Bottrop. Hohe Preise treffen das Tierheim hart. Dazu kommen außerordentliche Belastungen. Spenden helfen, den Bestand zu sichern. Das kostet der Betrieb.

Mit Sorge blickt die Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop, Hildegard Tüllmann, auf den bevorstehenden Winter. Es ist die Heizkostenrechnung, die der Tierschützerin Bauchschmerzen bereitet. Das Tierheim Bottrop wird mit Öl und Gas beheizt, die steigenden Preise setzen dem Verein, der das Tierheim betreibt, zu.

Zumal der Betrieb des Tierheims nicht günstig ist. 500.000 Euro müsse der Verein Jahr für Jahr bisher dafür aufbringen, sagt Hildegard Tüllmann. Eine Summe, die erst einmal eingenommen werden muss. Das Geld wird für die Versorgung der Tiere gebraucht, für den Unterhalt des Tierheims aber auch für die Gehälter der 15 Mitarbeiter.

Bottroper Tierschützer zahlen 6000 Euro für Tier-OPs innerhalb kurzer Zeit

Und dann kommen eben oft genug auch noch außerordentliche Ausgaben dazu. So wie zuletzt: „Wir hatten einen Hund, der musste am Herzen operiert werden, zwei andere am Kreuzband“, berichtet Hildegard Tüllmann. Solche Operationen in der Tierklinik schlagen ordentlich zu Buche, rund 6000 Euro habe der Verein dafür in kurzer Zeit aufbringen müssen, sagt die Vorsitzende.

Jessica Helmke (l.) vom Verein Wunschzauberer übergibt Hildegard Tüllmann von den Tierfreunden Bottrop einen Scheck, um die Notlage im Tierheim zu überwinden. Dogge Enzo schaut interessiert zu.
Jessica Helmke (l.) vom Verein Wunschzauberer übergibt Hildegard Tüllmann von den Tierfreunden Bottrop einen Scheck, um die Notlage im Tierheim zu überwinden. Dogge Enzo schaut interessiert zu. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Von dieser außergewöhnlichen Belastung hat der Wunschzauberer-Verein erfahren und sich entschieden, dem Tierheim schnell zu helfen. Vorsitzende Jessica Helmke brachte deshalb einen Scheck über 2000 Euro vorbei. Geld, das das Tierheim gut gebrauchen kann. Jessica Helmke: „Wir haben von der Notlage in der Tageszeitung gelesen und sofort gesagt, dass wir da was machen.“

Tierheim Bottrop muss fünf Tierhäuser beheizen

Sie nutzte die Gelegenheit vor Ort zudem, um sich über die Arbeit und eben auch die Kosten, die so ein Tierheim verursacht, zu informieren. Denn: „Klar kennt man das Tierheim, aber wie groß das ist, was für ein Apparat dahinter steckt und welche Kosten das verursacht, ist einem ja gar nicht so bewusst.“

Auch interessant

Musiker und Liedermacher Heiko Fänger präsentiert zusammen mit dem Wunschzauberer seine neueste Kinderlieder-CD. Der Musiker hat coronabedingt seit einem Jahr keine Auftritte mehr. Der neue Verein „Wunschzauberer e. V.“ aber auch „Konjungtur“ helfen.
Wunschzauberer erfüllt in Bottrop nicht nur Kinderwünsche
Von Dirk Aschendorf

Insgesamt besteht das Heim aus fünf Häusern. In dreien sind Hunde untergebracht, dazu kommen das Katzen- und das Kleintierhaus. „Die müssen wir beheizen, wir können bei den Tieren nicht die Heizung runterregeln“, betont Hildegard Tüllmann. „Wir Menschen können uns einen dicken Pullover anziehen, bei den Tieren geht das nicht.“

Bottroper Tierheim ist zur Existenzsicherung auf Spenden angewiesen

Entsprechend schwierig sei es, Gas oder Öl zu sparen, vermutet sie. Zumal die Gebäude schon älter sind, die Wärmedämmung entsprechend nicht besonders gut ist. Was da an möglichen Mehrkosten auf die Tierfreunde zukommt, vermag Hildegard Tüllmann noch nicht abzuschätzen.

Doch die Tierfreunde sind, das stellt sie klar, für den Betrieb des Tierheims auf Spenden angewiesen, Zuschüsse gibt es nicht, erläutert sie. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung wagt sie auch keine Prognose, wie sich das Spendenaufkommen entwickelt. Die Menschen müssten sparen, was das für die Spenden ans Tierheim bedeutet, könne niemand vorhersagen.

Viele Tiere, die während Corona angeschafft wurden, werden jetzt abgegeben

Hinzu komme: Die Preissteigerungen treffen selbstverständlich auch das Tierheim an allen Stellen – nicht nur bei den Energiekosten. „Futter, Katzenstreu, Pellets für die Kleintiere – alles ist teurer geworden“, führt Hildegard Tüllmann aus. Zudem sei das Tierheim voll belegt, könne eigentlich keine weiteren Tiere aufnehmen.

„Die Menschen haben sich währen des Corona-Lockdowns Tiere angeschafft, jetzt wollen sie sie loswerden“, schildert Hildegard Tüllmann die Erfahrungen, die sie und ihre Helfer jetzt machen. Nach wie vor gilt ein Aufnahmestopp im Bottroper Tierheim. „Wir führen jetzt sogar Wartelisten für die Aufnahmen.“

Tierheim veranstaltet Anfang September eine Trödelmarkt

Denn im Gegenzug laufe die Vermittlung im Moment auch schleppend. „Aber wir machen uns natürlich Sorgen, wenn jetzt jemand anruft, sein Tier abgeben will und wir es nicht aufnehmen können. Wir wissen ja nicht, was dann mit dem Tier geschieht.“ Kooperationen mit anderen Tierheimen brächten da nur bedingt Abhilfe, die Probleme sein überall dieselben.

Zum Glück könne das Tierheim nun wieder die beliebten Trödelmärkte veranstalten. Der nächste findet statt am Samstag und Sonntag, 3. und 4. September, jeweils von 11 bis 17 Uhr. Angeboten werden Bücher, Spiele, CDs oder Tierbedarf. Der Erlös kommt dem Tierheim zugute. Zusätzlich gibt es auch An- und Verkaufsmöglichkeiten über die Facebook-Gruppe „Flohmarkt Tierheim Bottrop“.

Das Tierheim Bottrop freut sich auch über Geldspenden. Spendenkonto: IBAN DE25 4245 1220 0001 0066 00 bei der Sparkasse Bottrop oder DE86 4246 1435 5200 2083 00 bei der Vereinten Volksbank.