Bottrop-Kirchhellen. Der Ausbruch der Vogelgrippe in Bottrop-Kirchhellen ist für die Geflügelzüchter ein schwerer Schlag. Weitere Fälle werden befürchtet.

Der Ausbruch der Vogelgrippe in Kirchhellen ist für die Geflügelzüchter im Dorf eine „Vollkatastrophe“, sagt Jens Pastrik, der Vorsitzende des Zuchtvereins RGZV Kirchhellen. Das Land hat inzwischen die Zahl der vorsorglich getöteten Tiere deutlich nach oben korrigiert. Für Thomas Overgünne und seine 3000 Vögel an der Hackfurthstraße gab es nach dem ersten Schock zwei gute Nachrichten.

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Das Landesumweltamt Lanuv hat am Mittwoch die Zahl der getöteten Tiere nach oben korrigiert. In der Hobby-Tierhaltung in Kirchhellen seien acht Hühner und drei Gänse an der „hochpathogenen Aviären Influenza“ verendet. Daraufhin seien nicht wie zunächst gemeldet 120, sondern 240 Gänse, Hühner, Enten, Puten und Masthähnchen getötet und „unschädlich beseitigt“ worden.

Seit Dienstag gilt wegen der Vogelgrippe eine Sperrzone. Sie besteht aus der inneren Schutzzone von drei Kilometern und einer äußeren Überwachungszone von zehn Kilometer. Zum inneren Ring gehören Flächen in Bottrop sowie die Kreise Wesel und Recklinghausen, zum äußeren zusätzlich Gelsenkirchen und Oberhausen.

In ganz Bottrop gilt jetzt das Aufstallungsgebot

In ganz Bottrop gilt jetzt das von Amtstierärztin Dr. Nina Danowski verhängte Aufstallungsgebot: Alles Geflügel, Tauben ausgenommen, muss ab sofort ausschließlich im Stall bleiben oder unter einer Schutzvorrichtung gegen das Eindringen von Wildvögeln. Transporte sind verboten. Die Gefahr weiterer Infektionen ist groß, begründet die Tierärztin ihre Verordnung: Schon jetzt „muss mit weiteren Ausbrüchen gerechnet werden“. Es sei nicht auszuschließen, „dass der Erreger bereits in andere Bestände verschleppt bzw. aus anderen Beständen eingeschleppt wurde“. Das Landesumweltamt Lanuv bittet deshalb alle Bürger, Funde von verendeten wildlebenden Wasser- oder Greifvögeln dem Veterinäramt zu melden. Verendete oder krank erscheinende Tiere sollen nicht berührt oder eingesammelt werden.

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Mit dem Ausbruch in Kirchhellen ist die Vogelgrippe zum ersten Mal überhaupt in Bottrop festgestellt worden, sagt der Vereinsvorsitzende Pastrik und wundert sich über den ungewöhnlich frühen Ausbruch: „Es ist doch noch überhaupt keine Vogelzug-Zeit.“ In der Tat: Das Virus, das von Wild- auf Stallgeflügel überspringt, ist in der letzten Seuchensaison in NRW 2020/21 am 13. November erstmals an einer Wildgans bei Emmerich festgestellt worden, vier Monate später erreichte es dann den ersten Entenstall bei Gütersloh.

Die Amtstierärztin verweist auf einen möglichen Infektionsweg: In Bottrop würden „zunehmend Wasserwildvögel gesichtet, die sich an den Wasserstellen im Stadtgebiet Bottrop niederlassen“. Das könnte passen, sagt Züchter Pastrik: „Die Wasservögel vom Niederrhein besuchen oft und gern vor allem die Wiesen am Alten Postweg.“

Die große Zuchtausstellung in Kirchhellen wird wohl nicht stattfinden

Für die Kirchhellener Geflügelzüchter ist die Stallpflicht gerade jetzt besonders bitter. Zur großen Landesschau am Wochenende in Hamm werden sie keine Kandidaten auf Auszeichnungen schicken können. Und die für das erste Novemberwochenende geplante Rassegeflügelschau in der Reithalle am Vogelsrauh wird wohl eher nicht stattfinden.

Nach Angaben von Stadtsprecher Andreas Pläsken gilt die Stallpflicht zunächst 21 Tage, kann aber auf 30 Tage verlängert werden. Deshalb hat der RGZV eher schlechte Karten. Pastrik: „Wir gehen realistisch davon aus, dass wir nichts machen dürfen.“

Die künftigen Martins- und Weihnachtsgänse hat Thomas Overgünne in einem größeren Stall umgetrieben. Für den Transport der Tiere stellt das Veterinäramt Ausnahmegenehmigungen in Aussicht.
Die künftigen Martins- und Weihnachtsgänse hat Thomas Overgünne in einem größeren Stall umgetrieben. Für den Transport der Tiere stellt das Veterinäramt Ausnahmegenehmigungen in Aussicht. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Gute Nachrichten hatte der neu eingerichtete „Ereignisstab“ der Stadt zur Vogelgrippe, der vierte Stab nach Corona, Flüchtlingen und Energiemangel, für Thomas Overgünne. Am Dienstagnachmittag kamen die Ergebnisse der Blut- und Kotproben, die Prüfer am Montag auf dem Geflügelhof an der Hackfurthstraße gezogen hatten. „Wir haben mit Freude zur Kenntnis genommen, dass alle Proben ohne Befund waren“, sagt Pläsken. Bei dieser Nachricht atmete Overgünne auf: „Das hört sich ja erstmal gut an.“ Inzwischen hat er seine Gänse in einer Scheune untergebracht, die für Wildvögel nicht zugänglich ist.

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Auch für Overgünne kommt die Vogelgrippe zur Unzeit. Ende Oktober beginnt in den Restaurants die Gänsesaison, erlebt ihren ersten Höhepunkt zu St. Martin und geht dann nahtlos in die Weihnachtszeit über. Ein Transportverbot bis in den November würde einen empfindlichen Verlust bedeuten. Doch die Amtstierärztin, sagt Pläsken, habe schon signalisiert, dass er sich deswegen keine allzu großen Sorgen machen brauche: Sie habe für Transportfahrten eine Ausnahmegenehmigung in Aussicht gestellt.