Bottrop. Großartige Premiere des berühmten Musicals „Jesus Christ Superstar“ mit grandiosen Solisten, starker Band und dem Projektchor der Gemeinde.

Heiliger Bimbam, war das eine grandiose Show, die St. Johannes in der Boy in einen veritablen Musicaltempel für „Jesus Christ Superstar“ verwandelte. Man konnte nur atemlos staunen, mit welcher Verve und Professionalität das berühmte Musical über die letzten sieben Tage Jesu von den eigens gecasteten Solisten, dem Projektchor der Gemeinde und einer fabelhaften Band gerockt wurde.

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Die sei im Besonderen namentlich erwähnt, weil sie nicht auf der Bühne des Altarraums stand, sondern unsichtbar aus einem Tonstudio in der ersten Etage heraus die packende Grundierung ablieferte. Das erste Mal machte man spitze Ohren, als in der „Ouverture“ Daniela Pedro, der Original-Aufnahme von 1970 zum Verwechseln ähnlich, ihre E-Gitarre aufbrausen ließ. Imposant der junge Drummer Lars van de Sand, der zusammen mit Peter Schmidt am knackigen Bass die Geschichte bis zum bitteren Ende vorantrieb. Der Johannes Schroers mit erheblichem Keyboard-Einsatz orchestralen Glanz auflegte, den Elisabeth Otzisk als musikalisches Mastermind der aufwendigen Aufführung am E-Piano veredelte.

Andrew Lloyd-Webber und Tim Rice wären begeistert gewesen

Andrew Lloyd-Webber und sein Textdichter Tim Rice wären begeistert davon, wie leichtgängig die Inszenierung von Regisseur Markus Psotta daherkam und dabei unaufdringlich zeitgenössische Aktualität einbrachte. Da agierte der stimmgewaltige Chor schon mal mit leuchtenden Handys als Jesus-Followers, hetzte das Volk als sensationsgierige Reporter die Hohen Priester auf, während beim „King Herod’s Song“ fünf Tänzerinnen plus Eintänzer goldglitzernde Revue-Stimmung versprühten. Dass Psotta obendrein den ausverkauften Kirchenraum für die diversen Aufzüge seiner Chorgruppen clever nutzte, ergab eine schöne Eindringlichkeit ob der Nähe zu den begeistert jubelnden Zuhörern.

Denen freilich die Solisten die Sprache verschlugen. Von deren Ausdrucksstärke sich die Profis so manchen Musicaltheaters locker eine Scheibe abschneiden könnten. Faszinierend, wie sinister Thomas Lange mit großer Rockröhre den Judas in all seiner Zerrissenheit und Verzweiflung darstellte. Während Tobias Kubiczek auch stimmlich als Lichtgestalt eindrucksvoll „Jesus Christ Superstar“ verkörperte. Natürlich waren auch die anderen tragenden Rollen der fein illuminierten Show astrein besetzt. So mit Patricia Psotta als Maria Magdalena, deren „I Don’t Know How To Love Him“ schlicht grandios tönte. Während Pastor Clemens Hruschka seine Traumrolle als Pontius Pilatus mit samtigem Bariton überzeugend ausfüllte.

Bottroper Aufführung wäre in jedem Stadttheater ein Dauerbrenner

Nach gut zwei Stunden war man tief bewegt und hoch begeistert von dieser Inszenierung, deren Niveau von einem simplen Gemeindeprojekt meilenweit entfernt ist und in jedem Stadttheater ein Dauerbrenner wäre. Weitere Aufführungen sind mehr als wünschenswert – alles andere ist schlicht unchristlich.