Bottrop-Kirchhellen. Der Wunschbaum in der Apotheke ist leergepflückt, die Weihnachtspakete trudeln ein. Das steckt hinter der Aktion, die nun 10. Geburtstag feiert.

Vor zehn Jahren hat Christiane Petri-Reers in der Dorf-Apotheke in Kirchhellen zum ersten Mal einen Wunschbaum aufgestellt. „Wir sind relativ klein gestartet“, erzählt die Apothekerin. In diesem Jahr aber werden sage und schreibe rund 140 Weihnachtswünsche von Kindern und Jugendlichen erfüllt, darunter diesmal auch von jungen Ukraine-Flüchtlingen. Die Wunschkarten sind bereits alle von Kirchhellener Kunden von den Tannenzweigen abgepflückt worden. Schon jetzt stapeln sich liebevoll verpackte Pakete im Sozialraum der Apotheke, und es werden noch mehr werden. „Die Kirchhellener sind zuverlässig“, weiß Christiane Petri-Reers.

Kooperation mit dem Heilpädagogischen Zentrum Kirchhellen

Alle Wunschbaum-Aktionen hat das Team der Dorf-Apotheke zusammen mit dem Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) Bottrop-Kirchhellen durchgeführt. Das unterstützt Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen in schwierigen Familiensituationen stecken, zum Beispiel mit Tages- oder Wohngruppenangeboten. Oft seien es Kinder aus sozial schwachen Familien, berichtet Christiane Petri-Reers, die durch ein Gespräch mit HPZ-Leiterin Elle Schudek auf das Thema kam. Die Wunschbaum-Idee selbst hatte sie zuvor schon in Dinslaken kennengelernt. So kam eins zum anderen.

Die Wunschkarten sind selbst gebastelt. Ältere Kinder und Jugendliche wünschen sich zu Weihnachten durchaus auch Gutscheine.
Die Wunschkarten sind selbst gebastelt. Ältere Kinder und Jugendliche wünschen sich zu Weihnachten durchaus auch Gutscheine. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Seither basteln die HPZ-Kinder in der Vorweihnachtszeit Karten zum Aufhängen, zum Beispiel in Form von Engeln, Nikolausstiefeln oder Sternen. Darauf schreiben sie Wünsche, die maximal 20 Euro kosten sollen. Je nach Alter – die Jungen und Mädchen sind zwischen null und 18 Jahre alt – kann das Playmobil sein, Lego, Pokémon, Bauklötze, aber auch Kosmetika oder Gutscheine. „Deko-Efeu war in diesem Jahr dabei und eine Mond-Lampe“, hat die Apothekerin in Erinnerung behalten. Auf einer der Karten, verfasst von einer 14-Jährigen, steht: „Gold- und Silberketten (Modeschmuck) und ein Malbuch/Sketchbuch.“ Und zum Abschluss: „Ich wünsche Euch oder Ihnen eine schöne Weihnacht“.

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Klar sei die Aktion für das Dorf-Apotheken-Team, zu dem 33 Mitarbeitende gehören, Mehrarbeit in der sowieso schon hektischen Vorweihnachtszeit. Aber: „Es ist eine Herzenssache, die alle aus dem Team mittragen“, betont die Chefin. Die sich in der Orga der Listen mit Wünschen und Wunscherfüllern vor allem auch auf Mitarbeiterin Sabine Luczak verlassen kann. „Wenn man die Geschenke-Berge hier sieht, dann weiß man, was man bewegen kann“, meint die Apotheken-Inhaberin.

Ob der Wunsch dieses Mädchens sich wohl schon im Paket darunter versteckt?
Ob der Wunsch dieses Mädchens sich wohl schon im Paket darunter versteckt? © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Und die Kirchhellener? Scheinen die Wünsche nur allzu gern zu erfüllen. Trotz Corona, Inflation oder anderen Krisen. „Jeder hat sein persönliches Schicksal“, meint Christiane Petri-Reers, „aber insgesamt geht es uns noch verdammt gut.“ Oft schon habe sie von Kunden gehört, dass sie gerne Kindern etwas Gutes tun möchten, da diese durch Corona besonders gebeutelt waren. „Und die Menschen helfen gerne vor Ort, dort, wo sie leben.“ Viele packen noch extra etwas Süßes in die Pakete und eine Karte mit weihnachtlichen Grüßen.

Pakete für junge Ukraine-Flüchtlinge aus dem Kirchhellener Containerdorf

Wünsche abgegeben wurden von Kindern und Jugendlichen aus Wohngruppen, Tagesgruppen und aus der ambulanten Begleitung sowie deren Geschwistern, erklärt Katrin Deffte vom Heilpädagogischen Zentrum. Und eben von 30 jungen Ukraine-Flüchtlingen, die im Container-Dorf in Kirchhellen leben. „Daher ist die hohe Zahl an Karten zustande gekommen“, sagt Deffte. 30 Wunsch-Karten seien dabei auch im Kirchhellener Weinladen ausgelegt worden.

Und das Beste sei: „Es werden immer alle Wünsche erfüllt!“ Die schön verpackten Pakete, vom HPZ-Team als Christkindboten gesammelt abgeholt, liegen dann in den Wohngruppen zu Weihnachten unter dem Tannenbaum, die anderen Jungen und Mädchen bekommen sie mit nach Hause.

Die Kinder, die schon ein bisschen länger vom HPZ betreut werden, freuen sich jedes Jahr auf die Aktion. Ihre Wünsche gehen den Mitarbeitenden durchaus zu Herzen. „Eines der Kinder hat sich etwas für seine Mama gewünscht“, erzählt Katrin Deffte. „Ein anderes Frieden auf Erden.“

Das HPZ

Das Heilpädagogische Zentrum (HPZ) in Bottrop-Kirchhellen wurde 1999 gegründet. Zum Leistungsspektrum zählen Familienberatung und Familientherapie, Reittherapie, Psychotherapie (privat) sowie teil- und vollstationäre Hilfen für Kinder und Jugendliche.

Die freie Praxis unter Leitung von Elle Schudek ist eine genehmigte Einrichtung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Info: kinder-jugendhilfe-bottrop.de