Bottrop. „Die Bevölkerung wird immer hilfloser“, so Bottrops Feuerwehrsprecher. Er berichtet von falschen Notrufen und erklärt, wann man 112 wählen soll.

Wer in einer medizinischen Notlage ist, soll die 112 wählen, innerhalb weniger Minuten ist der Rettungsdienst zur Stelle. Doch immer mehr Menschen nutzen den Notruf für Bagatellen, blockieren die Kapazitäten der Feuerwehr und des Rettungsdienstes.

Bagatell-Anrufe bei der Bottroper Feuerwehr: Höhere Anspruchshaltung

„Die Bevölkerung wird hilfloser im Umgang mit Krankheiten und Verletzungen“, stellt Bottrops Feuerwehrsprecher Michael Duckheim fest. Zudem gebe es eine höhere Anspruchshaltung, in einer gewissen Zeit bedient zu werden. Das zeigen zwei Beispiele aus der vergangenen Woche, die Duckheim schildert:

  • Vorfall eins: Über den Notruf geht ein Anruf am Wochenende ein: Eine Dame sei gestürzt, sie habe eine Platzwunde am Kopf. Nach mehrfachem Nachfragen stellt sich heraus, dass sie gut ansprechbar ist, es sich bei der Verletzung nur um einen kleinen Cut handelt. Ob sie nicht jemand zum Krankenhaus bringen könnte? Nein, sie hätten alle zu viel getrunken. Ob sie mit dem Taxi fahren könne? Nein, auch das ginge nicht, keiner könne sie begleiten. Weil die Anrufer so sehr insistieren, fährt doch der Rettungswagen los. Als er ankommt, liegt die Frau schlafend im Bett.
  • Vorfall zwei: Ein Patient wartet auf einen Krankentransport, er klagt über Luftprobleme. Weil sich der Krankentransport verzögert, ruft seine Frau den Notruf: Die Atemprobleme hätten sich verschlimmert. Als die Rettungskräfte eintreffen, steht der Mann – guter Gesundheit – mit gepackten Koffern vor der Tür. „Sie wollten nur die Wartezeit verkürzen“, sagt Duckheim.

Über 1000 Euro: Falscher Notruf kann teuer werden

Wer einen Rettungswagen ruft, obwohl er ihn gar nicht braucht, kann selbst zur Kasse gebeten werden. 598 Euro kostet ein Notarzteinsatz, 658 Euro einen Rettungswagen – bei beiden zusammen liegen die Kosten da schon über 1000 Euro.

In der Regel stellt der Arzt im Krankenhaus oder Notarzt einen Transportschein aus, die Gebühren werden dann von der Krankenkasse bezahlt. Hat jemand aber nachweislich unwahre Angaben gemacht und ohne Grund den Notdienst gerufen, kann der Einsatz auch dem Anrufer in Rechnung gestellt werden.

Klar ist: Wird unnötigerweise ein Notarzt gerufen, fehlt er an anderer Stelle. „Selbst wenn vor Ort schnell klar ist, dass der Rettungswagen doch nicht gebraucht wird, ist er mindestens eine halbe Stunde gebunden“, sagt Duckheim. Zudem stoße die Feuerwehr an die Grenzen ihrer Fahrzeuge, die sie vorhält.

Ein Rettungswagen ist rund um die Uhr in Kirchhellen einsatzbereit, zwei weitere sowie ein Springer-Fahrzeug in der Hauptwache. Hinzu kommt der Rettungsdienst, der vom Deutschen Roten Kreuz in Batenbrock betrieben wird täglich von 7.30 bis 19.30 Uhr. Sind die Kapazitäten ausgeschöpft, kann die Bottroper Feuerwehr Rettungswagen aus Gladbeck oder Essen anfordern.

Feuerwehr Bottrop: Wann man die 112 anrufen sollte

Michael Duckheim stellt aber klar: „Wir wollen niemanden verbieten, den Notruf zu wählen – lieber einmal zu oft als zu wenig.“ Aber er wolle für das richtige Maß sensibilisieren. Gründe, definitiv die 112 zu wählen, sind:

  • immer, wenn Lebensgefahr besteht
  • wenn jemand bewusstlos oder nicht ansprechbar ist
  • bei starken Verletzungen oder Blutungen
  • bei Knochenbrüchen oder anderen schweren chirurgischen Verletzungen

Bei allen Vorfällen, bei denen der Patient noch gut ansprechbar ist, ist der ärztliche Notdienst, die 116117, der von der kassenärztlichen Vereinigung betrieben wird, die richtige Nummer. Allerdings gibt es dort oft lange Wartezeiten. Darauf habe die Feuerwehr keinen Einfluss. „Man sollte nicht den Notruf rufen, nur weil man bei der 116/117 nicht durchkommt, sondern nur, wenn sich der Zustand verschlechtert.“

Tierrettung

Die Feuerwehr ist grundsätzlich auch für die Tierrettung zuständig und darf gerne gerufen werden, wenn ein Tier in Not ist.

Der klassische Fall der Katze auf dem Baum sei aber, so Michael Duckheim, oft keiner für die Feuerwehr. „Die kommen meist selbst wieder herunter, wenn man sie etwas in Ruhe lässt und Futter aufstellt.“