Bottrop. 140 Menschen auch mit hohem Unterstützungsbedarf finden in Bottrop attraktive Arbeitsplätze. Dafür investierte die Diakonie 4,7 Millionen Euro.

Verwaist liegen die Arbeitsplätze in der hellen, großzügigen Holzwerkstatt da, die Maschinen unter der hohen Decke stehen still, und beinahe menschenleer ist es auch im benachbarten Bereich von Montage und Verpackung. Nein, die Beschäftigten haben den neu errichteten, modernen Werkshallen der Rheinbabenwerkstatt nicht etwa schon den Rücken gekehrt. Im Gegenteil: Sie sind an diesem Morgen nur mit zahlreichen Gästen im Saal zusammengeströmt, um endlich die Einweihung ihres Neubaus zu feiern.

Gearbeitet wird in den neuen Produktionshallen schon seit Januar

In Betrieb sind die Produktionshallen an der Heinrich-Theißen-Straße bereits seit Januar, jetzt erlaubt die Corona-Pandemielage nicht nur das Arbeiten dort, sondern eben auch ein gemeinsames Fest samt Gottesdienst und Segnung.

Blick auf den Eingangsbereich der neuen Werkshallen der Rheinbabenwerkstatt in Bottrop.
Blick auf den Eingangsbereich der neuen Werkshallen der Rheinbabenwerkstatt in Bottrop. © Funke Foto Services | Heinrich Jung

Insgesamt fast 4,7 Millionen Euro hat das Diakonische Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten für den Neubau in die Hand genommen, fast ausschließlich Eigenmittel, erläuterte Sebastian Schwager, kaufmännischer Geschäftsführer der Diakonie, in seiner Ansprache. „Wir haben einen Standort geschaffen für Menschen mit Unterstützungsbedarf, der den Bedürfnissen absolut gerecht wird“, so Schwager.

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Denn diese Bedürfnisse, so zeigte Werkstätten-Geschäftsbereichsleiter Arnd Schreiner auf, haben sich seit dem ersten Bau aus dem Jahr 1977 doch stark geändert. Zum einen: „Immer mehr Beschäftigte sind mit uns alt geworden.“ Manche seien mittlerweile über 40 Jahre in der Werkstatt tätig, kämen heute zum Beispiel mit Rollator oder Rollstuhl zur Arbeit. Zum anderen habe sich aber auch der Assistenzbedarf derjenigen, die neu dazu kommen, verändert und erhöht. Sondenernährung oder Inkontinenzversorgung gehörten zum Spektrum dazu.

Gast bei der Einweihungsfeier war auch Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler. Links von ihm: Sebastian Schwager, kaufmännischer Geschäftsführer der Diakonie. Rechts sitzt Arnd Schreiner, Geschäftsbereichsleiter der Bottroper Werkstätten.
Gast bei der Einweihungsfeier war auch Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler. Links von ihm: Sebastian Schwager, kaufmännischer Geschäftsführer der Diakonie. Rechts sitzt Arnd Schreiner, Geschäftsbereichsleiter der Bottroper Werkstätten.

Dazu kommt: „Wir haben viele Personen mittlerweile, die aus dem Autismusspektrum sind“, so Schreiner. Diese haben noch andere Anforderungen an ihre Arbeitsplätze, so sollten diese möglichst reizarm sein. Passendes wurde im Altbau realisiert.

Neu sind Pflegezentren mit Deckenliftsystemen

Das neue, dreigliedrige Gebäude mit seinen knapp 1800 Quadratmeter Fläche und attraktiven Innenhöfen, für das alte Produktionsbereiche abgerissen wurden, verfügt nun u.a. über moderne Sanitär- und Pflegezentren mit Deckenliftsystemen, Ruheräumen und eine getrennte Unterbringung der Gewerke. 140 Beschäftigte finden hier Platz. „Steine alleine bringen uns nicht nach vorne“, ergänzte Schreiner und beschrieb auch ein neues inhaltliches Konzept, das auf den Säulen Pädagogik, Rehabilitation und Pflege fuße.

Gemeinsam mit Mitarbeitenden und Werkstatt-Beschäftigten habe man die neuen Hallen geplant, den Umzug gestemmt. Dafür bedankte Schreiner sich. Leicht sei all das nicht immer gewesen, bestätigten Mitglieder des Werkstattrates: „Es war für alle Beteiligten ein langer, beschwerlicher Weg.“ Doch jetzt könnten sich die Beschäftigten an den modernen Werkshallen erfreuen.

Bottrops OB: „Sie sind ein Gewinn für unsere Stadt“

Dass sie dort natürlich auch produktiv sind, als etablierter Partner im Bereich von Dienstleistungen und Fertigungen, unterstrich Oberbürgermeister Bernd Tischler in seinem Grußwort. Inklusion sei kein Selbstläufer, dafür müsse gearbeitet und geworben werden.

Die Diakonie sei ein bedeutender Anbieter von Teilhabe am Arbeitsleben. „Als Oberbürgermeister bin ich sehr dankbar für die Arbeit der Diakonie.“ Und er sei „stolz auf die Arbeit, die hier jeden Tag von ihnen allen geleistet wird. Sie sind ein Gewinn für unsere Stadt.“

Den Klimaschutz mitgedacht

Die Gebäudetechnik des Diakonie-Neubaus zielt auf den Klimaschutz ab. Dazu gehören eine Wärmerückgewinnungsanlage, eine Luft-Wärmepumpe als Klimaanlage, eine Fußbodenheizung im Niedrigtemperaturbereich und Photovoltaik-Anlagen auf den Hallendächern.

Letztere reduziere den externen Stromverbrauch und versorge auch das Diakonie-Wohnheim nebenan mit Strom. Bei den aktuell steigenden Energiepreisen ein echter Vorteil.