Bottrop. Die Feuerwehr braucht zu lange, bis sie im Bottroper Süden ist. Reichen Ampelschaltungen, um das zu ändern? Ratsparteien haben große Zweifel.
Die Berufsfeuerwehr schafft es oft nicht, bei Brandeinsätzen schnell genug mit allen erforderlichen Einsatzkräften im Bottroper Südosten zur Stelle zu sein. Darauf wies die Feuerwehr einmal mehr selbst hin, zuletzt im aktuellen Brandschutzbedarfsplan, den der Stadtrat gerade zur Kenntnis nahm. Darin berichtet die Feuerwehr, dass es von der Feuerwache an der Hans-Sachs-Straße aus kaum möglich sei, innerhalb von acht Minuten und nicht einmal in weniger als 13 bis 15 Minuten Einsatzorte im Südosten der Stadt zu erreichen. Das wiederholte Eingeständnis der Brandschützer macht einer Reihe von Ratsmitgliedern Sorgen. ÖDP-Ratsherr Markus Stamm wirbt daher darum, neu über den Bau einer dritten Wache der Berufsfeuerwehr im Bottroper Süden nachzudenken.
„Im Brandschutzbedarfsplan steht ganz klar, dass die Feuerwehr mit Verspätung an die Einsatzorte im Südosten kommt. Das passiert vor allem tagsüber. Wir haben das schwarz auf weiß. Das liegt natürlich am starken Verkehr“, sagte Markus Stamm in einem WAZ-Gespräch. Der Bottroper weist darauf hin, dass die Feuerwehr auch vor sechs Jahren schon gemahnt hatte, dass es vor allem auch zu den Hauptverkehrszeiten zu lange dauert, bis sie in Stadtteilen wie Welheim zur Stelle sein kann. Verbessert hat sich die Situation bisher offensichtlich nicht. Der aktuelle Brandschutzplan macht vielmehr klar, dass es tagsüber im Zweifel eher noch etwas schlimmer geworden ist. „Wir wollen einen Standort in der Nähe der Menschen, um die Einsatzzeiten zu verkürzen“, sagt der ÖDP-Rasherr daher.
Stockender Verkehr bremst Feuerwehr bei Einsatzfahrten aus
Denn auch in dem 70 Seiten starken Bericht der Feuerwehr heißt es: „Bislang war es besonders der stockende Verkehrsfluss, der die Einsatzfahrzeuge tagsüber ausbremste. In den vergangenen Jahren haben Baustellen, besonders die Langzeitbaustellen auf der Horster und Prosperstraße, sowie die problematischen Straßenverhältnisse, die Erreichbarkeit der Einsatzstellen auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten deutlich eingeschränkt“. Einsatzorte im Südosten der Stadt seinen nur im Idealfall innerhalb von acht Minuten in nötiger Stärke erreichbar, in der Realität aber kaum, lässt die Feuerwehr keine Zweifel zu. Durch den beschlossenen Neubau der Hauptfeuerwache in der Nähe des Marienhospitals rückt diese aber noch etwas weiter vom Bottroper Süden weg.
Als Ausweg aus der Misere will die Feuerwehr die Ampel in der Stadt so steuern, dass sie bei Einsätzen freiere Fahrt bekommt. Markus Stamm bezweifelt, dass dies funktioniert. „Bei einem Einsatz müsste die Feuerwehr ja womöglich von der Hauptwache bis zur Essener Stadtgrenze freie Bahn haben. Dazu muss der Verkehr auf allen Seitenstraßen gestoppt werden. Da steht der Verkehr in der Stadt dann viele Minuten lang still“, sagte der Ratsherr mit Blick auf die zentrale Verkehrsachse durch Bottrop. Er erinnert daran, dass solche Ampelschaltungen in der Debatte um den alternativen Feuerwehrstandort in Nachbarschaft der beiden Realschulen an der Friedrich-Ebert-Straße von der Verwaltung selbst verworfen worden waren, weil sie dadurch ein großes Verkehrschaos befürchtete.
ÖDP erklärt Kirchhellen zum Vorbild für Bottroper Süden
Wie ÖDP-Ratsherr Markus Stamm hat daher auch Linke-Vertreter Niels Schmidt zuletzt im Rat wieder starke Zweifel an der Effektivität der inzwischen vorgesehenen Ampelfreischaltungen für die Feuerwehr geäußert. „Dazu ist die Verkehrsmasse doch viel zu groß“, sagte er. Wo sollen die Autos denn alle hin? Es müssten ja nicht nur die Fahrzeuge auf Seitenstraßen gebremst werden, die Autos müssten ja auch die Einsatzrouten der Feuerwehr frei machen. Zur Verbesserung ihrer Eintreffzeiten hält es die Feuerwehr aber für nötig, auf den Achsen Friedrich-Ebert-Straße, Freiherr-vom-Stein-Straße, Essener Straße, Gladbecker Straße, Horster Straße und Prosperstraße die Ampelschaltungen beeinflussen zu können, wie es auch in einer Antwort auf einen Fragenkatalog der Bottroper Grünen heißt.
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Vertreter von Grünen, ÖDP, DKP und Linkspartei hatten bisher vergeblich auch immer wieder eine dritte Berufsfeuerwache im Bottroper Süden gefordert. ÖDP, Linke und DKP bringen sie auch jetzt wieder ins Gespräch. „Mir schwebt für den Südosten eine Lösung wie in Kirchhellen vor“, sagte ÖDP-Vertreter Markus Stamm zur WAZ. Im Norden ist der Neubau einer Feuerwache auch längst beschlossene Sache. Dort wird die Freiwillige Feuerwehr mit in die neue Wache eingegliedert und freiwillige Kräfte rücken gemeinsam mit Berufsfeuerleuten aus. Die Ratsmehrheit aus SPD und CDU hat eine dritte Wache im Süden der Stadt auf Anraten der Verwaltung aus Kostengründen aber bereits verworfen.
Kostenberechnungen der Stadt stoßen auf starke Zweifel
Die Kritik anderer Parteien an dieser Entscheidung lässt allerdings nicht nach. Die ÖDP etwa traut den Kostenrechnungen der Stadt in Sachen Feuerwehr nicht. Die Verwaltung habe sich für den Bau der neuen Hauptfeuerwache von Beginn an auf den Standort an der Josef-Albers-Straße festgelegt. Die Kosten für andere Modelle seien dagegen besonders hoch angesetzt worden. Stamm sieht das als Manöver der Stadt an, um ihren favorisierten Plan mit den zwei Wachen in der Innenstadt und Kirchhellen durchzusetzen. Damit steht er nicht allein. Auch Linke-Ratsherr Schmidt spricht davon, die Verwaltung habe „manipulativ informiert“. Die dritte Feuerwache im Süden sei kaputt gerechnet worden, halten beide der Stadt vor. „Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass eine dritte Feuerwache im Süden der Stadt bei einer Kooperation mit der Freiwilligen Feuerwehr keineswegs so astronomisch teuer ist, wie das gerechnet wurde“, sagte Markus Stamm.