Bottrop-Kirchhellen. Der Besitzerwechsel am Flugplatz Schwarze Heide in Kirchhellen ist vollzogen. Was sich Oberbürgermeister Bernd Tischler davon verspricht.

Die Privatisierung der Flugplatzgesellschaft Schwarze Heide ist vollzogen. „Die Verträge sind unterschrieben“, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler. Die Mehrheit der Gesellschafteranteile haben die Bottroper Investoren Andreas Bromkamp (Bromkamp Holding) und Klaus Lesker (Diag) übernommen. Die Stadt Bottrop behält gemeinsam mit Hünxe eine Minderheitsbeteiligung von 25,2 Prozent.

Die Bottroper Investoren übernehmen den Flugplatz in einer Aufwindphase: Für das Jahr 2021 hat Geschäftsführer André Hümpel einen Zehn-Jahres-Rekord bei den Starts und Landungen gemeldet. 52.000 Flugbewegungen bedeuteten ein Plus von 1800 im Vergleich zum Vorjahr.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Darin enthalten sind die Flüge des Anbieters „Meerexpress“, der sein Angebot nach nur einer Saison im November 2021 mit Hinweis auf die steigenden Spritpreise eingestellt hat. Den Großteil der Flugbewegungen an der Schwarzen Heide, so steht es im städtischen Beteiligungsbericht, machen ohnehin die Ausbildungsflüge in Hubschraubern und Ultraleichtfliegern aus.

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Ein funktionierendes Geschäftsmodell hat die Flugplatzgesellschaft nach eigener Einschätzung mit der Vermietung von Stellplätzen in den neu gebauten Rundhallen. Alle Stellplätze darin seien vermietet, für den Bau einer weiteren Halle gebe es bereits eine Baugenehmigung. Der anstehende Gesellschafterwechsel habe die Baupläne aber zunächst auf Eis gelegt.

Diese Stellplätze rechnen sich: Andre Hümpel, Geschäftsführer der Flugplatzgesellschaft, vor einer der neuen Rundhallen zum Abstellen von Flugzeugen.
Diese Stellplätze rechnen sich: Andre Hümpel, Geschäftsführer der Flugplatzgesellschaft, vor einer der neuen Rundhallen zum Abstellen von Flugzeugen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Weitere Flugzeuggaragen sollen gebaut werden

Der Bau weiterer Hallen sei in jedem Fall sinnvoll, sagt Hümpel im Geschäftsbericht und denkt sogar über die Grenze des Flugplatzes hinaus. „Als geplante Alternative zu Hallen auf dem Gelände der Gesellschaft ist die Stationierung und Unterbringung von weiteren Luftfahrzeugen auch in Flugzeughallen auf den Flächen des benachbarten Gewerbegebietes des Gesellschafters Stadt Bottrop vorgesehen.“

Die Gewerbegebiete hat auch der Oberbürgermeister im Auge, wenn er an die weitere Entwicklung der Flugplatzgesellschaft denkt. Die Flächen am Flugplatz sind die einzigen, die für Gewerbeansiedlung im Bottroper Norden noch zur Verfügung stehen. Die bisherigen Beschränkung auf das so genannte „flugaffine Gewerbe“ habe die Stadt in Gesprächen mit der Regionalplanung inzwischen lockern können.

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Die beiden Investoren haben bereits in den Übernahmeverhandlungen damit geworben, sie seien in der Lage, zusätzliche Arbeitsplätze an den Flugplatz zu holen. Zu diesem Zweck hatten sie die Zusammenarbeit mit einem Immobilienentwickler angekündigt, der bereits drei deutsche Flugplätze betreibt und entwickelt. Das Trierer Unternehmen „Triwo“ betriebt nach eigenen Angaben mit einer eigenen Tochtergesellschaft der Flugplätze Zweibrücken und Frankfurt-Egelsbach sowie gemeinsam mit einem Partner den bayrischen Sonderflugplatz Oberpfaffenhofen.

Nach Triwo-Angaben funktioniert die Ansiedlung von Gewerbe an diesen Flugplätzen gut. Beispiel: „Derzeit sind rund 30 Luftfahrtunternehmen und luftfahrtaffine Betriebe mit circa 700 Beschäftigten am Flugplatz Egelsbach beheimatet.“

Blick aus der Luft auf den Flugplatz Schwarze Heide.
Blick aus der Luft auf den Flugplatz Schwarze Heide. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Wäre eine Belegung des Flugplatzgeschäftes plus Gewerbegebiet nicht auch mit der bisherigen kommunalen Gesellschafterstruktur möglich gewesen? Nein, sagt der Oberbürgermeister entschieden. Gründe dafür nennt er nicht, „um niemandem zu nahe zu treten“. Bekannt ist allerdings, dass die Kommunen sich nie darauf einigen konnten, das Eigenkapital der Flugplatzgesellschaft zu erhöhen, obwohl der Geschäftsführer immer wieder dringend genau darum gebeten hat.

Zuletzt schrieb er den Gesellschaftern: „Der Handlungsspielraum für die Flugplatzgesellschaft ist aufgrund der dünnen Eigenkapitaldecke sehr begrenzt. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund der notwendigen Investitionen in ein GPS-Anflugsystem und Unterstellhallen. Daher wird empfohlen, dass Eigenkapital der Flugplatzgesellschaft zu erhöhen.“ Genau das wollen die neuen Investoren jetzt tun. Im Gespräch ist eine Erhöhung auf eine Million Euro.

Bezirksbürgermeister: Eine Zukunft auch für Hobby- und Sportflieger

Für Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder ist wichtig, dass die Sport- und Hobbyflieger auch nach der Privatisierung Platz an der Schwarzen Heide behalten. Das hätten die Investoren den Vereinen zugesagt, und das sei schließlich schon im Gesellschaftervertrag festgeschrieben: „Gegenstand des Unternehmens ist die Förderung und Gewährleistung des Flugsports und der zivilen Luftfahrt durch den Betrieb und die Entwicklung des Flug- und Verkehrslandeplatzes Schwarze Heide als Segelfluggelände und Verkehrslandeplatz.“