Bottrop. Die Ebeler kämpfen ums Vereinsleben in ihrem Stadtteil. Das erlebte der Iproton-Geschäftsführer, Investor von St. Matthias, bei einem Infoabend.

„Alten Gemäuern eine neue Seele zu geben“, darin sieht Lucas Braecklein als Architekt und Geschäftsführer von Iproton eine seiner Aufgaben. Als Investor hat er das Gelände von St. Matthias in Ebel gekauft und will das Areal in ein kleines Stadtteilzentrum verwandeln. Aber was wollen die Menschen im Stadtteil? Antworten darauf lieferte eine Infoveranstaltung im Matthiashaus.

Wenn sich der Investor ankündigt, ist der Saal voll. Das ist in Ebel fast schon normal. Aber dieses Mal ging es weniger um die konkreten Umbaupläne als vielmehr darum, wie man den ansässigen Vereinen in der umgebauten Kirche eine neue Heimat bieten kann. Viele von ihnen sind zurzeit heimatlos. Braecklein wollte sich einen Überblick verschaffen, welche Vereine und Gruppen früher das Matthiashaus nutzten.

Lucas Braecklein vom Investor Iproton erläutert im Matthiashaus, wie die Kapelle der früheren Kirche künftig aussehen wird. Die farbenfrohen Fenster bleiben erhalten, der Raum soll multifunktional genutzt werden.
Lucas Braecklein vom Investor Iproton erläutert im Matthiashaus, wie die Kapelle der früheren Kirche künftig aussehen wird. Die farbenfrohen Fenster bleiben erhalten, der Raum soll multifunktional genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Zum Beispiel wie die Frauen der kfd. Die Gruppe zählt aktuell 21 weibliche Mitglieder. Oder die Knappengarde mit 28 Mitgliedern. Oder der Kirchenchor mit 12 aktiven und 15 passiven Mitgliedern. Oder die sechs bis sieben Personen, die bisher am monatlichen Seniorenfrühstück teilnahmen. Wo sollen sie später hin?

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Hierfür hatte die Pfarrei St. Joseph gute Nachrichten im Gepäck. Aus der ehemaligen Kapelle von St. Matthias wird ein Raum, der multifunktional genutzt werden kann. Er liegt im Erdgeschoss, ist ca. 43 Quadratmeter groß, ausgestattet mit Küche und barrierefreiem WC und wird nach Fertigstellung von der Pfarrei eigens für Veranstaltungen angemietet. Das bestätigte Norbert Gockel vom Pfarrgemeinderat.

Ebeler: Wo sollen die Gruppen und Vereine in Zukunft hin?

Wie Braecklein mitteilt, besteht das Mietverhältnis für mindestens fünf Jahre mit Option auf Verlängerung für weitere fünf Jahre. Aus seiner Sicht wären diese Räume ideal, um dort das Seniorenfrühstück oder Veranstaltungen der Knappengarde oder der kfd-Frauen stattfinden zu lassen. Um einen Miet-Obolus an die Gemeinde wird man allerdings kaum vorbeikommen. Beim Infoabend wurde für die Gruppen und Vereine deutlich, die Zeiten von freier (kostenloser) Nutzung wie beim Matthiashaus sind vorbei. „So wie die Kosten jetzt verteilt sind, wird sie niemand bezahlen. Weder die Gemeinde, noch wir, noch Sie“, sagte Braecklein zum Publikum. Also eine Chance für einen Neuanfang in Ebel?

Die Ebelerinnen und Ebeler berichteten ihm, wie schwierig es inzwischen geworden ist, das Vereinsleben aufrechtzuerhalten, weil es mit dem Wegfall des Matthiashauses keine geeigneten Räume mehr gibt. Der Umbau der Kirche und damit auch der Kapelle soll im Frühjahr erfolgen, die Bauzeit beträgt aktuell 18 Monate. Wenn alles reibungslos verläuft, steht der angemietete Raum der Pfarrei den Gruppen und Vereinen erst Mitte, Ende 2025 zur Verfügung - für die Ebeler zu spät.

„Ich nehme mit, dass der Wunsch besteht, nicht in zwei Jahren, sondern zeitnah eine Zwischenlösung zu schaffen bis die Kirche fertig umgebaut ist“, sagte der Iproton-Geschäftsführer. „Wir werden eine Zwischenlösung finden.“ Das Matthiashaus kommt dafür nicht in Betracht. Es gibt Überlegungen, dass der Umbau zu sozial-caritativem Wohnraum bis spätestens zum Ende des Jahres erfolgen soll.

Ebeler wünschen einen neuen Veranstaltungsraum, Zwischenlösung geplant

Aufgeben ist für die Anwohner keine Option. Stattdessen wollen sie sich für einen Fortbestand des Vereinslebens im Stadtteil engagieren. Der Investor verdeutlichte, dass „gemeinsam eine Lösung gefunden werden muss“. Er nimmt sich da nicht aus. Beim Bau des Stadtteilzentrums äußerte ein Anwohner den Wunsch nach mehr Perspektiven für die Jugend. Braecklein: „Ich finde, das ist ein idealer Standort für eine offene Kinder- und Jugendarbeit.“ Er wolle das Gespräch mit der Stadt und Betreibern suchen, stellte aber klar: „Wir können nicht die offene Kinder- und Jugendarbeit leisten.“