Bottrop. Bottrop hat bei Mietsteigerungen bundesweit eine Spitzenposition inne. Daher werden neue Forderungen nach städtischen Wohnungsprogrammen laut.
Bottrop gehört zu den drei deutschen Städten, in denen die Mieten zuletzt besonders stark angestiegen sind. Das geht aus Berechnungen des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor. Danach stiegen die Nettokaltmieten in Bottrop zwischen dem ersten Halbjahr 2021 und dem ersten Halbjahr 2022 um zehn Prozent. Noch höhere Steigerungsraten gab es danach nur noch in Salzgitter in Niedersachsen mit 13 Prozent und in Rostock in Mecklenburg-Vorpommern mit zwölf Prozent.
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Bei den Berechnungen des Bundesinstitutes ging es allerdings um die Preisanstiege für Erst- und Wiedervermietungen. Das Institut hatte dazu Inserate aus Immobilienportalen und Zeitungen ausgewertet. Nach Erkenntnissen der Bundesregierung sind die Kaltmieten in Deutschland innerhalb eines Jahres durchschnittlich um drei Prozent teurer geworden. Der in den Inseraten geforderte Quadratmeterpreis lag danach im ersten Halbjahr 2022 im Durchschnitt bei 9,64 Euro.
Jeder achte Mieter mit Wohnkosten überlastet
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist inzwischen jeder achte Mieter mit seinen Wohnkosten überlastet. Besonders betroffen sind Einzelpersonen und Geringverdiener. Sie verbrauchen mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens für die Miete einschließlich der zuletzt stark gestiegenen Energiekosten. Im Schnitt geben Mieter sonst 27,6 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aus.
Nach Einschätzung des Bottroper Haus- und Grund-Vereins hatte sich der Mietanstieg in Bottrop zuletzt jedoch verlangsamt. Geschäftsführer Markus Kruse hatte noch in einem WAZ-Gespräch zu Beginn des Jahres darauf hingewiesen, dass die stark ansteigenden Baukosten vor allem bei Neubauten fast zwangsläufig die Mieten in die Höhe treiben. Zwar verteuerten sich die Mieten weiterhin, aber die Steigerungen fielen geringer aus als in den Jahren zuvor, sagte Kruse.
Es gibt in Bottrop viele Wohnungen mit günstigeren Mieten
Zu Mieterhöhungen komme es vor allem bei Neuvermietungen. Bei hochwertigen Wohnungen erreichten die Mietpreise schnell zehn Euro pro Quadratmeter und mehr. Über das Mietniveau in Bottrop insgesamt sage das aber wenig aus, ordnete der Haus-und-Grund-Geschäftsführer ein. Aber, sagte Kruse: „Es gibt hier auch Wohnungen im unteren Segment, wo Mieten von etwas mehr als fünf Euro gezahlt werden.“
Für die Bottroper Linkspartei sind die besonders hohen Mietpreise bei Neuvermietungen jedoch ein Belag dafür, dass die kommunale Wohnungspolitik in Bottrop unzureichend sei. „Bottrop ist alles andere als eine Stadt mit traditionell starken Mietzuwächsen wie München oder Hamburg. Dass wir trotzdem unter den drei Städten mit den stärksten Mietsteigerungen bei Neu- und Wiedervermietungen bundesweit liegen, ist ein absolutes Alarmzeichen“, sagt Linke-Ratsherr Niels Holger Schmidt.
Städtisches Wohnungsbauprogramm gefordert
Der Mietanstieg sei in Bottrop mehr als dreimal so hoch wie im Bundesdurchschnitt, kritisiert Niels Holger Schmidt. „Wir müssen endlich wieder mehr bauen, und zwar im öffentlichen Eigentum“, sagte der Linke-Ratsherr, „die Performance der städtischen Baugesellschaft ist immer noch unzureichend, wie der Preistrend unmissverständlich zeigt.“ Schmidt kündigte an, dass die Ratsgruppe der Linken bei den kommenden Haushaltsberatungen fordern werde, acht Millionen Euro in ein kommunales Wohnungsbauprogramm zu investieren.