Bottrop. Fast jede Nacht wird irgendwo in Deutschland ein Geldautomat gesprengt. Deshalb wird es in der Neujahrsnacht schwierig, an Bargeld zu kommen.
Wer in der Neujahrsnacht spontan Bargeld abholen will, bekommt ein Problem. Wegen des wachsenden Risikos der Sprengung von Geldautomaten hat die Sparkasse frei zugängliche Automaten abgebaut und schließt nachts ihre SB-Angebote. Ebenso macht es die Deutsche Bank an der Osterfelder Straße. Ihre SB-Filiale an der Hauptstraße in Kirchhellen, die im August 2020 gesprengt worden war, hat die Deutsche Bank nach der Tat ersatzlos aufgegeben.
Die Vorsicht der Banken hat einen sehr realen Hintergrund, gerade in diesen Tagen. Allein am frühen Freitagmorgen registrierten die Polizeibehörden Geldautomatensprengungen in Viersen, Braunschweig und Verden an der Aller. Zweimal traf es Bankfilialen, in Verden einen Geldautomaten an der Außenfassade.
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Diese frei zugänglichen Automaten an Gebäuden hat die Sparkasse Bottrop bereits auf dringende Empfehlung des Landeskriminalamts abgebaut und schließt inzwischen die SB-Bereiche in ihren Filialen zwischen Mitternacht und fünf Uhr früh. Die Sparkasse Essen geht ab Januar noch einen Schritt weiter und schließt ihre SB-Filialen in der Nachbarschaft bereits ab 22 Uhr.
Immer mehr Geldautomaten werden in NRW gesprengt
Denn die Zahl der Sprengungen von Geldautomaten steigt in NRW immer weiter. In den ersten gut sechs Monaten des Jahres 2022 sind in NRW bereits 105 Geldautomaten durch Kriminelle gesprengt worden. Dabei richteten sie einen Gesamtschaden von mehr als zehn Millionen Euro an. Und das Risiko für die Umgebung wächst ebenfalls. Im August 2020 haben die Täter den Automaten in Kirchhellen noch mit Gas gesprengt; schlimm genug.
Doch inzwischen berichtet das Landeskriminalamt NRW von immer gefährlicheren Sprengmethoden: Seit 2015 haben sich dort die Fahnder der „EK Heat“ auf die Spuren der niederländisch-marokkanischen Tätergruppe gesetzt. Sie berichten, dass die Täter aufrüsten: „Im Jahr 2021 wurden bereits mehr als zwei Drittel der Taten in NRW mittels so genannter Blitz-Knall-Körper begangen.“ Und: „Die im Jahr 2022 bisher erfolgten Taten wurden in 87 Prozent der Fälle unter Verwendung von Explosivstoffen durchgeführt.“
Inzwischen sprengen die Täter sogar zweimal
Inzwischen sprengen die Täter sogar gleich zweimal: erst ein Loch in den Automaten, darein kommt dann die zweite Ladung. Die Folgen beschreiben die Fahnder so: „Aufgrund der deutlich höheren Sprengwirkung entstehen regelmäßig hohe Schadensbilder an Gebäuden und der umliegenden Infrastruktur mit unkalkulierbaren Gefahren für unbeteiligte Dritte sowie eingesetzte Kräfte. Bei einer Vielzahl von Sprengungen sind im Nachgang Feuerwehr und Statiker hinzuzuziehen, um zu beurteilen, ob für die betroffenen Gebäude Einsturzgefahren bestehen. Bei Sprengungen ist mit einer hohen Splitterwirkung, dem teilweise weitläufigen Exportieren großflächiger und schwerer Trümmerstücke sowie mit einem größeren Radius des Schadensfeldes zu rechnen.“
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161 Täter haben die Fahnder der „EK Heat“ bisher festgenommen. Sie stammen aus einer bis zu 700 Personen starken Tätergruppe, die in und um Utrecht, Rotterdam und Amsterdam leben. Täterprofil überwiegend männlich, zwischen 18 und 35 Jahre alt. Nach den Sprengungen flüchten die Kriminellen bevorzugt mit hochmotorisierten gestohlenen Autos über die nächste Autobahnauffahrt.