Bottrop. Mit dem traditionellen Prinzenwiegen auf dem Pferdemarkt startet für das Bottroper Narrenvolk der Straßenkarneval. So verlief die Veranstaltung.

Wehe, wenn sie losgelassen werden. Die Närrinnen und Narren in Bottrop haben beim traditionellen Prinzenwiegen den Beginn des Straßenkarnevals eingeläutet. Am Pferdemarkt versammelte sich wie gewohnt das Narrenvolk – wartend auf die Proklamationen und auf die Goldtaler.

Kinderprinzessin Mila II. erschien ohne Simon I. Der Prinz war aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Spontan sprang das Stadtprinzenpaar, Dirk IV. und Christina II., ihr bei der Proklamation zur Seite. Anschließend folgte ihre öffentliche Verkündung an das Volk. „Das tut so gut, euch alle wieder hier draußen zu sehen“, sagte Dirk IV. Gemeinsam verkündeten sie die Botschaft: „Wir mit Herz für euch, legen uns ins Zeug, stehen vor euch und sagen feierlich. Bottrop, wir lieben dich.“

Die Jecken huldigten den Majestäten mit lautem Applaus. Prinz und Prinzessin haben jetzt in Bottrop das Sagen, Oberbürgermeister Bernd Tischler gab sich deshalb geschlagen. Tischler in seiner Rede: „Als OB setze ich noch einen drauf, euch alle, helau und Bottrop Glück auf.“ Und zum Schluss: „Ihr seid klaaaasse“, rief er hinaus zum Narrenvolk. Frank Feser, Moderator und Präsident im Festkomitee Bottroper Karneval, schien beeindruckt von der Darbietung: „Bernd, hast du keine Lust, meinen Job im Festkomitee zu übernehmen? Wir reden da mal drüber.“

24.000 Goldtaler werden Rosenmontag an die Bottroper verteilt

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Gespannt wartete das Narrenvolk dann auf den nächsten Höhepunkt: das Prinzenwiegen. Die uniformierte Statt-Wache der KG Batenbrock stand voller Tatendrang auf der Bühne mit den Stoffsäcken. „Die Statt-Wache ist dafür zuständig, dass die Goldtaler bewacht werden“, so Frank Feser. Tatsächlich sind die goldummantelten Taler mit Schokolade gefüllt.

Prinzessin Mila II. verlas die Proklamation des Kinderprinzenpaares ohne Prinz Simon I. Er fehlte wegen Krankheit. Das närrische Volk schickte ihm Genesungswünsche vom Pferdemarkt.
Prinzessin Mila II. verlas die Proklamation des Kinderprinzenpaares ohne Prinz Simon I. Er fehlte wegen Krankheit. Das närrische Volk schickte ihm Genesungswünsche vom Pferdemarkt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auf der einen Seite der Waage präsentierte sich die Statt-Wache mitsamt der Säcke, auf der anderen Seite sieben Personen, darunter das Stadtprinzenpaar und Mila I. Ihr Gewicht musste gegen Goldtaler aufgewogen werden. Die Statt-Wache warf Sack um Sack auf ihren Teil der Waage. Dann war es so weit. „800 Kilo Goldtaler“, verkündete Frank Feser. Umgerechnet sollen nun 24.000 Taler am Rosenmontagszug ans feiernde Volk verteilt werden.

Nach dem erfolgreichen Prinzenwiegen sagte Frank Feser zur WAZ: „Ich bin froh, dass wir jetzt Rosenmontag angehen können. Und kein Sturm ist im Anmarsch.“ Zuletzt fiel öfter der Zug wegen schlechten Wetters ins Wasser. Nicht so am 20. Februar dieses Jahres. Der Wetterbericht verspricht milde Temperaturen mit gelegentlich Sonne. Der Präsident des Festkomitees Bottroper Karneval zog ein positives Fazit mit dem Ende des Sitzungskarnevals. „Alle haben mitgemacht, wenn wir dieselbe Stimmung auch an Rosenmontag hinbekommen, bin ich sehr zufrieden.“

Das traditionelle Prinzenwiegen an Altweiber lockte wieder zahlreiche Närrinnen und Narren zur Bühne am Pferdemarkt.
Das traditionelle Prinzenwiegen an Altweiber lockte wieder zahlreiche Närrinnen und Narren zur Bühne am Pferdemarkt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Karnevalskirmes mit Fassanstich eröffnet

Trotz der guten Laune am Pferdemarkt schlug er auch ernste Töne an. Ukrainekrieg sowie hohe Strom- und Gaspreise sind auch Themen, mit denen sich die Karnevalisten beschäftigen. Feser: „Wir sind keine Fantasten und ignorieren die Welt.“ Stattdessen wolle man die Leute für eine gewisse Zeit ein bisschen aufheitern, ein bisschen „Balsam für die Seele“ sein. „Die Leute sollen abgelenkt werden von dem ganzen Stress.“

Nach dem Prinzwiegen war vor dem Fassanstich, womit die traditionelle Karnevalskirmes offiziell eröffnet wird. Diese Aufgabe übernahmen die weiblichen Prinzessinnen. Mila I. und Christina II. griffen beherzt zum Holzhammer. Vier Schläge später floss das Freibier für das Narrenvolk in Strömen.