Bottrop. Die Ditib-Moschee in Bottrop hat sich gegen Lkw-Transporte in die Türkei entschieden. Vielmehr soll Geld gespendet werden. Wie man spenden kann.

Es sind Bilder aus Syrien und der Türkei, die um die Welt und unter die Haut gehen. Die Zahl der Todesopfer nach dem Erdbeben ist inzwischen auf mehr als 17.000 gestiegen. Die Hoffnung auf Überlebende schwindet. Auch Bottrop trauert und will helfen.

„Mein Telefon steht Tag und Nacht nicht mehr still“, sagt Ergin Kinaç, Vorsitzender der Ditib-Zentral-Moschee Bottrop an der Prosperstraße. Gefühlt meldet sich die gesamte Stadtgesellschaft bei ihm, um ihre Hilfe anzubieten und um zu spenden. Seit Tagen ein Wechselbad der Gefühle. Er berichtet von Mitgliedern, die sich ein Flugticket gekauft haben und in die Region gereist sind. Betroffene melden sich, wollen Antworten. Ergin Kinaç bewahrt in diesen Zeiten die Ruhe, über seine eigene Gefühlslage sagt er: „Ich und meine Familie sind sehr betroffen. Man kann nicht richtig schlafen, nicht richtig essen.“

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Privatpersonen aus Bottrop und aus den Nachbarstädten organisieren in Eigenregie diverse Sammelstellen. Zügig sollen Nahrung, Kleidung und andere Hilfsgüter mit Lkw in die Türkei gefahren werden. Die Türkisch-Islamische-Gemeinde in Bottrop geht einen anderen Weg. Zu viele Hürden und bürokratische Probleme scheinen im Weg zu stehen. Und es gibt zu viele ungeklärte Fragen.

„Was ist mit den Grenzen zu Ungarn, Serbien und Bulgarien?“, fragt Ergin Kinaç. „Würde man die Lkw durchlassen?“ Hierfür müsste man eine Sondergenehmigung benötigen. Ihm ist außerdem zu Ohren gekommen, dass an der Grenze zur Türkei die Kartons und Säcke der Lkw mit Hilfsgüter kontrolliert werden. „Stellen Sie sich mal vor, wir müssten die Lkw ausräumen und dann wieder einräumen.“

Wertvolle Zeit würde verstreichen. Ungeachtet dessen, dass sich an der Grenze lange Warteschlangen bilden würden. Auch die Überlegung, Sachspenden wie Kleidung in Bottrop an einem zentralen Ort zu sammeln, wurde letztlich verworfen. „Der Lkw fährt in Bottrop los, bleibt unterwegs stehen oder wird an den Grenzen kontrolliert und kommt nicht ins Land. Und dann?“, fragt Kinaç. „Fährt der Lkw wieder zurück nach Bottrop? Und wenn ja, wie sollen wir zurückverfolgen, wer welchen Karton oder Sack abgegeben hat?“

Auch in Syrien, hier in Aleppo, suchen Rettungskräfte in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes im Stadtteil Bustan al-Basha nach Überlebenden.
Auch in Syrien, hier in Aleppo, suchen Rettungskräfte in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes im Stadtteil Bustan al-Basha nach Überlebenden. © dpa | dpa

Auch auf dem Weg in die Türkei könnte es Probleme geben. „Was ist mit der Dauer der Anreise?“, so Kinaç. Von Bottrop über den Balkan bis nach Istanbul sind es knapp 2500 Kilometer. Dazu kommen noch mal knapp 1000 Kilometer bis ins Erdbebengebiet. Vor Ort hat inzwischen die türkische Katastrophenschutzbehörde Ataf die Hilfsorganisation übernommen. Die Ditib steht in sehr engem Austausch mit dem türkischen Staat. Deshalb appelliert Ergin Kinaç: „Mit Geld kann man jetzt besser helfen.“ Ein Spendenkonto ist eigens eingerichtet worden (siehe Infobox).

Bottroper Unternehmer: „In ein paar Lkw sind Autoersatzteile gefunden worden.“

Der Bottroper Unternehmer Ergin Baytemür hatte anfangs überlegt, einen Hilfstransport mit einem Lkw zu organisieren, hat aber letzten Endes Abstand davon genommen. Als Sammelstelle hatte er schon die ehemalige Werkstatt auf dem Lueg-Gelände, wo er inzwischen einen Autohandel betreibt, ins Auge gefasst. Aber auch ihm ist das Risiko des Transports mit möglichen Unwägbarkeiten zu groß.

„Auf jedem Karton müsste drauf stehen, was dort enthalten ist“, sagt er. Auch der Name desjenigen, der den Karton abgegeben hat, müsste notiert sein. Außerdem müssten die Hilfsgüter sortiert werden. Zum Beispiel nach Jacken, Decken, Schuhen etc. Er hatte mit einem Bekannten telefoniert, der wiederum mit jemandem vom türkischen Zoll gesprochen hat. Baytemür: „Es ist wohl schon vorgekommen, dass in ein paar Lkw Autoersatzteile zwischen den Hilfsgütern gefunden wurden.“

In einer Stellungnahme zeigt sich Oberbürgermeister Bernd Tischler sehr bestürzt über die Katastrophe: „Das enorme Ausmaß der Zerstörung und die damit einhergehenden Verluste an Menschenleben machen fassungslos und lassen uns mit Gefühlen der Trauer und des Mitgefühls zurück.“ Von Sachspenden soll laut Stadtverwaltung dringend abgesehen werden, da die Hilfskräfte vor Ort die benötigten Gegenstände besorgen und der Frachtverkehr aufgrund von Zoll- und Einfuhrbestimmungen problematisch ist.

Hier kann man spenden und helfen

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) bittet unter „Hilfskampagne für die Erdbebenopfer in der Türkei“ um Spenden. Paypal: paypal@ditib.de. Alternativ dazu unter Kontoinhaber: Türkisch-Islamische Union; Bank: KT Bank; IBAN: DE95 5023 4500 0141 4300 09; BIC: KTAGDEFFXXX; Betreff: Türkei Erdbeben. Spenden sind auch möglich beim Aktionsbündnis Katastrophenhilfe unter www.aktionsbuendnis-katastrophenhilfe.de. Spendenkonto: Commerzbank; IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600; BIC: COBADEFFXXX, Stichwort: Erdbeben Türkei Syrien.Die türkisch/ deutsche Frauengruppe „Effata“ wird in Bottrop an diesem Samstag von 10 bis 12 Uhr im „Stückgut“ von St. Cyriakus am Kirchplatz einen Kuchenverkauf starten. Der gesamte Erlös wird für die Erdbebenhilfe in der Türkei und Syrien an „Time to help“ gespendet.