Bottrop. Bernhard VIII. und Lydia I. sind das neue Prinzenpaar der Plattdütschen in Bottrop. Bis zuletzt war unklar, ob jemand die Aufgabe übernimmt.
Im Fuhlenbrock durfte endlich wieder Karneval gefeiert werden. Nach langen Jahren der karnevalistischen Enthaltsamkeit konnten die Plattdütschen ut Waold und Hei wieder ihre traditionelle Karnevalssitzung im Pfarrsaal St. Ludgerus durchführen.
Da das tapfere kleine „Dorf“ Fuhlenbrock gemeinsam dem mächtigen Virus trotzen will, heißt das Motto für die diesjährige Session: „Die Plattdütschen brauen einen Zaubertrank, zur Vertreibung der Pest aus dem Narrenland.“ Die Bütt mit Obelix und Gute-Mine und ein Bild des in Wald und Heide geteilten tapferen Dorfes Fuhlenbrock gaben schon vorab den ersten Einblick ins Thema. Michael Gleißner, der die Sitzung mit einer Handglocke einläutete, begrüßte im plattdeutschen Prolog: „Et mutt watt besonders sin.“
Karnevalspräsident Thomas Schulte-Zweckel im Troubadix-Kostüm mit Lyra, wallendem blonden Haar und gewaltigem Schnauzbart, der dann tragischerweise beim Trinken behinderte, machte mit seinen Problemen aus dem Alltag mit Mann und Frau den humoristischen Anfang. Der erste Höhepunkt war der Einmarsch des neuen Prinzenpaares Bernhard VIII. (Schulz) und Lydia I. (Schörner).
Ob die Plattdütschen in dieser Session überhaupt ein Prinzenpaar stellen würden, war lange Zeit fraglich. Selbst am Tag der Vorstellung habe es noch keine Bewerbungen gegeben, berichtete der Karnevalspräsident, der seine Absagerede wieder umschreiben musste, als sich in letzter Minute noch Vörsitter (Vorsitzender) Bernhard Schulz bereit fand: „Die Stimmung war so, dass sich doch jemand in die Bresche schmeißen musste.“ Die schon lange karnevalistisch infizierte Betriebswirtin Lydia Schörner habe dann ganz spontan zugesagt, weshalb sie vom Troubadix den Beinamen „Das spontane, skifahrende Funkenmariechen“ erhielt, während „Prinz Zögerlich“ mit „Bernhard der Viertel vor Zwölfte“ vorlieb nehmen musste.
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Mit viel Applaus wurde das alte Prinzenpaar Peter III. und Anita II. verabschiedet, die wohl die längste Session in der Geschichte des Verein regierten. Der Karneval des Heimatvereins ist traditionell bodenständig, durchweg familiär und wird überwiegend durch Eigengewächse getragen. Dazu gehört selbstverständlich auch die „ Augenweide“ des Vereins, die Tanzgarde mit ihren Showtänzen. Jubelstürme entfachte dann die gemischte Truppe der PuWuH Dancer (jeweils die Anfangsbuchstaben des Vereins) mit Choreographien zu „Cordula Grün“ und „Layla“.
Auch die seit elf Jahren beteiligten „Landfürsten“eroberten den Saal voller feierwilliger Narren mit Parodien gängiger Songs. Die Entertainerin „Tante Gertrud“, angekündigt als Double von Helene Fischer, gab zu, so lange „Atemlos“ gesungen zu haben, bis der Rettungswagen vor der Tür stand.
Der langjährige Präsident Michael Thiehofe zog wie gewohnt in die Bütt und nahm regionales und überregionales auf liebevolle Art auf die Schüppe. Mit Spannung erwartet wurde auch der Auftritt des Männerballetts der KAB St. Bonifatius, vermutlich nicht nur wegen der tänzerischen Begabung, sondern auch wegen ihres Beinamens „Bewegte Bäuche.“ Im Laufe des späten Abends wurde auch noch das Stadtprinzenpaar Dirk IV. und Christina II., deren Tanzgarde auch von den Plattdütschen gestellt wird, erwartet, bevor die Band „De Froende“ mit kölschen Liedern die Stimmung noch einmal aufheizten.