Bottrop. Sollen sich Karnevalisten noch als Scheichs oder Indianer verkleiden? Manche sagen „Nein“. Unter den Bottroper Wirten gibt es einen klaren Tenor.

Als Polizisten des Sondereinsatzkommandos SWAT, Indianer oder Scheichs verkleidete Menschen: Zu Karneval laufen sie zu Dutzenden durch die Straßen, haben mit ihren „Alter Egos“ in aller Regel aber nichts gemein. Im Jahr 2023 sind diese Kostüme nicht mehr überall gerne gesehen. In der Karnevalshochburg Köln etwa hat die Kneipe „Bumann und Sohn“ bereits zum Sessions-Start am 11. November entsprechend verkleidete Gäste unter Umständen nicht in ihr Lokal gelassen.

Neben den bereits genannten Kostümen fällt darunter etwa auch „Blackfacing“. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir versuchen, Menschen mit Kostümen, die unserer Meinung nach, rassistisch, sexistisch oder homophob sind, keinen Zutritt zu gewähren. Dies gilt auch für Kostüme, die andere Menschen verängstigen“, zitiert der Kölner Stadtanzeiger die Barbesitzer.

Die Debatte, ob man sich als Indianer verkleiden oder sich „blackfacen“, also sich mit dunkler Farbe anmalen und so eine schwarze Person darstellen soll, ist nicht neu. Etwa unter dem Schlagwort der kulturellen Aneignung gibt es in einigen Kreisen schon seit Jahren hitzige Debatten. Dürfen etwa weiße Menschen Dreadlocks tragen oder eignen sie sich so einen Teil der afroamerikanischen Kultur an, ohne diese zu kennen und zu erleben? Diese Frage spaltete 2022 auch die Klimabewegung Fridays for Future, die deswegen die Sängerin Ronja Maltzahn von einer Veranstaltung in Hannover ausschlossen.

Alexander Marinos, stellvertretender Chefredakteur der WAZ, hat zu diesem Thema in seiner Klartext-Kolumne ebenfalls Stellung bezogen.

Karneval in Bottrop: Wirtin der Dom-Schänke appelliert an den guten Geschmack

In Bottrop spielt das Thema eine untergeordnete Rolle. So ist in Irini Huberts Dom-Schänke fast jeder willkommen. „Es gibt sicherlich einige Kostüme, die sehr unpassend sind. Wenn sich beispielsweise jemand als Wladimir Putin verkleiden würde, würde ich den bereits an der Tür abweisen“ sagt sie mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, ergänzt aber auch: „Ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch keine großen Gedanken gemacht.“

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Im König City und im Lokal „Zum Hallenbad“ soll es mit Blick auf die Kostüme der Karnevalisten keine nennenswerten Einschränkungen geben. Auch im König-Pilsener-Bierhaus auf der Gastromeile soll fast jeder Zutritt erhalten. „Solange hier niemand mit etwas Verdorbenem kommt, ist alles in Ordnung. Die Menschen können Scheich oder Indianer sein. Hauptsache, sie haben Spaß“, sagt Betreiber Marcel Berkels. Mit verdorbenen Kostümen meint er etwa solche, die an die NS-Zeit angelehnt sind.

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Auch in Kirchhellen sollen die Menschen, abseits von strafrechtlich relevanten Kostümen, feiern, wie sie möchten. „Je durchgeknallter, desto besser. Wir machen da keine Unterschiede“, sagt Zlatka Furman, Betreiberin der Traditionskneipe Klosterstübchen. Gleiches gilt für das Brauhaus am Ring, das zu Rosenmontag zwar geschlossen haben wird, davor aber zu mehreren Veranstaltungen lädt. Wer sich in seiner Kostümierung also daran hält, was der Gesetzgeber erlaubt, der wird in Bottrop problemlos feucht-fröhliche Karnevalstage verleben können.