Bottrop-Kirchhellen. Den Parkplatz des Jugendhauses schmücken neue Aufsteller. Bisher besuchen vor allem Kinder das Haus: Team will verstärkt Jugendliche erreichen.
Wer den schicken Neubau an der Hackfurthstraße 52 bisher nicht direkt zuordnen konnte, dürfte es in Zukunft etwas leichter haben. Denn das „F! Kinder- & Jugendkulturhaus“ hat neben dem von der Straße eher schlecht zu erkennendem Logo nun ein weitaus einprägsameres Motiv vor der Fassade: Blumenmotive auf Aluminiumplatten säumen den Parkplatz und ziehen sich rund um den zugänglichen Teil des Gebäudes. Die Kunstwerke sind zwar nicht signiert, die Künstler hingegen manchmal im Jugendhaus anzutreffen. Die jungen Besucher des Jugendhauses entwarfen die Blumen zuerst auf dem Zeichenblock. Anschließend übertrug eine argentinische Künstlergruppe diese auf eineinhalb Meter große Platten, und frästen sie in die gewünschte Form.
Die Blumen sind ein internationales Projekt
Das „F! Kinder- & Jugendkulturhaus“ wurde beim Bau durch die Stadt und Anwohner der zeitgleich entstandenen Siedlung unterstützt, aber durch das Falken Bildungs-und Freizeitwerk Bottrop e. V. finanziert. Durch diesen Verein, der als Träger der Einrichtung geführt wird, entstand auch der Kontakt zur Künstlergruppe, die sich entschlossen hatte, den weiten Weg über den Atlantik bis nach Bottrop-Kirchhellen auf sich zu nehmen. Die Künstler hätten ohnehin Urlaub in Europa machen wollen und verwirklichten zudem einige Projekte in der Region. Dazu zählen auch die blumigen Aufsteller, die komplett in den Bastelräumen und der Werkstatt des Jugendhauses entstanden sind. Mit einer Stichsäge seien die Aluverbundplatten in Form gebracht und mit Acrylfarben bemalt worden, um sie langfristig wetterbeständig zu halten.
„Wir sind sehr stolz auf unsere neusten Kreationen. Gerade weil es möglich war, diese komplett im Jugendhaus zu entwerfen und zu bauen. Das zeigt, wie viel hier bei uns realisierbar ist.“, sagt Mitarbeiterin Alina Gnutzmann. Die 27-Jährige studierte Erziehungswissenschaften und ergänzt das Team des Jugendhauses seit März. Die Blumen seien ein erster Schritt das von innen liebevoll eingerichtete Gebäude auch nach außen hin bunter und einladender zu gestalten. „Wir haben jedes erstellte Motiv übernommen. Die Blumen sollen in ihrer Farbvielfalt auch die konzeptionelle und personelle Vielfalt der Einrichtung widerspiegeln.“, so Gnutzmann. Geplant sind zudem Verschönerungen an den Gartenzäunen und (soweit möglich) eine Umgestaltung des Gartens selbst. Wofür das „F!“ als Logo und Name stehe, sei der Interpretation der Besucher überlassen.
Jugendhaus braucht jugendlichen Nachwuchs
Die vielfältigen Angebote locken zurzeit überwiegend jüngere Kinder, die nach der Schule im Jugendhaus basteln, kochen, zocken oder einfach Kind sein können. Es stehen eine Tischtennisplatte, Billardtisch, diverses Spielzeug und Kochuntensilien sowie ein großer Fernseher mit Spielekonsole bereit. Das Jugendhaus ist auf dem aktuellen Stand der Technik und verbindet Funktionalität mit einer einladend gemütlichen Atmosphäre. Man gehe auch bei Bedarf zusammen die Hausaufgaben durch, allerdings solle dieser Ort einen Ausgleich zur Schule darstellen.
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Als Treffpunkt für Jugendliche, die unter der Woche von 18 bis 21 Uhr besonders gern begrüßt werden, zieht das Jugendhaus allerdings noch nicht. Das liege zum einen an dem holprigen Start der Einrichtung vor zwei Jahren zur Hochzeit der Pandemie – große Events oder Partys am Wochenende konnten deswegen noch nicht realisiert werden, seien aber langfristig fest eingeplant -- zum anderen wären Jugendliche einem Jugendtreff anfänglich generell skeptisch eingestellt, weshalb es etwas dauern würde, bis sich das Jugendhaus voll in die lokale Szene möglicher Treffpunkte integrieren könne.
Begegnung auf Augenhöhe ist das Wichtigste
Die Teenager würden angebotene Aktivitäten zwar annehmen, das Jugendhaus aber bevorzugt als Treffpunkt und Ort des Austausches nutzen. Es sei wichtig, ihnen mit Respekt, Vertrauen und auf Augenhöhe zu begegnen. So könne man sie längerfristig binden und das Jugendhaus auch in Freundeskreisen und Schulklassen etablieren. Es würde auf Mund zu Mund Propaganda gesetzt, da so auch das Vertrauen in das Personal gestärkt werde. Auch eine lokale Streetworkerin arbeitet mit dem F! Kinder- & Jugendkultur Haus zusammen.
Alina blickt optimistisch in die Zukunft: „Die Besucherzahl steigt stetig. Für die jüngeren Kinder sind wir schon eine Größe im Ort und sobald wir hier am Wochenende auch feiern können, kommen bestimmt auch mehr Teenager“. Vielleicht wird dann sogar in den Abendstunden das ein oder andere Bier ausgeschenkt, natürlich nur mit Ausweiskontrolle. Hochprozentiges sieht man im F! Kinder- & Jugendkultur Haus nicht gerne. Darüber hinaus seien die meisten Jugendlichen auch noch nicht berechtigt, diesen zu konsumieren.