Bottrop. Ein 55 Jahre alter Mann aus Bottrop soll zwei Jungen vergewaltigt haben. Er wurde schon einmal verurteilt – und kam wieder auf freien Fuß.
Was zwei Jungen aus Bottrop passiert sein soll, könnte einem fast die Tränen in die Augen treiben. 2019 gerieten die 13 und 14 Jahre alten Brüder laut Anklage in die Fänge eines Kinderschänders. Seit Freitag steht der 55-Jährige aus Bottrop-Boy vor Gericht. Und das nicht zum ersten Mal.
Schon 2017 ist er vom Amtsgericht Bottrop wegen Kindesmissbrauchs zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Essener Landgerichts hatte das Urteil in der Berufung später allerdings noch einmal abgeändert – auf zwei Jahre Haft mit Bewährung. Der Angeklagte blieb auf freiem Fuß.
Bottroper soll Jungen ins Auto gezerrt haben
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Bottroper zunächst dem 13-jährigen Sohn eines Bekannten aufgelauert hat. Er selbst saß im Auto, der Junge war mit dem Hund der Familie unterwegs. „Steig ein, dann kriegst Du auch ein bisschen Geld.“ So oder so ähnlich soll er den Schüler damals angesprochen haben. Doch der Junge wollte nicht. Laut Anklage kam es zu einem heftigen Gerangel, bei dem sich der 13-Jährige kurzzeitig sogar wieder losreißen konnte. Doch am Ende habe er gegen die Kraft des Erwachsenen keine Chance gehabt.
Die Fahrt ging angeblich zur Wohnung des Angeklagten. Dort soll es zu schlimmsten Missbrauchstaten gekommen sein – bis hin zur Vergewaltigung. Später sollen auch noch Nacktfotos des Kindes entstanden sein.
Jungen mit Psycho-Drohungen unter Druck gesetzt
Laut Anklage kam es in der Folgezeit noch zu weiteren erzwungenen Treffen. Die sexuellen Handlungen fanden angeblich auch im Auto statt. Auf abgelegenen Parkplätzen oder an einem Schrebergarten. Auch bei diesen Gelegenheiten soll der Angeklagte dem 13-Jährigen vor dessen Haustür aufgelauert haben.
Dabei wurde der Junge nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft mit Psycho-Drohungen unter Druck gesetzt. Sinngemäß soll sich der Angeklagte so ausgedrückt haben: Wenn Du nicht ins Auto einsteigst, erzähle ich alles Deinem Vater. Und zwar so, dass er denkt, du willst etwas von mir. Später soll auch noch der ein Jahr ältere Bruder missbraucht worden sein. Auch von ihm gibt es angeblich kinderpornografische Fotos.
Angeklagter soll Jungen für Vergewaltigung bezahlt haben
Geld soll dabei von Anfang an eine Rolle gespielt haben. Laut Anklage wurden die Jungen regelrecht bezahlt – mit 20 oder 25 Euro. Die unfassbaren Vorwürfe waren im September letzten Jahres bekannt geworden. Bei einer Razzia in der Wohnung des Angeklagten sollen auch zwei Handys gefunden worden sein – mit kinderpornografischen Fotos der beiden Brüder. Sichergestellt wurden offenbar auch weitere verbotene Fotos. Auf einem soll ein unbekannter 15-Jähriger zu sehen sein.
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Was der 55-Jährige zu der Anklage sagt, ist am ersten Verhandlungstag am Essener Landgericht nicht bekannt geworden. Die Öffentlichkeit ist auf Antrag der Verteidiger vor seiner Aussage ausgeschlossen worden. „Die öffentliche Erörterung seines ganz persönlichen Lebensbereiches würde seine schutzwürden Interessen verletzten“, hieß es im Beschluss der 17. Strafkammer.
Bottroper Angeklagten droht Sicherheitsverwahrung
Das öffentliche Interesse überwiege nicht. Auch die Jungen, die vor Gericht von zwei Anwältinnen vertreten werden, werden ihre Zeugenaussagen – falls erforderlich – sicherlich hinter verschlossenen Türen machen können. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung, Kindesmissbrauch, Nötigung und Besitz von Kinderpornografie. Die Richter haben für den Prozess noch vier Verhandlungstage angesetzt.
Im Falle einer Verurteilung droht dem Bottroper nicht nur eine empfindliche Gefängnisstrafe. Die Staatsanwaltschaft strebt auch die Anordnung der anschließenden und zeitlich unbegrenzten Sicherungsverwahrung an – zum Schutz der Allgemeinheit. Mit einem Urteil ist voraussichtlich Ende März zu rechnen.