Verwandten in der Stadtmitte gewohnt. Als die jedoch das Haus verkauften, zog es das Ehepaar an den Südring. „Vorher hatten wir eine Ölheizung. Nun haben wir nicht einmal mehr Heizkörper. Stattdessen haben wir in der gesamten Wohnung eine Fußbodenheizung, die wir selbst einstellen können“, erklärt Gerhard Lautsch während eines Rundganges durch die eigenen vier Wände.
Plus-Energie-Haus in Bottrop: Fußbodenheizung und große Fensterfronten
In der Wohnung deutet auf den ersten Blick nichts darauf hin, dass sich das Haus im Vergleich zu vielen anderen deutlich unterscheidet. Das Wohnzimmer ist großflächig verglast und wird so auch durch Sonnenenergie geheizt. Ein Konzept, das GBB-Geschäftsführer Stephan Patz rückblickend als erfolgreich einstuft. Andere Technologien, wie etwa die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, werden dagegen nicht mehr verbaut.
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Auffällig ist in der Wohnung der Lautschs auch die bemerkenswerte Ruhe. Denn obwohl sie direkt an einer vierspurig befahrenen Straße wohnen, dringt kein Autolärm hinein. „Selbst wenn der Gärtner unter unserem Fenster den Rasen mäht, hören wir das fast überhaupt nicht.“ Die dreifache Verglasung hält Geräusche draußen - und Wärme drin. „Selbst, wenn es im Sommer über 30 Grad sind, können wir im Haus problemlos eine Temperatur von 19, 20 Grad halten“, sagt der 72-Jährige.
Die nachhaltige Art der Energiegewinnung macht sich auch auf der Nebenkostenabrechnung der Lautschs bemerkbar. Eine „Energie-Flatrate“ gibt es zwar nicht mehr, dennoch seien die Ausgaben im Vergleich zu ihrer vorherigen Wohnung stark gesunken. „Pro Monat zahlen wir rund 85 Euro für Strom“, rechnet er vor. Insgesamt belaufen sich die Nebenkosten auf rund 150 Euro, wobei dort die Dienste von Putzfrau und Gärtner, sowie Abgaben und Kosten für den Lift inbegriffen sind.
Bottroper Ehepaar: „Wir würden hier sofort noch einmal einziehen“
Dadurch, dass sich das Plus-Energie-Haus selbst versorgt und sogar überschüssige Energie an Nachbarhäuser abgibt, bekommen die Lautschs auch von den stark gestiegenen Preisen für Strom und Gas kaum etwas mit. „Wir spüren die hohen Energiepreise kaum. Im Vergleich zum vergangenen Jahr zahlen wir nun pro Monat 20 Euro mehr. Wenn man sich andere Haushalte anschaut, dann sind das Peanuts“, sagt Gerhard Lautsch.
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Das Rentner-Ehepaar fühlt sich rundum wohl. „Wir würden hier sofort noch einmal einziehen“, sagt Mechtild Lautsch zufrieden. „Wir leben hier ruhig, in entspannter Nachbarschaft“, ergänzt ihr Ehemann. Wenn es draußen wärmer ist, sitzt er gerne auf dem Balkon, raucht Pfeife und löst Kreuzworträtsel. „Wir haben hier einfach ein Wohlfühlklima.“ Und damit meint er nicht nur die komfortable Energiesituation.