Bottrop. Bei der Nacht der Technik zeigt die Feuerwehr, dass sie mehr können muss als löschen. Besucher erfahren, was Alltagsgeschäft der Feuerwehr ist.

Die Berufsfeuerwehr Bottrop besteht seit 100 Jahren und muss eigentlich niemandem beweisen, wie vielseitig die Aufgaben sind, die sie übernimmt. Trotzdem will die Feuerwehr im Jubiläumsjahr den Bürgen zeigen, dass sie weit mehr kann – und können muss – als Feuer zu löschen. Deshalb veranstaltete die Feuerwehr am Samstagabend eine „Nacht der Technik“ in der Feuerwache.

Mit Einbruch der Dunkelheit war das Gelände an der Hans-Sachs-Straße in flackerndes blaues Licht der vielen Einsatzfahrzeuge auf dem Platz und in den Garagen getaucht. An sieben verschiedenen Stationen zeigten die Feuerwehrmänner in Vorführungen, was sie mit Hilfe ihrer Technik leisten können.

Besucher können mithilfe von Wärmebildkameras einen Parcours absolvieren

In der dunklen Sporthalle konnten die Besucher mit Wärmebildkameras einen Parcours durchlaufen und Stühle, Feuerlöscher oder Bälle identifizieren. Im Ernstfall zeigen die Kameras in verrauchten Räumen die Umrisse vermisster Personen, Glutnester oder Füllstände von Tanks und Tanklastern. Je heißer es irgendwo ist, umso heller erscheint die Stelle auf dem Bildschirm der Kamera. Eine Hand im Wasser dagegen verschwindet vom Kamerabild. Der siebenjährige Matteo war fasziniert: „Ein bisschen wie Zauberei, das sieht man nicht jeden Tag.“

Schweres Gerät wie der benzinbetriebene Trennschneider ist auch Teil der Ausrüstung der Feuerwehr.
Schweres Gerät wie der benzinbetriebene Trennschneider ist auch Teil der Ausrüstung der Feuerwehr. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

An mehreren Stellen ging es um die Befreiung von überfahrenen und eingeklemmten Personen. Bei der schnellen Variante wird ein Pkw mit einem Spreizer angehoben und der darunterliegende „Dummy“ auf einem Brett herausgezogen, größere und schwerere Fahrzeuge werden mit Hilfe von aufgeblasenen „Kissen“ pneumatisch angehoben.

Türen öffnen – das ist Alltagsgeschäft für die Bottroper Feuerwehr

Auf dem Hof steht ein demoliertes Unfallfahrzeug mit eingeklemmtem Beifahrer. Da die Türen nicht aufzubekommen sind, werden an den tragenden Säulen Entlastungsschnitte gemacht. Mit hydraulischen Rettungszylindern wird der Wagen anschließend „aufgeklappt.“ Ein höllischer Lärm lockt zur Station „Trennen und Brennen“. Ein riesiger Funkenregen wie von gigantischen Wunderkerzen erhellt die Umgebung, während ein Stahlträger mit dem Trennschleifer bearbeitet wird.

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Dazu führen die Feuerwehrmänner weitere Geräte und Maschinen vor, die unterschiedliche Materialien trennen können, um „irgendwo irgendwie“ reinzukommen – besonders wenn Menschenleben in Gefahr sind. „Türen öffnen“, das ist Alltagsgeschäft der Feuerwehr. Selbstverständlich beherrschen die Fachleute die „Notfallmethode“ mit Vorschlaghammer und Axt, aber auch die schonende Variante kommt zum Einsatz, wobei nur die Schließzylinder zerstört werden. Die Methode mit abgewinkelten Blechen bei nicht abgeschlossenen Türen – aus Krimis mit Kreditkarten bekannt – ist „kinderleicht“, wie Bruno (8) bestätigte, der sich an diese Aufgabe herantraute.

Verantwortliche sprechen von einem „gelungenen Abend“

In einer Halle werden Brand- und Explosionsentstehung simuliert: In eine Metallbox wird Gas eingeleitet und gezielt zur Entzündung gebracht. Je nach Situation kommt es zur lautstarken Verpuffung und Stichflammen. Das Gerät dient bei der Ausbildung dazu, den Anwärtern zu zeigen, wie sie sich in Gefahrensituationen verhalten müssen, um sich und andere nicht zu gefährden und Techniken im Umgang mit Gefahren zu erlernen. An weiteren Stationen konnten sich die zahlreichen Besucher über die Fahrzeuge und die Ausrüstungen informieren.

Interessiert verfolgten die Besucher die Vorführungen an den insgesamt sieben Stationen.
Interessiert verfolgten die Besucher die Vorführungen an den insgesamt sieben Stationen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Feuerwehrchef Kim Heimann und Pressesprecher Michael Duckheim stufen den Abend als gelungen ein: „Voller Erfolg, guter Besuch, dabei viele Kinder.“ Die gezeigten Tätigkeiten gehörten zum „Handwerk“ , würden im Einsatz gebraucht und deshalb „trocken“ geübt. Manches käme selten vor, aber Türöffnen sei mindestens dreimal in der Woche notwendig.

160 Feuerwehrmänner arbeiten in drei Schichten auf der Bottroper Wache

Ein weiteres wichtiges Anliegen war, geeigneten Nachwuchs für den Feuerwehrdienst zu finden. An einem Stand konnten sich Interessierte über den neuen Grundlehrgang informieren, der im April 2023 beginnt. Bewerbungsschluss ist Ende September, im Oktober beginnen die Einstellungstests. Voraussetzungen sind ein Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung. Die körperliche Tauglichkeit wird mit Hilfe eines geschlechtsneutralen Tests der Sporthochschule Köln festgestellt. Die Bewerber werden verbeamtet und müssen Deutsche oder EU-Bürger sein.

Dennis Peters hat bereits seine Bewerbung abgegeben, ein Praktikum im Rettungsdienst hat sein Interesse geweckt. Wenn er Ende des Jahres seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker abgeschlossen hat, möchte er in den Dienst wechseln. Die Feuerwehr Bottrop arbeitet zur Zeit mit 160 Leuten in drei Schichten. Der Fachkräftemangel macht sich auch bei der Feuerwehr bemerkbar. „Es ist schwierig, Leute zu finden, es gibt in Deutschland keine arbeitslosen Feuerwehrleute!“ sagt Pressesprecher Duckheim. Die Feuerwehr in Bottrop sei eine verhältnismäßig kleine Wache: „Bei uns kennt noch jeder jeden.“