Bottrop-Kirchhellen. Land und Stadt Bottrop rüsten sich für einen Ausbruch der Schweinepest. In Kirchhellen soll bei Bedarf ein Seuchenkontrollzentrum entstehen.

Das Land NRW und die Stadt Bottrop bereiten sich vor auf einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Seit Anfang August sind die 21 Schweinehaltungsbetriebe in Bottrop verpflichtet, Maßnahmen zur Verhinderung und zur Früherkennung einer Infektion zu ergreifen. Die Stadt wird, wenn es zu einem Ausbruch kommt, in der Sporthalle Loewenfeldstraße ein Seuchenkontrollzentrum einrichten. Für ein Schleusen- und Dekontaminationssystem hat die Stadt außerplanmäßig 63.000 Euro bereitgestellt.

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Anlass der Planung für den Seuchenfall: Das Land mahnt wegen der ASP zur besonderen Wachsamkeit, nachdem das für Wild- und Hausschweine tödliche Virus Anfang Juli erstmals im Emsland an der Grenze zu NRW bestätigt worden war. 280 Sauen und 1500 Ferkel mussten getötet werden. Schon 2021 hatte das NRW-Landwirtschaftsministerium mit Hinweis auf die Seuche die Jagd auf Wildschweine weitestgehend freigegeben. „Wir sind auf die Unterstützung der Jägerinnen und Jäger angewiesen, um zu große Wildschweinepopulationen zu verhindern“, appellierte das Ministerium. Denn das Virus lässt sich von Wild- auf Hausschweine übertragen.

In Kirchhellen haben die Jäger diesen Aufruf konsequent umgesetzt, sagt Peter Kleinmann, Sprecher der Kreisjägerschaft. „Wir haben die Bestände deutlich ausgedünnt. In der Kirchheller Heide sind derzeit deutlich weniger Sauen unterwegs. Das zeigt sich auch an der gesunkenen Zahl der Wildschäden.“

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Sowohl die bei der Jagd erlegten Tiere als auch aufgefundene Wildschweinekadaver werden in NRW schon länger auf ASP untersucht, um rechtzeitige Informationen über ein Auftreten der Seuche zu erlangen. Die vom Land beauftragte „Wildtierseuchen-Vorsorgegesellschaft“ wäre sofort einsatzbereit, wenn in einem Wildschweinkadaver das Virus entdeckt würde. Sie könnte auf Anforderung der Stadt die Fundstelle dekontaminieren, weitere Kadaver suchen und bergen sowie mobile Wildtierzäune aufstellen und überwachen, um die Wildschweine von den Mastbetrieben fernzuhalten. In diesen Betrieben in Bottrop hat das statistische Landesamt (IT NRW) nach der letzten Zählung im März 2020 mehr als 29.000 Schweine gemeldet.

Das passiert bei einem Seuchenausbruch

Anlass für ein Hochfahren des Seuchenkontrollzentrums in der Sporthalle wäre nicht nur die ASP, sondern auch die klassische Schweinepest, die Maul- und Klauenseuche oder die Geflügelpest. Werden solche Erkrankungen in Tierbeständen festgestellt, löst das Bottroper Veterinäramt eine Reihe von Maßnahmen aus, die im Kontrollzentrum gesteuert werden. Um die betroffenen Betriebe werden Verbotszonen errichtet der Betrieb selbst wird gesperrt. Nach einem Nachweis der Seuche wird der betroffene Tierbestand getötet, die Stallungen müssen danach desinfiziert werden. Außerdem werden die Betriebe in der Umgebung untersucht.

Im Kontrollzentrum gesteuert wird die Ausgabe von Schutzkleidung und Desinfektionsmaterial. Hier sollen die Kontrolleure nach den Einsätzen in den Sperrzonen auch ihre Fahrzeuge desinfizieren. ihre Schutzkleidung entsorgen und duschen. Dafür werden Desinfektionsschleusen sowohl für Personen als auch für Fahrzeuge aufgebaut.

Schweinepest: So bereitet sich NRW vor

Seit 2018 bereiten sich die Behörden in NRW darauf vor, dass unter Wildschweinen die ASP ausbricht. Damals war die Schweinepest erstmals bei Wildschweinen in Belgien festgestellt worden. Seitdem übernimmt das Land die Untersuchungskosten für gefundene und erlegte Wildschweine und hat die Schonzeit für Wildschweine weitestgehend aufgehoben.

Im Kreis Recklinghausen wurde etwa die Bergung eines Wildschweinkadavers aus dem Rhein-Herne-Kanal geübt. Im Sauerland wird eine spezielle Hundestaffel trainiert: Die Hunde sollen bei einem möglichen Seuchenfall Wildschweinkadaver schnell finden und so weitere Übertragungen des Virus zu verhindern helfen.

Das Umweltministerium ruft dazu auf, Funde von toten Wildschweinen unmittelbar zu melden. Wer ein totes Wildschwein in NRW findet, wird gebeten, dies unter 0201/714488 oder per Mail an der Bereitschaftszentrale des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zu melden. Das Lanuv kümmert sich in Abstimmung mit den Kommunen um die schnelle Sicherung und Untersuchung des Wildschweins.