Bottrop. Die Stadt Bottrop will das Hansa-Center kaufen und vielleicht abreißen. Was soll auf der riesigen Fläche entstehen? Das sind die ersten Ideen.

Die Ankündigung der Stadt, das marode Hansa-Center in der Bottroper Innenstadt zu übernehmen, neu zu denken und zu gestalten, gegebenenfalls gar abzureißen, stößt bei vielen auf positive Resonanz. Sind doch die vielen Absichtserklärungen der Investoren der vergangenen Jahre alle gescheitert und das Hansa-Center immer weiter zur Bau- und Handelsruine verkommen. Kann es die Stadt nun besser machen?

Ja, sagen viele, die sich mit der Entwicklung der Innenstadt auskennen, sich schon lange um ihre Belebung bemühen. Einer von ihnen ist Thomas Albrecht, der mit seinem Geschäft AK1 Leben auf die Poststraße gebracht hat. Sein Geschäft liegt im direkten Umfeld des Hansa-Centers, der Vorstoß der Stadt, das Heft dort nun selbst in die Hand zu nehmen, gefällt ihm.

Hansa-Center in Bottrop: Hochwertiges Wohnen in den Obergeschossen?

„Ich glaube an die Innenstadt“, stellt Thomas Albrecht erstmal klar. „Aber wir sind hier auf dem Trip: billig, billig, billig.“ Das müsse sich ändern. Ins Hansa-Center gehörten Einzelhandel und Gastronomie – „das gehört zusammen“ –, angesiedelt in einer schönen Passage. Und darüber hochwertiges Wohnen, findet Albrecht.

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„Noch mehr sozialen Wohnungsbau brauchen wir in der Innenstadt nicht“, sagt Albrecht. „Die Innenstadt ist unser Filetstück.“ Es gebe genügend Bottroperinnen und Bottroper mit Geld, aber nicht genügend Orte, wo sie es ausgeben können. Exklusiver Lebensraum, zum Beispiel Penthouse-Wohnungen oben auf dem Hansa-Center, könnte dieses Klientel in die Innenstadt ziehen. Dort sollten sie dann kleine Geschäfte finden, Fachgeschäfte mit gutem Angebot.

Bottroper Hansa-Center könnte Platz für Stadtverwaltung bieten

Grundsätzlich müsse aber das Handelsangebot deutlich runtergefahren werden. „Die Handelsflächen müssen zurückgebaut werden“, findet auch Investor Oliver Helmke. Er plädiert dafür, das Hansa-Center komplett abzureißen und einen City-Park zu gestalten – mit viel Grünfläche, Wohnraum, kleinen Handels- und Gastronomieeinheiten, einem Lebensmittelversorger und einem Parkhaus darunter.

Eine Idee, die sowohl Jan-Gerd Borgmann, Vorsitzender des Bottroper Einzelhandelsverband, als auch sein Vorgänger Karl Reckmann aufbringen, ist, die Erweiterung des Rathauses neu zu denken. Eigentlich will die Stadt den Saalbau abreißen und auf dieser Fläche ein neues Rathaus gestalten – Kostenfaktor nach aktuellen Kalkulationen: 140 Millionen Euro.

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Wäre es nicht besser, diesen Standort an den Berliner Platz, ins Hansa-Center zu ziehen? Jan-Gerd Borgmann findet, ja. Den kostspieligen Neubau neben das historische Rathaus zu setzen, nur weil es schöner und repräsentativer ist, sei sinnlos. Städtische Mitarbeiter in Büros im oberen Teil des Hansa-Centers könnten die Fläche beleben. „Das macht ein Tor auf für eine neue Welt.“ Die Mitarbeiter gingen so mittags in der Stadt essen, einkaufen, gäben Geld aus.

Hansa-Center soll zur Hansastraße hin geöffnet werden

Eine Idee, die auch Karl Reckmann, Inhaber mehrerer Innenstadt-Gebäude, charmant findet: Seiner Meinung nach müsse das Hansa-Center mindestens in Teilen abgerissen und zur Hansastraße hin geöffnet werden. Dort sollten sich die Dienstleistungsbereiche der Stadt ansiedeln, die also, die Frequenz in die Innenstadt bringen. Auch die Volkshochschule könnte dort einen Standort finden.

Die Stadt braucht den Einzelhandel nicht mehr so wie früher“, sagt Karl Reckmann. „Im kleinteiligen Einzelhandel liegt die Würze.“ Als positiven Faktor in der Innenstadt sieht er zudem die dichte medizinische Versorgung. Überschlagen kämen rund 2000 Menschen täglich in die Innenstadt, um zum Arzt zu gehen. Die müssten man in der City halten und ihnen Angebote machen.

Ein weiterer Hebel, den man nutzen könne, wäre eine Verlagerung des Wochenmarktes auf den Berliner Platz, sagt Karl Reckmann. Eine Option, die auch Thomas Albrecht sieht und die auch die Grünen im Rat bereits aufgebracht haben.

Einigkeit herrscht unter allen: Das Hansa-Center, wie es jetzt dort steht, darf nicht bleiben. „Mehr Platz für Luft zum Atmen“ braucht es laut Jan-Gerd Borgmann. „Quirliges Leben“ wünscht sich Karl Reckmann im und ums Hansa-Center.

Stadt Bottrop hat erste Gespräche mit der Fakt AG geführt

Derweil hat die Stadt laut Sprecherin Sarah Jockenhöfer ein erstes Gespräch mit dem Vorstandsmitglied der Fakt AG Dirk Buttler geführt, bald sollen weitere Verhandlungen auch mit dem Insolvenzverwalter folgen. Zudem habe es ein Auftaktgespräch mit der Bezirksverwaltung Münster über die Chancen auf Fördermittel zur städtebaulichen Umgestaltung des Standortes gegeben.

Derzeit bereite die Stadt eine Ausschreibung für die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie zu den städtebaulichen Entwicklungschancen für den Standort vor. „Dabei sollen alternative Nutzungskonzepte sowie unterschiedliche Umsetzungswege entwickelt werden.“