Bottrop. Der Insolvenzverwalter im Fall Stadtmann verkauft sieben Immobilien in bester Bottroper Innenstadtlage. So läuft der Verkaufsprozess bisher.

Dem Bottroper Skandal-Apotheker Peter Stadtmann gehörten auch zahlreiche Immobilien in Bottrop. Vor allem in der Innenstadt hat Stadtmann vor seiner spektakulären Verhaftung und der anschließenden Verurteilung groß gebaut. So gehört ihm allein an der Hochstraße eine Häuserzeile bestehend aus sieben Geschäftshäusern. Seit längerem schon bietet der Insolvenzverwalter den Häuserblock zum Kauf an. Doch noch hat niemand zugeschlagen.

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Wie also ist der Stand der Dinge bei der Vermarktung der Immobilien? Der Verkaufsprozess dauere an, teilt ein Sprecher des Insolvenzverwalters mit. „Allerdings liegen bereist konkrete Angebote vor.“ Darüber sei jedoch Stillschweigen vereinbart worden. Wer also Interesse bekundet hat oder gar welche möglichen Summen in dem Zusammenhang im Raum stehen, dazu äußert sich der Insolvenzverwalter nicht.

Immobilienmarkt verändert sich, das merkt auch der Insolvenzverwalter

Betroffen von der Insolvenz und dem Verkauf der Immobilien sind zahlreiche Geschäfte in der Bottroper Innenstadt, darunter unter anderem die Buchhandlung Erlenkämper, Intersport Borgmann die Mayersche Buchhandlung, das Kaufhaus Woolworth, der Optiker Fielmann oder die Bäckerei Sporkmann. Dazu kommen verschiedene Arztpraxen, darunter auch die Klinikgruppe Valeara, früher ZNS, mit ihren psychiatrischen und neurologischen Angeboten.

Auf der Internetseite eines Maklers werden mehrere Geschäftshäuser in der Bottroper Innenstadt zum Verkauf angeboten.
Auf der Internetseite eines Maklers werden mehrere Geschäftshäuser in der Bottroper Innenstadt zum Verkauf angeboten. © Starkpartners Consulting GmbH | Screenshot

Nur: Seit April hat sich die Lage am Immobilienmarkt verändert. Steigende Zinsen machen die Vermarktung nicht einfacher. Diese veränderten Marktbedingungen seien erkennbar, sagt der Sprecher des Insolvenzverwalters. Mit anderen Worten: Man wird sehen, welcher Preis unter den gegebenen Umständen noch zu erzielen ist. Denn grundsätzlich gilt in derartigen Verfahren: „Die Immobilien werden im bestmöglichen Gläubigerinteresse verwertet“, das sagt so auch der Sprecher des Insolvenzverwalters.

Mieteinnahmen von rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr

Denn der Insolvenzverwalter ist verpflichtet, einen möglichst hohen Erlös zu erzielen, der dann an die Gläubiger verteilt werden kann. Nur: Wenn der Verkauf über die Bühne geht, werden die Gläubiger nicht vom kompletten Erlös profitieren, denn auf den Häusern liegen noch Belastungen durch die Banken, die den Bau finanziert haben. Der Sprecher des Insolvenzverwalters hat es schon im April so ausgedrückt: „Der zu erwartende Erlös aus der Immobilienverwertung kommt damit nicht uneingeschränkt den übrigen Gläubigern zugute, da der Insolvenzverwalter die Rechte der Banken berücksichtigen muss.“

Gleichzeitig beginnen vor dem Landgericht Essen zahlreiche Zivilprozesse wegen Schadensersatz und Schmerzensgeld im Fall Stadtmann. Ein Verfahren startete in der vergangenen Woche, in der kommenden Woche ist Auftakt für zahlreiche weitere Verfahren. Die Klagen dort richten sich gegen den Apotheker, aber auch den Insolvenzverwalter.

Dessen Anwalt hatte jedoch schon am ersten Verhandlungstag vor Gericht deutlich gemacht, dass eine Zahlung aus der Insolvenzmasse aktuell nicht möglich sei. Bedeutet aber auch, dass auch die möglichen Forderungen aus diesen Verfahren Teil des Insolvenzverfahrens sind. Von Forderungen von mehr als 120 Millionen Euro, die in diesem Verfahren bereits aufgelaufen sind, war vor Gericht die Rede, davon seien jedoch bisher erst rund 680.000 Euro anerkannt worden.

Unabhängig davon erhalten die potenzielle Käufer der Bottroper Immobilien einiges für ihr Geld. Die Agentur, die die Immobilien vermarktet, spricht auf ihrer Internetseite von Mieteinnahmen in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr für die 6300 Quadratmeter. Dazu kämen „Ausbaureserven“.

Mit die neuesten Immobilien in der Bottroper Fußgängerzone

Unklar allerdings ist, wie es mit Valeara weitergeht. Ursprünglich hatte die Klinik angekündigt, ins Bauknecht-Quartier am Gleiwitzer Platz ziehen zu wollen. Allerdings wurde der Mietvertrag da nun aufgelöst. Aus dem Komplex an der Hochstraße wollte man jedoch ausziehen, weil es zu klein ist, weil Patienten teils draußen warten müssen und im Inneren gar schon provisorische Behandlungszimmer eingerichtet werden mussten. Das jedenfalls erklärte Geschäftsführer Dr. Christian Utler im Mai im Gespräch mit der Lokalredaktion. Ob, wohin und wann Valeara nun umzieht, ist bisher nicht bekannt.

Die Häuserzeile gehört – in großen Teilen – zu den neuesten Immobilien in der Bottroper Innenstadt. Erst 2015 wurden die Häuser fertiggestellt, Stadtmann taufte den Komplex dann Medi City. Eine zweistellige Millionensumme hatte Stadtmann hier investiert, alte Gebäude abreißen lassen und dafür die Neubauten errichtet. Später stellte sich heraus, dass Peter Stadtmann Krebsmedikamente gestreckt und mit zu wenig Wirkstoffen versehen hatte, bei den Krankenkasse aber voll abgerechnet hatte. So erbeutete er auf Kosten der Krebspatienten Millionen von den Krankenkassen. Dafür wurde er 2018 zu zwölf Jahren Haft verurteilt.