Bottrop. Mit dem Sofortprogramm Innenstadt fördert Bottrop Händler und Gastronomen. Weil das nicht reicht, sollen nicht-kommerzielle Projekte profitieren.
Seit eineinhalb Jahren läuft das Sofortprogramm Innenstadt in Bottrop. 18 Einzelhändler, Gastronomen und Projekte haben bislang davon profitiert, mit Fritas natural musste ein gefördertes Geschäft bereits schließen. Nun will die Stadt Eigenmittel in die Hand nehmen, um schwierige Flächen zu vermieten – an nicht-kommerzielle Anbieter.
Manche sehen in dem Sofortprogramm eine sinnvolle Unterstützung, andere fühlen sich von der Wirtschaftsförderung nicht ausreichend betreut, sehen die Gelder nicht im angemessenen Maß ausgeschöpft. Polly Wolchow, die im November das Pikilia to go auf der Gastromeile eröffnen will, lobte zuletzt die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung („Sie unterstützt mich total“). Stefan Wollenberg vom veganen Supermarkt Just VGN sprach vergangenes Jahr hingegen von schlechter Koordination und einem Ämterdschungel bei der Stadt.
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Sofortprogramm fördert bislang 18 Geschäfte in Bottrops Innenstadt
Beide gehören zu den 18 Geschäften, die aktuell vom Sofortprogramm Innenstadt gefördert werden. Sie zahlen lediglich 20 Prozent des Mietzinses, die Stadt übernimmt mit den Fördergeldern des Landes 50 Prozent, und der Vermieter verzichtet auf 30 Prozent. Das Programm läuft noch bis Ende 2023.
Nun sollen nicht nur kommerzielle Anbieter profitieren, sondern auch gemeinwohlorientierte. Dafür will die Stadt mit Mitteln des Verfügungsfonds die 20 Prozent des Mietzinses übernehmen, die sonst vom Mieter getragen werden müssen. Den Mietern blieben die Betriebskosten zu zahlen. Darüber entscheidet der Wirtschaftsförderungsausschuss am Mittwoch.
„Die Vermietung auf der Hansastraße ist schwierig“
„Wir erkennen, dass die Vermietung gerade auf der Hansastraße schwierig ist“, sagt Sabine Wißmann, Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement. Die Auswirkungen der leerstehenden Großimmobilien Hansacenter und Karstadt-Gebäude seien deutlich spürbar. Eine Vermietung der Flächen Hansastraße 6 bis 8, wo früher Douglas eine Filiale betrieb, war bislang nicht möglich. Neuer Leerstand ist kürzlich auf der Hansastraße 4 durch die Schließung von Fritas natural entstanden.
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Die Entscheidung des Wirtschaftsförderungsausschusses soll nun den Weg ebnen, auf gemeinnützige Vereine und Organisationen zuzugehen und ihnen Flächen anzubieten – vor allem auf der Hansastraße, aber auch im Rathausviertel. „Solche Ansiedlungen bedeuten durchaus auch Belebung“, sagt Sabine Wißmann.
Bottroper City: Über 350.000 Euro Fördermittel stehen noch zur Verfügung
Grundsätzlich stehen aus dem Sofortprogramm Innenstadt noch hohe Summen zur Verfügung: 125.954,25 Euro für das Hansaviertel und sogar 243.779,76 Euro für das Rathausviertel. Zugesprochen waren der Stadt vom Land für das Hansaviertel eine halbe Million Euro und für das Rathausviertel 400.000 Euro.
Bei der Beantragung der Fördermittel habe die Stadt die nötigen Summen hochrechnen müssen – basierend auf Durchschnittswerten der Mieten. Da gebe es allerdings erhebliche Unterschiede, die Mieten bewegten sich zwischen zwölf und 38 Euro pro Quadratmeter, wobei das Hansaviertel teurer sei als das Rathausviertel. „Es gibt auch extreme Unterschiede beim Zustand der Immobilien“, so Sabine Wißmann.
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Leerstände in Bottrops Innenstadt von 24 auf neun reduziert
Zudem seien diese Quadratmeterpreise Werte aus Vor-Corona-Zeiten – heute wären wohl 38 Euro pro Quadratmeter kaum zu erzielen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Fluktuation, desto deutlicher steigen die Preise. Und je kleiner eine Fläche ist, desto höher ist der Quadratmeterpreis.
Mithilfe des Sofortprogramms konnte die Zahl der Leerstände im Hansa- und Rathausviertel von 24 Ladenlokalen im Jahr 2020 auf neun reduziert werden. Ziel war eine Reduzierung um 30 Prozent – das wurde übertroffen. Allerdings steht immer noch aus, wie sich Mieter und Vermieter nach Ablauf der Förderzeit verhalten, ob Mieten angepasst werden, Konzepte auch bei voller Mietzahlung tragbar sind.