Bottrop. Bottroper Rheinbabenwerkstatt setzt auf Digitalisierung und schult Beschäftigte. Warum der barrierefreie Zugang zu Wissen neue Welten eröffnet.
Die Digitalisierung soll den Alltag erleichtern – das gilt auch für den von Menschen mit Behinderungen. Hier kann die Digitalisierung helfen, Fähigkeiten zu entwickeln, die vorher nicht da waren, die helfen, den Alltag zu meistern. Voraussetzung: Man wird entsprechend geschult. Die Bildungswerkstatt in der Rheinbabenwerkstatt der Diakonie hat sich genau dem verschrieben. Entsprechend groß ist dort die Freude, dass über ein Programm der EU nun Tablets angeschafft werden konnten. Außerdem kann die Einrichtung von dem Geld auch entsprechende Programme, sprich Apps kaufen.
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Dabei handele es sich um Lernplattformen, die teils speziell auf Menschen mit Einschränkungen zugeschnitten sind, erläutert Martina Thiele, Leiterin der Bildungswerkstatt der Bottroper Werkstätten. So könne man noch individueller auf die Stärken und Schwächen des Einzelnen eingehen und erreiche leichter Menschen, die vielleicht zum Lernen stärker visuelle Reize benötigen.
Die Vorlesefunktion ist eine enorme Erleichterung
Inhaltlich gehe es etwa darum, die soziale Kompetenz zu steigern. Ein einfaches Beispiel sei die Einführung in den ÖPNV. Anhand von Videos und leichten Erklärungen könne so die Bedienung eines Fahrkartenautomaten erklärt werden – eine enorme Erleichterung für Menschen mit Behinderung im Alltag. Grundsätzlich gehe es um den barrierefreien Zugang zu Wissen, sagt Martina Thiele.
Es gebe tolle Programme, die sofort Rückmeldung geben, wenn etwas richtig oder falsch gemacht wird, auch die Vorlesefunktion sei eine enorme Erleichterung, erklärt Martina Thiele einige der vielen und vermeintlich kleinen Vorteile, die Menschen mit Einschränkungen, die vielleicht nicht lesen können, ganz neue Welten eröffnen könnten. Auf der anderen Seite arbeite man teils mit denselben Apps wie beispielsweise auch die Schulen – etwa mit der Anton-App.
Bottroper Team geht auf die Gefahren in der digitalen Welt ein
Gleichzeitig gehe es der Bildungswerkstatt darum, durchaus vorhandene Gefahren in der digitalen Welt aufzuzeigen. Denn klar ist auch: Genügend Menschen, die in der Behindertenwerkstatt arbeiten, besitzen ein Handy, sind damit auch in sozialen Netzwerken unterwegs. „Wir führen dazu einmal im Jahr Befragungen durch, um zu erfahren, was die Beschäftigten im Internet machen, wo sie unterwegs sind, um unser Angebot darauf abzustimmen“, sagt Diakonie-Sprecher Michael Horst.
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Letztlich sei Digitalisierung in der Bildung ein Stück weit Normalität, sagt Martina Thiele mit Blick auf die durch Corona noch einmal angestoßene Entwicklung in den Schulen. „Sie ist überall präsent und es ist wichtig, dass Menschen mit Handicap da Zugang bekommen.“ Zumal im Arbeitsalltag in der Werkstatt die Digitalisierung auch voranschreitet – etwa durch den Einsatz von 3D-Druckern.
Ziel ist es, die Autonomie in unterschiedlichen Lebensbereichen zu stärken
Doch im ersten Schritt nutze man die neuen Geräte in der Bildungswerkstatt für die persönliche Bildung, sagt Martine Thiele, für den Aufbau von Arbeitskompetenz und Medienkompetenz, „weil wir als Bildungswerkstatt hier der Start in die Werkstatt sind“. Bedeutet, alle Beschäftigten in der Behindertenwerkstatt werden hier auf ihre Arbeit vorbereitet.
Zu Hochzeiten der Pandemie und des Lockdowns war die Werkstatt auch geschlossen. Da habe man Tablets angeschafft, dann aber bemerkt, dass es so ad hoc nicht funktioniere, dass weitere Bausteine nötig seien. Die rund 26.000 Euro EU-Förderung passen da genau. So habe man weitere Geräte, einen Hochleistungsbeamer und eben diverse Apps anschaffen können. So gelinge es, die Autonomie in unterschiedlichen Lebensbereichen zu stärken.